Mangelnde Projektvorbereitung und unzureichendes Projektmanagement sind Hauptgründe für das Scheitern von S/4HANA-Projekten. Dies ist nur eines der Kernergebnisse einer aktuellen Studie von techconsult und Axians. [...]
Die Studie S/4HANA: Chancen & Herausforderungen für deutsche Unternehmen, die gemeinsam von Axians Deutschland und dem Analystenhaus techconsult durchgeführt wurde, brachte interessante Ergebnisse. So sind sich 77 Prozent der 209 befragten Unternehmen in Deutschland einig: Wer Digitalisierung für wichtig erachtet, kommt um den Umstieg auf S/4HANA nicht herum. Sie sehen im Digital Core der SAP und Partnern eine zukunftssichere Architektur, die sie die nächsten Jahre bei der Digitalisierung begleitet und Innovationen ermöglicht. Hierbei können sie sowohl im Großen auf internationaler Ebene das Unternehmen vernetzen als auch im Kleinen und auf Prozessebene die Automatisierung vorantreiben, ohne von starren Legacy-Systemen ausgebremst zu werden. Entsprechend wollen 41 Prozent der Unternehmen, die bereits ein ERP-System von SAP im Einsatz haben, innerhalb der nächsten zwei Jahre auf S/4HANA umsteigen. Weitere 19 Prozent planen den Einsatz dagegen eher etwas langfristiger in den nächsten drei bis fünf Jahren. Ob eine kurzfristige Planung innerhalb der nächsten zwei Jahre oder eher eine längerfristige Planung sinnvoller ist, ist eine der Kernfragen der S/4HANA-Transformation und sollte individuell und keinesfalls überstürzt vor dem Hintergrund der individuellen Ressourcen, Kompetenzen, IT-Architektur und Digitalisierungsstrategie sorgfältig geplant werden.
Herausforderungen breit gefächert
Die Herausforderungen der S/4HANA-Transformation variieren zwischen Planungs- und Implementierungsphase. Probleme, die während der Planung relevant sind, können sich in der Umsetzung verschärfen, sind jedoch primär von strategischer Natur für das Unternehmen.
Viele Unternehmen tun sich mit der internen Vorbereitung auf die Herausforderungen der S/4HANA-Transformation sehr schwer. Insbesondere die in den Fachabteilungen benötigten Kompetenzen werden zu spät entwickelt und weitere relevante Stakeholder aus den Fachbereichen (neben Management und IT) zu wenig an der Transformation beteiligt. Weitere maßgebliche Hürden sind die Fragen nach der Transformationsreihenfolge sowie den Verantwortlichkeiten in den Fachbereichen. Meistens werden diese auf Managementebene getroffen, aber nachdem das Management die Initiative ergriffen hat, werden die Bedürfnisse der betroffenen Stakeholder und Entscheidungsträger zu wenig oder zu spät berücksichtigt. „Gerade aber die betroffenen Unternehmensbereiche vermitteln jedoch die notwendigen Fachkompetenzen zur Abbildung betroffener bzw. zu optimierender Geschäftsprozesse und haben einen wesentlichen Einfluss auf die Identifizierung von Prozessen mit geringerer Wertschöpfung“, so Waldemar Klassen, Analyst von techconsult.
„Es fehlen in der Regel wesentliche Kompetenzen im Umgang mit innovativen Funktionen.“
techconsult-Studie
Auch wenn das Gros der befragten Unternehmen die wesentlichen strategischen Herausforderungen während der Planungsphase erkennt, werden diese häufig mit in die technische Migrationsphase getragen, also zu spät behandelt. Und auch hier sehen sich die Unternehmen zahlreichen Stolpersteinen auf IT- und Business-Seite ausgesetzt.
Druck auf IT-Abteilung
Auf IT-Seite werden vor allem die kostspieligen Umstrukturierungsmaßnahmen der IT-Altsysteme angeführt, die in 65 Prozent der Unternehmen den Druck auf die IT-Abteilungen erhöhen. Zusätzlich wird der Druck innerhalb der Migrationsphase noch durch den IT-Fachkräftemangel in den Unternehmen – und oft auch beim IT-Dienstleister – angefacht. Dies wiegt umso schwerer, da mehr als jedes zweite Unternehmen bereits in der Folge Probleme im Betrieb der Lösung ankündigt und einen Mangel an Beratern und Dienstleistern für die neue SAP-Technologie feststellt.
Darüber hinaus fehlt es den Fachabteilungen häufig an Vorbereitungszeit. Dadurch können nicht genug Knowhow und interne Ressourcen bereitgestellt werden, um S/4HANA in vollem Umfang einzusetzen. Es fehlen in der Regel wesentliche Kompetenzen im Umgang mit neuen, innovativen Funktionen, um die zahlreichen neuen Möglichkeiten des Nachfolgers der Business Suite bestmöglich ausnutzen zu können.
Auch die Auswahl des geeigneten Migrations- und Betriebsmodells ist für zwei Drittel der Unternehmen ein schwieriges Unterfangen. Obwohl mit „RISE with SAP“ ein Full-Service-Angebot vorliegt, tun sich die befragten Unternehmen schwer, das passende Modell für sich zu finden. Cloud ist nicht gleich Cloud. Denn auch im Cloud-Einsatz muss eine Differenzierung getroffen werden, so die Studie. Unternehmen stehen beim Eintritt in die Cloud vor Fragen der Standardisierung der IT-Landschaft nach Best Practice oder dem Erhalt der hohen Individualisierung in der IT-Architektur. Gleichzeitig kommen Fragen der Migration auf, die stark mit dem entsprechenden Deployment-Modell zusammenhängen.
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