Er heißt Pepper und soll in Zukunft Kunden der Raiffeisenlandesbank (RLB) Oberösterreich zur Seite stehen: Zu den Aufgaben des kleinwüchsigen humanoiden Roboters gehören Informationsvermittlung und Entertainment. [...]
Um besser auf Kundebedürfnisse eingehen zu können und die persönliche Beratungskompetenz künftig mit neuen Technologien zu unterstützen, beschäftigt sich die Raiffeisenlandesbank OÖ mit einer Reihe von Möglichkeiten, die sich aus der digitalen Transformation ergeben. Seit Mitte März testet die RLB OÖ als erste Bank in Oberösterreich – so die Angaben des Unternehmens – einen humanoiden Roboter namens Pepper, der als »informativer und kommunikativer Gefährte« konzipiert ist.
Pepper soll im neuen Flagshipstore in Linz zum Einsatz kommen und dort Kunden empfangen, Informationen geben, sie aber auch unterhalten. Vorrangiges Ziel bei der Arbeit mit Pepper sei es, die Technologie kennenzulernen, um daraus neue Einsatzmöglichkeiten ableiten zu können. Pepper soll vorrangig Serviceleistungen erbringen und den Kundenberater unterstützen und so die Qualität der Betreuung erhöhen. Die Technologie hätte damit einen zusätzlichen Mehrwert geschaffen.
Entwickelt wurde Pepper von dem französischen Unternehmen Aldebaran Robotics SAS und dem japanischen Telekommunikations- und Medienkonzern SoftBank Mobile Corp. Die Vorstellung des »ersten persönlichen, zu Emotionen fähigen Roboters der Welt« fand im Jahr 2014 statt. Seit 2016 ist Pepper in Österreich für den Einsatz im B2B-Bereich erhältlich.
Ausgeliefert wird der humanoide Geselle, der bei einer Körpergröße von 1,20 Metern rund 28 kg auf die Waage bringt, mit einer Applikationsgrundausstattung, die für den jeweiligen Use Case erweitert werden muss. Zu diesem Zweck hat SoftBank ein Interface für die Applikationsentwicklung herausgebracht, mit dem Partnerfirmen zusätzliche Funktionen integrieren können. Einige Unternehmen bieten Gesamtlösungen an und unterstützen bei der Vernetzung mit bestehenden Informationssystemen. So kann Pepper z. B. während der Beratung eines Kunden direkt aus dem ERP den aktuellen Warenbestand abrufen oder über ein Navigationssystem potenziellen Käufern den Weg durch das Geschäft zeigen.
Pepper hilt auch Demenzkranken
Laut SoftBank Robotics Europe gibt es in deren Verantwortungsbreich rund 70 zertifizierte Partner, die Pepper fit für den Business-Einsatz machen. Ein Beispiel ist das Tech-Startup Humanizing Technologies, das auf Cloud-Entwicklungen für humanoide Roboter spezialisiert ist. CEO ist Tim Schuster, dessen Vision die »Vermenschlichung von Technologien« umfasst. Als CTO fungiert Dimitrios Prodromou, der sein Master-Studium der Robotik und Mechatronik in Wien abgeschlossen hat.
Dass Pepper nicht nur Bank- oder Geschäftskunden unterhalten kann, zeigt ein aktuelles Projekt, das Humanizing Technologies Zeitungsberichten zufolge gemeinsam mit Joanneum Research, der medizinischen Universität Graz und dem Sozialverein Deutschlandsberg auf die Beine gestellt hat. Hier soll der Roboter in der Pflege von demenzkranken Menschen eingesetzt werden. Dazu involviert er die Patienten in natürliche Dialoge, informiert über Aktuelles oder macht Musik. Zusätzlich erinnert er daran, genug zu trinken oder ausgiebig zu frühstücken. Die Projektverantwortlichen weisen darauf hin, dass Pepper nicht das Pflegepersonal ersetzen, sondern dieses unterstützen soll.
Genau diesen Ansatz fährt auch die RLB OÖ, die die Bedeutung des stationären und damit »menschlichen« Bankgeschäfts unterstreichen will. Denn 94 Prozent der Transaktionen finden bereits im Internet statt, es gibt zudem die Möglichkeit zu Online-Krediten und einem Sofort-Kredit bis maximal 4.000 Euro per App. Trotzdem sei es der Bank wichtig, die persönliche Beratung aufrecht zu erhalten, wenn auch die Filialen weniger werden. »Wir werden uns in Oberösterreich nicht vom stationären Bankgeschäft verabschieden«, sagt Generaldirektor Heinrich Schaller.
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