OÖ Zukunftsforum 2021

Beim diesjährigen Zukunftsforum, das unter dem Motto "Der Mensch im Zentrum Künstlicher Intelligenz" stand, zeigten 34 Expertinnen und Experten Möglichkeiten und Chancen in verschiedenen Anwendungsfeldern auf – von Mobilität über energieeffiziente Produktion und Regionalentwicklung bis hin zur Unterstützung des Menschen im Alltag. [...]

Keynote-Speakerin Michaela Jungwirth ist Data-Science-Expertin bei Accenture Österreich. (c) CityFoto – Roland Pelzl
Keynote-Speakerin Michaela Jungwirth ist Data-Science-Expertin bei Accenture Österreich. (c) CityFoto – Roland Pelzl

Der Tenor stand in allen digitalen Sessions im Einklang mit dem Motto des Zukunftsforums: Das Miteinander von Mensch und Maschine wird der entscheidende Erfolgsfaktor. Wo es gelingt, Fähigkeiten zu vereinen, wird KI positive Auswirkungen auf unser Leben haben, ja manche Entwicklungen überhaupt erst möglich machen.

„Wenn alle Nachbarn gleichzeitig ihren Tesla laden, wird’s schwierig für das Netz. Dafür braucht es intelligente Systeme, um die Energieversorgung zu steuern“, sagte Energie-AG-Technikvorstand Stefan Stallinger in der Eröffnungsrunde. Landeshauptmann Thomas Stelzer brachte die Medizintechnik als Anwendungsfeld ein: „Gerade in der aktuellen Gesundheitskrise zeigt sich, wie wichtig und nutzenbringend sich KI einsetzen lässt“. Wirtschafts- und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner erklärte den Ansatz in der heimischen Wirtschafts- und Forschungsstrategie: „Es geht darum, aus der Digitalisierung Wertschöpfung, neue Geschäftsmodelle zu erzeugen. Und KI ist da ein großer Treiber.“

Lösungsansätze gesucht

Keynote-Speakerin Michaela Jungwirth, Data-Science-Expertin bei Accenture Österreich, zitierte aus einer Umfrage unter 1.500 Top-Managern: Acht von zehn sehen ohne KI ihr Geschäftsmodell bedroht. Genauso viele haben bereits Pilotversuche gestartet. Doch auf dem Weg in die Umsetzung lauern viele Stolpersteine. „Um sie zu überwinden, darf die Umsetzung nicht an einzelnen Personen hängen. Es braucht multidisziplinäre Teams, ein KI-Mindset im ganzen Unternehmen, ein datengetriebenes Denken“, so Jungwirth.

Dass die Unternehmen offen für die Nutzung ihrer Daten sind, bestätigte WKOÖ-Vizepräsidentin Angelika Sery-Froschauer. „Sie sehen: KI ist kein Trend, es ist eine langfristige Entwicklung. Wir merken eine große Nachfrage vor allem von KMU in unserer Beratung.“

IV-OÖ-Präsident Axel Greiner hob das einzigartige Biotop in Oberösterreich hervor, das helfe, Industrie mit Start-ups zu vernetzen. „So spielt es keine Rolle, ob klein oder groß. KI kann so allen nutzen, wenn wir genügend Fachkräfte haben. Ich hoffe stark auf die neue Digitaluniversität.“

Autonomes Fahren

„Es gibt schon tolle Anwendungen für KI, aber die Killerapplikation ist autonomes Fahren“, stellte Rudolf Ramler vom Software Competence Center Hagenberg seinem Vortrag voran. Die Forschungseinrichtung beschäftigt sich mit der Zuverlässigkeit von KI – nach dem Motto „testen, testen, testen.“ Denn bis die KI das Steuer wirklich übernimmt, sind noch viele Kilometer zu fahren. Neben allen technischen Entwicklungen spielt das Vertrauen, besser gesagt die Vertrauenswürdigkeit der KI eine entscheidende Rolle. Und daran kiefeln Unternehmen genauso wie Forschungseinrichtungen: Hält die KI gesetzliche Bestimmungen ein? Das ist beispielsweise das Geschäftsfeld der Kontrol GmbH. Und die Frage ist komplex, denn die Straßenverkehrsordnung ist umfangreich und regionsspezifisch extrem vielfältig.

Ressourceneffiziente Produktion

Die Steigerung der Produktivität und Ressourceneffizienz sowie eine Flexibilisierung des Produktionsprozesses waren die meistgenannten Erwartungen der Teilnehmer an KI bei einer zu Beginn durchgeführten Umfrage. Und genau das waren auch die beherrschenden Themen der gesamten Session: Sei es die Optimierung der Qualität von Stahlschrott, die vorausschauende Wartung von Maschinen und Anlagen oder Algorithmen für die optimale Abstimmung von Energiesystemen.

Lebensräume intelligent gestalten

Die große Stunde der Algorithmen schlägt immer dann, wenn es um komplexes Zusammenwirken unterschiedlicher Faktoren geht. Daher finden sich auch in der Stadtplanung Anwendungsfelder für KI, wie Angelos Chronis vom Austrian Institute of Technologie zeigte: Mit Hilfe von KI werden beispielsweise Lärm-entwicklung oder Klimaveränderungen simuliert.

Auch am Bau hält KI Einzug: Franz Haller von Mixteresting stellte seine Software vor, die aufs Optimieren von Betonmischungen spezialisiert ist. 700 Mio. Tonnen CO2 ließen sich jährlich mit dieser Methode einsparen. Bei Rhomberg Bau sind dagegen Roboterhunde auf den Baustellen unterwegs und übernehmen Vermessungs- und Inventuraufgaben. Und beim Kompetenzzentrum Holz beschäftigt sich Forscher Martin Riegler mit der Fertighausproduktion der Zukunft: Ein Assistenzsystem unterstützt die Belegschaft beim Zusammenbauen der Fertigteilelemente. „Dadurch braucht sie im Vergleich zur Arbeit mit Papierplänen nur die Hälfte der Zeit.“ Eine große Herausforderung liegt dabei in der Mensch-Roboter-Interaktion und in der Akzeptanz einer KI als „Kollegin“. Zahlreiche Projekte der FH Oberösterreich und von Forschungseinrichtungen beschäftigen sich mit solchen Anwendungsfällen. Roman Froschauer, Professor für Produktionsinformatik an der FH OÖ Campus Wels, stellte etwa vor, wie digitale Arbeitsanweisungen gestaltet sein müssen, um sie gut nutzbar zu machen.


Mehr Artikel

News

Bad Bots werden immer menschenähnlicher

Bei Bad Bots handelt es sich um automatisierte Softwareprogramme, die für die Durchführung von Online-Aktivitäten im großen Maßstab entwickelt werden. Bad Bots sind für entsprechend schädliche Online-Aktivitäten konzipiert und können gegen viele verschiedene Ziele eingesetzt werden, darunter Websites, Server, APIs und andere Endpunkte. […]

Frauen berichten vielfach, dass ihre Schmerzen manchmal jahrelang nicht ernst genommen oder belächelt wurden. Künftig sollen Schmerzen gendersensibel in 3D visualisiert werden (c) mit KI generiert/DALL-E
News

Schmerzforschung und Gendermedizin

Im Projekt „Embodied Perceptions“ unter Leitung des AIT Center for Technology Experience wird das Thema Schmerzen ganzheitlich und gendersensibel betrachtet: Das Projektteam forscht zu Möglichkeiten, subjektives Schmerzempfinden über 3D-Avatare zu visualisieren. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*