»Ohne Dialog keine Innovation«

Mit dem Standortwechsel nach Hagenberg rückt der IT-Cluster näher an Forschungsinstitutionen, Unternehmen und Talente heran. Im Interview zieht Cluster-Manager Frederic Hadjari eine erste Bilanz und spricht über Synergien, technologische Entwicklungen und die Rolle des Netzwerks in Zeiten beschleunigter Digitalisierung. [...]

Frederic Hadjari ist Cluster-Manager, Business Upper Austria – IT-Cluster OÖ. (c) Business Upper Austria
Frederic Hadjari ist Cluster-Manager, Business Upper Austria – IT-Cluster OÖ. (c) Business Upper Austria

Der IT-Cluster hat seinen Sitz nach Hagenberg verlegt – wie hat sich diese Entscheidung auf die tägliche Arbeit und das Netzwerk ausgewirkt?

Der Umzug war ein strategischer Schritt – und rückblickend eine Punktlandung. In Hagenberg sind wir dort, wo Innovation täglich gelebt wird. Die Nähe zur Forschung, zur FH, zu Startups und etablierten Playern hat die Dynamik spürbar erhöht. Man begegnet einander nicht nur bei Meetings, sondern auch mal am Kaffeeautomaten. Genau diese kurzen Wege erzeugen lange Wirkung.

Wie profitieren die rund 200 Partnerunternehmen konkret von der Nähe zum Softwarepark Hagenberg?

Sie profitieren von einem echten Innovationsökosystem. Ob im Austausch mit Forschungseinrichtungen, beim Zugang zu Talenten oder durch unsere vielen koordinierten Kooperationsprojekte – hier wird Digitalisierung nicht diskutiert, sondern gemacht. Und ganz ehrlich: Wo sonst findet man so viel Tech-Knowhow pro Quadratmeter?

Der IT-Cluster gilt als Katalysator für Digitalisierung in Oberösterreich. Wie bringen Sie IT-Innovationen in andere Branchen?

Digitalisierung ist kein IT-Thema mehr – sie ist das Rückgrat jeder Branche. Von der Automatisierung in der Produktion bis hin zu datengetriebenen Services im Tourismus: Wir setzen auf echte Zusammenarbeit, keine Buzzwords. Unsere Rolle ist die des Brückenbauers zwischen Tech-Welt und klassischer Industrie – manchmal auch mit Übersetzungsfunktion.

Payment, Blockchain, IT-Security – welche Entwicklungen sehen Sie aktuell als besonders zukunftsweisend für den Cluster?

Drei Stichworte: Vertrauen, Tempo und Transparenz. Echtzeit-Zahlungen sind im Vormarsch, Blockchain wird vom Buzzword zum Tool für konkrete Lösungen, und IT-Security ist das Fundament von allem. Wer hier vorne ist, wird die digitale Wirtschaft mitgestalten – und genau das wollen wir mit unseren Partnern tun.

Wie gelingt es Ihnen, im IT-Cluster branchenübergreifende Kooperationen voranzutreiben?

Mit einem offenen Ohr, einer Portion Neugier und dem richtigen Format zur richtigen Zeit. Wir sprechen nicht nur über Synergien – wir erzeugen sie, sei es über Innovationsworkshops, Matching-Events oder über konkrete Pilotprojekte. Und manchmal genügt auch ein Anruf zur richtigen Zeit mit dem Satz: »Ich hab da jemanden, den musst du kennenlernen.«

Was zeichnet Hagenberg als »Silicon Valley« Oberösterreichs aus – und was braucht es, um diesen Status weiter auszubauen?

Wir haben hier einen einzigartigen Mix aus Forschung, Wirtschaft und Ausbildung – kombiniert mit echter Lebensqualität. Was wir brauchen? Mehr Sichtbarkeit, mehr internationale Vernetzung und – ganz wichtig – das Selbstbewusstsein zu sagen: Ja, wir sind ein Hotspot für digitale Innovation. Und der nächste Tesla? Der kann ruhig mal aus Hagenberg kommen. Übrigens: BMW und Porsche Informatik sind schon bei uns angesiedelt. 

Wie wichtig sind Formate wie der IT-Unternehmer:innen-Dialog oder Cluster-Events für die regionale Innovationskultur?

Ohne Dialog keine Innovation. Unsere Veranstaltungen sind das soziale Rückgrat unseres Netzwerks. Sie bringen Menschen zusammen, schaffen Vertrauen und machen Innovation greifbar. Und ganz ehrlich: Bei Kaffee und Krapfen sind schon die besten Ideen entstanden.

Welche Synergien entstehen durch die enge Zusammenarbeit mit den anderen Clustern von Business Upper Austria?

Es geht nicht um Silos, sondern um Schnittstellen. Gemeinsam mit dem Mechatronik-, Lebensmittel- oder Kunststoff-Cluster entstehen ganz neue Innovationsräume. Die Digitalisierung ist überall – wir liefern das Betriebssystem dafür. Und durch die enge Zusammenarbeit können wir viele Synergien heben, schneller und smarter.

Am 22. Oktober steht die Veranstaltung zur Zukunft der Digitalisierung bevor. Was können sich die Gäste erwarten?

Einen Tag voller Impulse, Begegnungen und Blick in die Zukunft. Wir holen spannende Speaker, zeigen konkrete Use Cases und bringen Menschen zusammen, die gemeinsam digitale Chancen nützen wollen. Wer nur an Digitalisierung denkt, aber nicht handelt, wird dort garantiert inspiriert, zu handeln.

Wie begegnet der IT-Cluster den Herausforderungen rund um Regulierungen wie NIS2 und dem rasanten Tempo der KI-Entwicklung?

Mit Pragmatismus, Knowhow und einer guten Portion Gelassenheit. Regulierungen wie NIS2 sind wichtig, aber wir lassen uns davon nicht lähmen. Stattdessen übersetzen wir sie in konkrete Handlungsschritte für unsere Unternehmen.

Und was KI betrifft: Wir sehen sie nicht als Bedrohung, sondern als Turbo – vorausgesetzt, sie wird klug und ethisch eingesetzt. Am Ende des Tages gilt: Wer mitgestaltet, braucht keine Angst vor der Zukunft zu haben. Wer sich jetzt noch von der KI drückt, wird bald aus dem Markt sein.


Mehr Artikel

News

Produktionsplanung 2026: Worauf es ankommt

Resilienz gilt als das neue Patentrezept, um aktuelle und kommende Krisen nicht nur zu meistern, sondern sogar gestärkt daraus hervorzugehen. Doch Investitionen in die Krisenprävention können zu Lasten der Effizienz gehen. Ein Dilemma, das sich in den Griff bekommen lässt. […]

Maximilian Schirmer (rechts) übergibt zu Jahresende die Geschäftsführung von tarife.at an Michael Kreil. (c) tarife.at
News

tarife.at ab 2026 mit neuer Geschäftsführung

Beim österreichischen Vergleichsportal tarife.at kommt es mit Jahresbeginn zu einem planmäßigen Führungswechsel. Michael Kreil übernimmt mit 1. Jänner 2026 die Geschäftsführung. Maximilian Schirmer, der das Unternehmen gegründet hat, scheidet per 14. April 2026 aus der Gesellschaft aus. […]

News

Warum Unternehmen ihren Technologie-Stack und ihre Datenarchitektur überdenken sollten

Seit Jahren sehen sich Unternehmen mit einem grundlegenden Datenproblem konfrontiert: Systeme, die alltägliche Anwendungen ausführen (OLTP), und Analysesysteme, die Erkenntnisse liefern (OLAP). Diese Trennung entstand aufgrund traditioneller Beschränkungen der Infrastruktur, prägte aber auch die Arbeitsweise von Unternehmen.  Sie führte zu doppelt gepflegten Daten, isolierten Teams und langsameren Entscheidungsprozessen. […]

News

Windows 11 im Außendienst: Plattform für stabile Prozesse

Das Betriebssystem Windows 11 bildet im technischen Außendienst die zentrale Arbeitsumgebung für Service, Wartung und Inspektionen. Es verbindet robuste Geräte, klare Abläufe und schnelle Entscheidungswege mit einer einheitlichen Basis für Anwendungen. Sicherheitsfunktionen, Updates und Unternehmensrichtlinien greifen konsistent und schaffen eine vertrauenswürdige Plattform, auf der sowohl Management als auch Nutzer im Feld arbeiten können. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*