„SAP muss noch deutlich nachlegen“

Umsätze und IT-Budgets sind insgesamt durch die Pandemie nicht so stark betroffen, wie im letzten Jahr vorausgesagt, so eine aktuelle Umfrage der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) unter ihren Mitgliedern in der DACH-Region. Weitere Themen der Umfrage: die Integration von SAP-Anwendungen, harmonisierte Datenmodelle und S/4HANA-Projekte. [...]

Walter Schinnerer, Fachvorstand Österreich der DSAG. (c) DSAG
Walter Schinnerer, Fachvorstand Österreich der DSAG. (c) DSAG

Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise waren bei vielen DSAG-Mitgliedern in Österreich geringer als zunächst befürchtet. Ging im Jahr 2020 laut DSAG-Umfrage der Umsatz noch bei 88 Prozent der befragten Unternehmen zurück, sind es in diesem Jahr nur noch 29 Prozent.  Zudem steigt der Umsatz bei 33 Prozent, das sind 21 Prozentpunkte mehr als im vergangenen Jahr. Keine Auswirkungen der Pandemie auf ihren Umsatz konnten 38 Prozent der Befragten feststellen. 

Was die IT-Budgets betrifft, hatten im letzten Jahr lediglich sechs Prozent der Befragten eine Steigerung von über 20 Prozent erwartet. Dies ist in diesem Jahr bei fünf Prozent der Teilnehmenden auch eingetreten. Budgetkürzungen von über 20 Prozent hatten im letzten Jahr noch 18 Prozent erwartet. In dieser Größenordnung ins Negative verändert hat sich das Budget aber nur bei fünf Prozent der Umfrageteilnehmenden. »Diese positive Entwicklung sollte den Unternehmen Zuversicht geben. Es gilt nun, nicht zurückzuschauen, sondern nach vorne gerichtet zu gestalten«, erläutert Walter Schinnerer, Fachvorstand Österreich der DSAG in einer Aussendung.

Intelligente Vernetzung

Wie der Fortschritt in Bezug auf die Integration von SAP-Anwendungen in Cloud- und Hybrid-Umgebungen aussieht, war ein weiterer Schwerpunkt der Umfrage. SAP hatte 2019 eine entsprechende Vision vorgestellt, die Voraussetzung für effiziente End-to-End-Prozesse. Aber nur 21 Prozent der befragten Unternehmen, die hier eine Einschätzung abgegeben haben, beurteilen den Stand der Integration von SAP-Anwendungen, Partner- und Third-Party-Lösungen mit gut, 36 Prozent mit befriedigend, jeweils 21 Prozent mit ausreichend bzw. mangelhaft. „SAP ist bei der Integration bereits ein gutes Stück vorangekommen, muss aber noch deutlich nachlegen“, kommentiert Walter Schinnerer das Ergebnis. 

Handlungsbedarf bei der Harmonisierung

Bei den Suite-Qualitäten in Bezug auf die SAP-zu-SAP-Integration werden die vor-definierten End-to-End-Prozesse von sechs Prozent als sehr gut und von 13 Prozent als gut betrachtet. Durchgängige Sicherheit bewerten 56 Prozent als gut . Es folgen integriertes Reporting (44 Prozent) und die abgestimmte Produktwartung (38 Prozent). Danach kommen der standardisierte Workflow und die einheitliche Benutzeroberfläche. Die harmonisierten Datenmodelle werden nur von 13 Prozent der Unternehmen, die hier eine Einschätzung abgegeben haben, mit gut bewertet. „Harmonisierte Datenmodelle sind für die intelligente, anwendungsübergreifende Vernetzung und Integration essenziell. Dass nur 13 Prozent der befragten Unternehmen diese mit sehr gut und gut bewerten, zeigt: Es gibt weiterhin großen Handlungs- und Aufklärungsbedarf. Was die teilweise sehr gute Beurteilung der End-to-End-Prozesse angeht: Diese dürfte umso wahrscheinlicher sein, je einfacher die Systemlandschaft aussieht, innerhalb derer die Prozesse genutzt werden“, so Schinnerer. 

Investition in die digitale Zukunft

Eine mögliche technologische Basis für die Transformation der Geschäftsprozesse ist S/4HANA. Das ERP-System gewinnt laut einer gemeinsamen Umfrage von DSAG und Americas SAP Users Group (ASUG) vom April und Mai 2021 weiter an Bedeutung. 44 Prozent der befragten DSAG-Mitglieder haben entweder S/4HANA-Projekte gestartet oder sind damit produktiv – eine deutliche Steigerung um neun Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Zudem ist der Anteil der Unternehmen, die planen, S/4HANA einzuführen, damit aber noch nicht begonnen haben, um zehn Punkte auf 37 Prozent gesunken. Lediglich neun Prozent planen nicht mit S/4HANA. Walter Schinnerer: „Unter den österreichischen DSAG-Mitgliedern sehe ich eine ebenfalls positive Tendenz, der zufolge sich zunehmend mehr Unternehmen mit der Einführung von S/4HANA auseinandersetzen und auch teilweise bereits entsprechende Projekte gestartet haben bzw. planen, dies zu tun. Die intensive Aufklärungsarbeit von DSAG und SAP scheint sich hier langsam auszuzahlen.“

Übrigens: Für die SAP-Kunden ist die Cloud wichtig, denn sie wird ohne wenn und aber als Zukunft gesehen. Demnach stehen 46 Prozent der DSAG-Mitglieder in DACH der Cloud generell positiv gegenüber.


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*