ITWelt.at sprach mit den Buchautoren Max Körbächer und Andreas Grabner über ihr aktuelles Werk "Platform Engineering for Architects" und die Rolle von Plattformen, DevOps, FinOps und KI in zukunftsorientierten IT-Unternehmen. [...]
Für wen haben Sie das Buch geschrieben?
Max Körbächer: Ursprünglich war die Idee, ein breiteres Publikum anzusprechen. Der Verlag riet uns dazu, uns nicht zu stark auf eine bestimmte Zielgruppe festzulegen. Interessanterweise hat sich daraus ergeben, dass das Buch sowohl für technische Leser wie DevOps-Engineers als auch für Entscheidungsträger wie CIOs oder IT-Vorstände gut geeignet ist. Uns war wichtig, ein Werk zu schaffen, das nicht an Aktualität verliert – also nicht ausschließlich technologische Trends behandelt, die in ein, zwei Jahren womöglich wieder überholt sind.
Das Buch behandelt nicht nur Technik, sondern auch betriebswirtschaftliche Aspekte. Ist es auch für Geschäftsführer relevant?
Max Körbächer: Absolut. Natürlich wird es stellenweise sehr technisch – aber es liefert konkrete Handlungsempfehlungen, etwa fünf Maßnahmen, mit denen man Transparenz in seine IT-Kosten bringt. Das Kapitel ersetzt keine vollständige Einführung in FinOps, aber es gibt Werkzeuge an die Hand und schafft ein Bewusstsein für den Umgang mit Kosten – und darauf lässt sich aufbauen.
Ein Thema, das im Buch eher am Rande behandelt wird, ist generative KI. Welche Rolle spielt sie künftig im Platform Engineering?
Max Körbächer: Zwei Perspektiven sind dabei relevant. Erstens: Wie kann Platform Engineering helfen, GenAI effizient bereitzustellen? Technologisch ist GenAI noch sehr jung, Modelle und Methoden ändern sich wöchentlich. Aus Engineering-Sicht wirkt das manchmal banal – größere Server, mehr GPUs. Interessanter wird es, wenn wir dynamische Workloads betrachten, etwa AI-Inferencing, das sich automatisch skaliert.
Zweitens – und spannender: Wie kann AI im Platform Engineering selbst eingesetzt werden? Etwa in CI/CD-Pipelines, als Assistenz für Entwickler.
Andreas Grabner: Beim Cloud-Native-Meetup in München haben wir vorgestellt, wie wir GenAI nutzen, um automatisierte Sizing-Empfehlungen in GitOps-Prozesse zu integrieren. Viele Entwickler wissen nicht, wie sie Kubernetes-Workloads optimal dimensionieren. Wir nutzen Observability-Daten, um ideale Settings vorzuschlagen – als Pull Request direkt im Dev-Workflow. Der Entwickler bleibt in der Kontrolle, lernt aber gleichzeitig dazu. So wird KI zum Assistenzsystem – genau das sollte eine moderne Plattform leisten.
Sie schreiben auch über Open Source und Provider-Unabhängigkeit. Wie sehen Sie das in Bezug auf europäische Souveränität?
Max Körbächer: Das Thema beschäftigt mich sehr. Ich arbeite viel an Konzepten rund um Sovereign Cloud. Der Open-Source-Gedanke kann helfen, Abhängigkeiten zu lösen – aber man muss realistisch bleiben. Auch wenn das viele nicht gerne hören: Viele kritische Open-Source-Projekte hängen an amerikanischer Finanzierung. Wenn Google, Microsoft oder Amazon den Geldhahn zudrehen, stehen viele Projekte wie etwa Kubernetes still. Die europäische Beteiligung wächst, aber ein Großteil der Ressourcen kommt weiterhin aus den USA.
Andreas Grabner: Bei Dynatrace haben wir eigene Teams, die zu Open Source beitragen – etwa zu OpenFeature, OpenTelemetry oder Keptn.
Max Körbächer: Auch SAP und Spotify sind in Europa sehr aktiv. Aber über 50 Prozent der Mittel kommen aus Amerika, um die 30 Prozent werden von Europa gestemmt und der Rest verteilt sich auf Asien. Hier gibt es für Europa noch Luft nach oben.

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