„Österreich hat eine sehr gute Förderstruktur“

Der gemeinnützige Verein AustrianStartups bemüht sich seit 2013, heimischen Startups eine größere Wahrnehmung und Vernetzung zu verschaffen und setzt sich als Sprachrohr der Branche auch auf politischer Ebene für die Interessen der Jungunternehmer ein. [...]

Der Verein Austrian Startups wurde mit dem Ziel gegründet, einen Schulterschluss für die gesamte österreichische Startup-Branche zu ermöglichen. Austrian-Startups fördert, unterstützt und vernetzt die Startups und steht auch im Dialog mit der Politik, um die Rahmenbedingungen für Startups in Österreich zu verbessern. Die Plattform wurde bewusst als Verein gegründet, um einerseits vollkommen unabhängig zu sein und durch das Wegfallen eines gewinnorientierten Ansatzes als glaubwürdiges Sprachrohr der heimischen Gründerszene fungieren zu können. Die COMPUTERWELT hat mit Managing Director Christoph Jeschke gesprochen.

Wie hat sich Austrian Startups seit der Gründung 2013 entwickelt?
Christoph Jeschke: Es wurde eigentlich gleich zu Beginn sehr spannend, weil ja 2013 Nationalratswahlen stattgefunden haben. Daher sind viele Startups auf uns zu gekommen und haben uns ersucht, ihre Bedürfnisse und Forderungen künftigen politischen Entscheidungsträgern kundzutun. Auch die Politik war daran durchaus interessiert, was uns sehr früh einen gewissen Professionalisierungsschub verschafft hat. Wir haben auch von der Netidee in einer frühen kritischen Phase einen Finanzierungsschub bekommen. Das waren eigentlich die Ersten, die wirklich an uns geglaubt haben. Heute versuchen wir uns auf drei Dinge zu konzentrieren: Einerseits die erste Anlaufstelle für Startups zu sein, andererseits ein Multiplikator zu sein und Initiativen, die es gibt, zu unterstützen und in die Community hinaus zu tragen. Zu guter Letzt wollen wir auch als Lobbyist der Szene auftreten. In den nächsten Tagen haben wir etwa ein Gespräch mit Bundesminister Schelling, wo es auch um die wichtigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Startups gehen wird.

Haben Sie den Eindruck, dass es in der Politik Bewegung in Richtung mehr Unterstützung für Startups gibt?
Eines haben wir schnell gelernt. Es gibt einen großen Unterschied zwischen der Wirtschaft und der Politik. In der Wirtschaft gibt es Vereinbarungen und die werden umgesetzt. In der Politik muss jede Entscheidung in der Koalition verhandelt werden. Was dann am Ende des Tages rauskommt, weiß man nie so genau. Ich habe aber schon das Gefühl, dass die erhöhte mediale Präsenz von Startups in den letzten ein bis zwei Jahren auch in der Politik ein Umdenken ausgelöst hat. Es hat letztes Jahr auch schon sehr viel mehr Investments gegeben.

Was sind denn die grundlegenden Wünsche und Forderungen der Startup-Community? Hören Sie immer die gleichen Punkte?
Wir haben auf unserer Plattform ein Visionspapier angelegt. Man muss auch zwischen kurzfristig umsetzbaren Zielen und größeren, langfristigen Zielen unterscheiden. Im Grunde geht es sowohl um Bildungsthemen als auch um die Frage der politischen Verantwortung, aber auch um Finanzierung von Startups, Entbürokratisierung und natürlich die Förderlandschaft. Lohnnebenkosten sind aber im Grunde für alle Startups ein großes Thema. Die Frage hier ist natürlich auch – was davon ist realistisch umsetzbar. Lohnnebenkosten sind ja schon ewig ein Thema. Der schnellste Hebel ist natürlich der Punkt Finanzierung. Je mehr Gründer zu einem frühen Zeitpunkt zu Geld kommen, desto mehr können dementsprechend auch ihr Business aufziehen und auch wachsen.

Gibt es zu wenig Investitionskapital in Österreich?
Es muss mehr Initiativen geben, etwa steuerliche Anreize für Business Angels, oder dass man ein Fund auf Fund-Modell stärkt, indem einerseits der Staat in Fonds investiert, die ihrerseits in Startups investieren, oder Unternehmen dazu einlädt oder verpflichtet, gewisse Anteile in Startup-Fonds zu investieren. Dafür gibt es einige internationale Beispiele. Ein etwas plakatives Beispiel: In Chile etwa bekommt jedes Startup 100.000 Dollar vom Staat in die Hand gedrückt. Das wird auch ausländischen Startups angeboten. In New York gibt es große Steuervorteile, die Startups in den ersten zehn Jahren angeboten werden. Die italienische Politik hat ein Startup-Paket umgesetzt, quasi die zehn Gebote für Startups. Das alles gibt es in Österreich nicht.

Wie sieht es mit der Förderlandschaft in Österreich aus?
In Österreich haben wir eine sehr starke und gut ausgebaute Förderstruktur. Das ist auch notwendig, weil so wenig Risikokapital vorhanden ist. Prinzipiell bietet das Ökosystem in Österreich sehr viele Vorteile. Es hilft auch nichts ständig zu jammern, wie schwierig es hier ist. Das ist auch nicht immer gültig. Daher ist es auch umso wichtiger und auch unsere Aufgabe, Erfolge nach außen zu tragen und zu sagen: „Schaut, da hat es wieder jemand geschafft“. Es fehlt aber noch eine gewisse Professionalisierung. Es muss auch noch mehr untereinander kommuniziert werden. Es ist immer noch sehr schwer, Förderungen ab etwa 500.000 Euro zu bekommen. Wenn mehr Startups diese größeren Förderungen bekommen würden, könnten sie auch mehr an die Community zurückgeben.
Der Zusammenschluss von speedinvest, Pioneers Festival und Hansi Hansmann, die jetzt den speedinvest2-Fond auflegen, ist ein sehr wichtiger Schritt gewesen, weil es damit einen Fond gibt, der 50 Millionen Euro in Österreich vergeben kann.

Wie viele Startups kommen aktuell aus dem IKT-Bereich?
Ich würde sagen plus minus 70 Prozent. Ein paar Jahre war die Zahl steigend, in nächster Zeit wird sie wohl eher gleich bleiben, weil das Thema soziales Unternehmertum auch immer stärker wird.

Das Gespräch führte Alex Wolschann.

Christoph Jeschke:
Christoph Jeschke war zehn Jahre im Kulturmanagement, Banking und Online Marketing tätig. Neben seinem BWL Studium machte Jeschke erste Erfahrungen im Art Consulting. Er baute zeitgleich ein Auktionshaus für österreichische Kunst auf. Danach spezialisierte er sich auf Online Marketing und war für Wiener Agenturen tätig. 2013 gründete Jeschke mit fünf jungen Unternehmern den gemeinnützigen Verein AustrianStartups.


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