SAP forciert Internet der Dinge

Tanja Rückert leitet seit Juli 2015 die neue Unit für IoT und Kunden-Innovation bei SAP. Neben der Entwicklung von Software-Lösungen gemeinsam mit Kunden und Partnern spielt vor allem die Daten-Analyse eine große Rolle. [...]

IoT ist ein breites Feld. Wie ist Ihr Zugang zu diesem Thema?

Aus SAP-Sicht sehen wir IoT als ganz großen Markt. Wir haben den Vorteil, dass viele unserer Kunden SAP als Backend-System implementiert haben, und wir glauben, dass IoT auch die Backend-Systeme intelligenter macht. IoT bedeutet nicht, dass man jetzt eine kleine Applikation draufsetzt, sondern es connected auch ins Backend. IoT bedeutet zudem, dass man die Daten von den Sensoren aufnimmt und mit externen Daten abmischt, etwa Wetter- oder Geodaten. Entscheidend ist dann die Datenauswertung, da geht es nicht nur um Analytic Dashboards, sondern darum, wirklich Aktionen zu setzen, etwa im Business Backend, im SAP S/4 oder im CRM-System bzw. auch zurück zur Maschine. Und das alles passiert heute in Echtzeit.

Wohin soll die Reise bei IoT jetzt gehen?

Es geht um konkrete Business-Anwendungen. Wir haben am Mobile World Congress etwa Intelligent Farming, aber auch eine Kooperation aus der Automobil-Branche mit Seat und Samsung vorgestellt. Themen wie Predictive Maintenance gibt es zwar schon seit einigen Jahren, aber man konnte noch nie so viele Daten auswerten wie jetzt. Es geht um die intelligente Verknüpfung von Echtzeitdaten, etwa Lokationsdaten mit Telemetrie-Daten. Bei Industrie 4.0 geht es auch oft um die Erkennung von Mustern: Wie kann man eine Maschinen-Flotte optimieren. Mittels Predictive Maintenance Services wird heute der Gesundheitszustand von Maschinen überwacht. Da arbeiten wir etwa derzeit eng mit Tren Italia zusammen, um die Wartung der Züge besser zu steuern. Tren Italia will in Zukunft massiv auf Predictive Maintenance setzen. Jede Lokomotive wird mit über 1.000 Sensoren bestückt, die Terabyte an Daten erzeugen. Früher wurde nur alle zwei Jahre Maintenance gemacht, in Zukunft wird es ein ständiges Realtime-Monitoring der Züge geben. Wir haben dafür mit Predictive Maintenance Services eine eigene Applikation entwickelt, die es on-premise oder aus der Cloud gibt. Insgesamt haben wir sechs Applikationen am Markt.

Welche sind das?

Erstens Predictive Maintenance Services generell. Seit November gibt es zudem SAP Vehicles Networks, da haben wir als Beispiel unsere Kooperation mit Seat und Samsung Pay. Drittens Vehicles Insights für alle Arten von Gefährten etwa Trucks oder Traktoren. Des Weiteren haben wir Connected Manufacturing und Asset Intelligence Network im Angebot, wir nennen es das Facebook der Maschinen, wo alle Infos über die einzelnen Maschinen enthalten sind, sowie Connected Logistics. Ein Paradebeispiel dafür, was heute möglich ist, zeigt sich in unserer Kooperation mit dem Hamburger Hafen. Da spielt auch die komplette Transport-Optimierung eine große Rolle.

Welche Branchen sehen Sie als Vorreiter?

Unser Fokus liegt auf der Manufacturing-Industrie, aufgrund unserer Industrie-4.0-Anwendungen und -Lösungen. Die zweite Säule ist Transport und Logistik, gefolgt von Energie- und Utilities sowie Retail- und Consumer-Industrie, Stichwort Smart Store. Fest steht: Keine Industrie wird in Zukunft ohne digitale Transformation weiter erfolgreich bestehen können. (Christine Wahlmüller)

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