Waren Datenspeicher bisher in der Peripherie der IT angesiedelt, so rücken sie nun angesichts explodierender Datenmengen in das Zentrum moderner IT-Landschaften. Die für das Rechnen zuständigen Server dagegen werden an den Rand gedrängt. [...]
Dieser Trend zog sich wie ein roter Faden durch die IBM Technikkonferenz „Edge 2013“ im Convention Center des Mandalay Bay Resorts. Das Interesse war angesichts der Veränderungen in der IT-Industrie groß. Auf der zweiten globalen IBM Edge Konferenz informierten sich 4.700 Teilnehmer aus 62 Ländern in mehr als 450 technischen Sessions und einer Ausstellung mit Partnerlösungen zu aktuellen Herausforderungen der Infrastruktur von Unternehmensdaten. IBM hat dazu zahlreiche Erweiterungen quer über das gesamte Portfolio seiner Systeme vorgestellt, die Unternehmen dabei helfen sollen, ihre Infrastrukturen hin zu Software-Defined-Umgebungen (SDE) zu entwickeln.
„Cloud Computing, Big Data Analytics und schnelle Flash-Speicher spielen eine Schlüsselrolle in der Unterstützung von Organisationen zur Senkung der Betriebskosten, Erhöhung der Effizienz und Steigerung der Produktivität“, sagt Tom Rosamilia, Senior Vice President, IBM Systems & Technology Group (STG) im Gespräch mit der COMPUTERWELT. „Sie ermöglichen einen umfassenderen und schnelleren Zugriff auf geschäftsrelevante Erkenntnisse. Das wird die Art, wie Organisationen mit ihren Kunden interagieren, grundlegend verändern.“
GESCHWINDIGKEITSVORTEIL
Für den neuen IBM-Hardware-Chef bedeutet der Einsatz von schnellen Flash-Speichern angesichts der anstehenden Aufgaben einen Durchbruch in der modernen Unternehmens-IT. „Mit Flash können wir Prozesse, die bisher Monate in Anspruch genommen haben, nun in wenigen Stunden erledigen. Das ist ein Wendepunkt im Markt: Bei gleichen Preisen verglichen mit herkömmlichen Speichersystemen lassen sich so extrem schnelle Implementierungen, bei erheblich besserer Performance und gleichzeitig wesentlich geringerem Platzbedarf und Energieverbrauch erzielen.“
Die Bereitstellung einer smarteren Infrastruktur, die passgenau Dienste für Unternehmen und deren individuelle Kunden liefert, ist das Ziel von IBM. Dafür investiert Big Blue mit über 3.000 Forschern in 37 Hardware-Entwicklungszentren und 100 Software-Laboratorien rund um den Globus jährlich mehr als sechs Mrd. Dollar. Seit 2010 haben zudem über 20 Akquisitionen im Wert von rund zehn Mrd. Dollar zum gezielten Wachstum in diesen Segmenten beigetragen (dazu gehören beispielsweise die geplante Übernahme von Softlayer, Kenexa, Worklight und Netezza).
SPEICHERLÖSUNGEN FÜR EINE NEUE COMPUTING-ÄRA
Zur Beschleunigung dieser Transformation hat IBM bereits im April dieses Jahres bekanntgegeben, eine Milliarde Dollar in Forschung und Entwicklung zu investieren, um neue Flash-Lösungen in sein wachsendes Portfolio von Servern, Storage-Systemen und Middleware zu integrieren. Als Teil dieses Engagements will Big Blue dazu zwölf Kompetenzzentren rund um den Globus eröffnen. Die neue FlashSystem-Linie von IBM basiert auf der Technologie von Texas Memory Systems, einem Unternehmen, das Big Blue im Herbst des vergangenen Jahres übernommen hat. Ein wichtiges Produkt im High-End Bereich ist hier das IBM FlashSystem 820. Es hat die Größe einer Pizza-Box, ist aber nach Angaben von IBM 20 mal schneller als sich drehende Festplatten und kann bis zu 24 Terabyte an Daten speichern – mehr als die doppelte Menge an gedruckten Informationen der US-Kongressbibliothek.
Die im April angekündigte Produkt-Serie wurde als komplett flashbasierendes System für die Edge in Las Vegas nochmal einmal verbessert. Sie schlägt nun nach Angaben von Big Blue mit weniger als ein Zehntel der Kosten pro Transaktion im Vergleich zu Hybrid-Festplatten-/Flash-Systemen zu Buche, wobei sie nur vier Prozent der Energie und zwei Prozent der Fläche in Anspruch nimmt. Neben dem Rollout der neuen Flash-Appliances kündigte IBM eine Reihe von Verbesserungen in seinem Storage-Portfolio an, um Kunden einen noch schnelleren und kontinuierlichen Zugang zu geschäftskritischen Informationen zu bieten. So zeigte Big Blue in Las Vegas insgesamt 49 neue Soft- und Hardware-Produkte. Dazu gehören im Speicherbereich neue Lösungen für Power-, System-X- und PureSystems-Server (die beide Plattformen kombinieren) sowie neue System-Networking und Fibre Channel SAN-Angebote.
SOFTWAREDEFINIERTE IT-UMGEBUNGEN
Für die Veränderung des IT-Angebotes in Rechenzentren hat sich in der Branche ein neues Schlagwort durchgesetzt: Software Defined IT. Durch die Kombination von Software Defined Server, Software Defined Storage (SDS) und Software Defined Networks (SDN) wollen alle namhaften Anbieter ihren Kunden die nötige Agilität und Flexibilität bereitstellen, so dass sie rasch auf Veränderungen im Markt reagieren können. Der Begriff stammt ursprünglich von der EMC-Tochter Vmware, die diesen derzeit intensiv in der Werbung nutzt. Mittlerweile sind aber auch HP, Dell und IBM dazu übergegangen, dieses Schlagwort zu verwenden. IBM nannte das Konzept in Las Vegas Software Defined Environment (SDE) oder wie es Rosamilia scherzhaft nannte „Software-defined everything“. SDE ermöglicht Cloud Computing und koordiniert die Bereitstellung von IT-Services auf dynamische, automatisierte und flexible Weise, wobei Workloads den richtigen Ressourcen zugeordnet werden. Zweifelsohne ist dies ein wichtiger Baustein der Smarter-Computing-Strategie von IBM. Hewlett-Packard wiederum spricht in diesem Zusammenhang von „Converged Systems“.
CONVERGED STORAGE
Auch HP setzt auf Flash bei Unternehmensdaten. Auf der Discover 2013 wurde das Flash-optimierte Speichersystem HP 3PAR StoreServ 7450 als Erweiterung der Converged-Storage-Produktreihe gezeigt. Es bietet nach Angaben des Herstellers hohe Leistungswerte bei niedrigen Latenzzeiten, ohne die Komplexität im Rechenzentrum zu erhöhen. „Unternehmen und Behörden können unvorhersehbare Arbeitslasten nicht kosteneffizient verwalten, wenn sie mit unterschiedlichen, voneinander getrennten Storage-Systemen arbeiten“, sagte David Scott, Senior Vice President und General Manager der HP Storage Division auf der Discover 2013 in Las Vegas. „Mit den Innovationen von 3PAR StoreServ erhalten Anwender maßgeschneiderte Speicherlösungen, die geschäftskritischen neuen Anforderungen gerecht werden und dank ihrer einheitlichen Speicherarchitektur eine Vielzahl an Anforderungen bewältigen.“
Das neue All-SSD-Speichersystem HP 3PAR StoreServ 7450 hat einen Durchsatz von 5,2 GB pro Sekunde und erreicht dabei eine Latenzzeit von unter 0,6 Millisekunden. Die Hardware-unterstützten Thin-Technologien dieser Storage-Arrays reduzieren die benötigte Speicherkapazität um bis zu 50 Prozent, ohne dabei die Leistung zu beeinträchtigen, verspricht HP.
* Der Autor des Artikels, Rudi Kulzer, arbeitet als freier Journalist in Deutschland.
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