Österreich: Land der Cloud-Services

Österreich ist Europameister. Und das gleich doppelt. Mit dem Lebensministerium und Fabasoft wurden im Rahmen des europaweiten Eurocloud Awards zwei österreichische Einrichtungen für ihre innovativen Cloud-Services ausgezeichnet. [...]

„Am meisten erstaunt hat mich auf der Veranstaltung rund um den Eurocloud Award die Erkenntnis, dass der Hype um Cloud in Wahrheit vorbei ist“, sagt Franz Mochty, Projektleiter des mit dem „Best Public Sector Award“ ausgezeichneten EDM-Cloud-Service des Lebensministeriums. „Das Ganze bekommt nun wirklich Tiefe. Früher hat jeder IT-Anbieter schauen müssen, dass das Wort Cloud irgendwie vorkommt. Jetzt setzen sich Unternehmen ernsthaft mit Cloud auseinander und damit steigt auch deutlich die Qualität. Nun geht es daran herauszufinden, was die Cloud für das eigene Unternehmen leisten kann.“

Für den Staat jedenfalls kann die Cloud schon jetzt einiges leisten: Mit der E-Government-Anwendung EDM unterstützt das Lebensministerium Unternehmen bei der Einhaltung der umfangreichen Compliance-Vorgaben im Bereich des Umweltschutzes. Beispielsweise wird dadurch die Entsorgung von Abfällen vereinfacht oder die Messung und Kontrolle der Emissionswerte von Industrieanlagen  erleichtert. Teile der SaaS-Lösung werden bereits länderübergreifend, etwa in Kooperation mit Behörden in Deutschland, Belgien und der Schweiz, eingesetzt und dementsprechend groß war Mochty zufolge auch das Interesse der ausländischen Kollegen an der heimischen Lösung. Denn „EDM sorgt für verbesserte Kontrollmöglichkeiten und effizientere Abläufe bei reduziertem Verwaltungsaufwand und gleichzeitiger Verbesserung der Umweltstandards.“ Besserungen, die ohne Cloud-Unterstützung nicht möglich wären.

Neben dem prämierten EDM-Service des Lebensministeriums – nach dem Sieg des BRZ im Vorjahr übrigens bereits der zweite österreichische Sieger aus dem Public Sector in Folge – konnte auch der Linzer Softwareanbieter Fabasoft einen Award einheimsen: Das Unternehmen wurde in der Kategorie „Best Business Impact by Cloud Services“ für die Umsetzung einer Cloud-Lösung für zentrales Zertifikatsmanagement in der Automobilindustrie bei der Daimler AG ausgezeichnet. Umgesetzt wurde das Projekt zwar in Deutschland – die Software kommt aber aus Österreich. „Dank Folio Clouds hochperformanter Entwicklungsplattform konnte das zentrale Management von Zertifikaten der Daimler AG binnen fünf Tagen in einer Cloud-App umgesetzt werden“, erklärt Michael Schüler, Projektleiter bei Daimler. Die neue Lösung bringt laut Schüler nicht nur signifikante Kosten- und Wettbewerbsvorteile für alle am Prozess beteiligten Partner, sondern sorgt zudem für eine hohe Qualitätssteigerung im Handling der Zertifikate. Und die Umsetzung des Projektes wäre ohne Cloud niemals so schnell gegangen.

Der Erfolg der Cloud-Angebote von Fabasoft ist Andreas Dangl zufolge, Geschäftsführer von Fabasoft Cloud, einfach erklärt: „Wir adressieren ganz konsequent das Thema B2B-Collaboration, wo es darum geht, über Unternehmensgrenzen hinweg sehr effizient und trotzdem sicher zusammenzuarbeiten.“ Wichtig sei dabei nicht zuletzt das Standortargument. „Unser Anspruch ist: In Europa als Europäer ein Service für die sichere B2B-Collaboration zu bieten, sodass die Anforderungen europäischer Unternehmenskunden an gesetzliche Rahmenbedingungen, an Compliance, an Datenschutz auch entsprechend erfüllt werden können.“ Kunden hätten somit nicht nur die Sicherheit, dass die Daten beispielsweise in Deutschland liegen, sondern könnten mit einer deutschen Firma unter deutschem Datenschutzgesetz deutsche Verträge machen. Aktuell betreibt Fabasoft zu diesem Zweck Rechenzentren in Deutschland, in Österreich und der Schweiz und „arbeitet derzeit daran, das Angebot auf ganz Europa auszudehnen“.

Die Zukunft liegt nicht nur für Europa in der Cloud, sind sich die beiden Award-Gewinner aus Österreich einig. Eine derartige Vereinfachung vieler Prozesse, wie sie Cloud-Services ermöglichen, ist anders nicht möglich. „Dank der Cloud muss nicht jeder andauernd das Rad neu erfinden. Man kann damit Lösungen angepasst entwickeln und für viele Bereiche einheitlich zur Verfügung stellen“, sagt Mochty. „Gerade im staatlichen Bereich geht es ja nie um Individuallösungen. Es geht um möglichst günstige Lösungen für alle Beteiligten eines Prozesses, die sich mit wenig Implementierungsaufwand bestmöglich in die betriebsinternen Prozesse und die ­interne Datenverarbeitung integrieren lassen.“ Das ist aus Mochtys Sicht ohne Cloud nicht möglich: „Wenn wir Software entwickeln würden, die die Betriebe installieren müssten, dann wäre unser EDM-System nicht zustande gekommen.

Auch für Fabasoft-Manager Dangl führt kein Weg an der Cloud vorbei: „Man schafft es über Cloud-Services aufgrund von Skaleneffekten, aufgrund von Vorhersehbarkeit von Kosten, das Thema IT hochprofessionell und hochsicher zu adressieren. Und trotzdem bleiben auf der anderen Seite mehr Ressourcen, mehr Geld um sich auf die Kernkompetenz zu konzentrieren.“ In den USA zum Beispiel zerbreche sich kein Startup oder mittelständisches Unternehmen über Themen wie IT-Budget oder Investitionen in Hardware den Kopf: „Die beziehen aus der Cloud die Services, die sie für ihre aktuellen Aufgaben brauchen und stecken ihre Ressourcen in ihr Geschäft. Oder in Marketing. In Dinge, die das Unternehmen weiter bringen.“

Ganz so weit wie die USA ist Europa in Sachen Cloud-Nutzung noch nicht. Sicherheitsbedenken, so irrational sie auch sein mögen, lassen sich nur schwer ausräumen: „Die Sicherheit ist oft eine Gefühlssache“, sagt Dangl. Die Vorteile dagegen seien objektiv messbar. „Fakt ist, dass Fabasoft einen Sicherheitslevel bieten kann, der unabhängig von NSA-Themen ist und auch zertifiziert und nachvollziehbar das höchste Maß an technischer und organisatorischer Sicherheit bietet.“ Mit der Cloud kommt eine neue Art des Arbeitens, auf die man sich Mochty zufolge einlassen muss: „Veränderung ist immer schwierig. Damit muss man umgehen. Wichtig ist, dass wir die Menschen dafür schulen. Die Anwender müssen lernen, was sie mit welchen Daten machen dürfen.“ Schließlich sei der Mensch immer noch die größte Sicherheitslücke. „Wir müssen die Menschen zu verantwortungebewusstem Umgang mit Daten erziehen.“ (oli)


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