Schon heute für das Wachstum von morgen planen

Unternehmen müssen weit im Voraus sowohl für Wachstum als auch für Rückgänge planen. Je langfristiger sie planen müssen, desto mehr Risiko gehen sie ein. Digitale Ansätze wie Cloud Computing bieten die Chance, diese zu verringern. [...]

Mark Schwartz ist Director Enterprise Strategy bei AWS.(c) AWS
Mark Schwartz ist Director Enterprise Strategy bei AWS.(c) AWS

Die Cloud wird nach dem Prinzip „pay-as-you-go“ genutzt und Unternehmen können die Nutzung der Cloud-Technologie automatisieren. Unternehmen können bei gutem Wachstum die Cloud-Infrastruktur nahtlos aufstocken oder im entgegengesetzten Fall herunterfahren. Genau das haben die Kunden von AWS getan, als die Pandemie ausbrach. Wenn ihre Einnahmen zurückgingen, konnten sie ihre Cloud-Ausgaben reduzieren. Wenn sie wuchsen – wie z.B. Zoom und zahlreiche Online-Einzelhandelsmarken – konnten sie ihre Infrastruktur effizient und schnell erweitern. Die Cloud ermöglicht es Unternehmen, ihre Ausgaben schnell an ihre Umsätze und Wachstumschancen anzupassen. Dadurch gehen sie nicht so viele Risiken durch spekulative Kapazitätsplanung ein.

Es gibt drei Kategorien von Anpassungen, die Unternehmen vornehmen müssen. Diese richten sich hauptsächlich danach, wann die Auswirkungen zu spüren sein werden:

Unmittelbarer Horizont

CIOs müssen sofortige Ausgabenkürzungen vorweisen. Dabei geht es in erster Linie darum, Vertrauen zu schaffen. Ein CIO kann sich Glaubwürdigkeit verschaffen, indem er proaktiv Lösungen für sofortige Einsparungen vorlegt. Mit der Cloud gibt es Techniken für das Kostenmanagement. Amazon S3 Intelligent-Tiering bietet beispielsweise automatische Einsparungen bei den Speicherkosten, wenn sich die Datenzugriffsmuster ändern, ohne Auswirkungen auf die Leistung oder die Betriebskosten.

Schneller Horizont

Kosteneinsparungen, die einen mäßigen Aufwand erfordern, sich aber schnell amortisieren, gehören zum schnellen Horizont. Dabei kann es sich zum Beispiel um Einzelposten handeln, die in den Jahresabschlüssen des laufenden Jahres erscheinen und sich bis zum Ende des Finanzjahres auswirken werden. Hier gibt es zwei Kategorien:

Bei FinOps geht es nicht um eine einmalige Kostensenkung, sondern um die Einführung einer Disziplin, mit der die Kosten im Rahmen des Tagesgeschäfts verwaltet werden. Wenn Unternehmen die Infrastruktur für ein Rechenzentrum kaufen, haben sie nur eine einzige Möglichkeit, die Kosten zu verwalten – beim Kauf der Hardware. Mit der Cloud haben die Unternehmen jedoch die Möglichkeit, die Kosten kontinuierlich zu verwalten. Das erfordert Aufwand, aber es lohnt sich.

FinOps hat eine organisatorische Komponente, eine Prozesskomponente und eine kulturelle Komponente. Organisatorisch müssen die Unternehmen die Verantwortlichkeiten den richtigen Parteien zuweisen. Die Zuständigkeiten müssen zwischen zentralen und dezentralen Teams, zwischen Finanzabteilung und Technik verteilt werden. Der kulturelle Wandel besteht darin, dass alle Teams die Kostenreduzierung als Teil ihrer Arbeit sehen sollten. Für Ingenieurinnen und Ingenieure ist es so, als ob die Kostenreduzierung zu einem technischen Parameter wird, den sie wie jeden anderen technischen Parameter optimieren müssen. Sie müssen die Kosteneffizienz genauso berücksichtigen wie die Sicherheit und Verfügbarkeit.

Die zweite Kategorie für eine schnelle Kostensenkung stellen Investitionen in die IT dar, die sich unmittelbar auf die Senkung der Nicht-IT-Geschäftskosten auswirken. Hier könnten Unternehmen Techniken wie Robotic Process Automation (RPA) oder Amazon Connect für die Automatisierung von Callcenter- und Kundendienstabläufen sowie maschinelles Lernen mit Standardmodellen in Betracht ziehen.

Fundamentaler Horizont

Der dritte Horizont ist der fundamentale Horizont, das heißt, es werden Änderungen vorgenommen, die sich auf die wirtschaftlichen Grundlagen des Unternehmens und vor allem auf die Wirtschaftlichkeit der Produktionseinheiten auswirken. Ein bestimmter Anteil der Kosten hängt von den Erträgen bzw. der Anzahl der produzierten oder verkauften Einheiten ab. Die Unternehmen wollen einen Teil ihrer fixen Anschaffungskosten in diese Kategorie verschieben, so dass sie sich an ihren Einnahmen orientieren. Mit anderen Worten: Die Kosten sinken automatisch, wenn der Umsatz sinkt, was das Risiko verringert, und eine schnelle Anpassung ermöglicht. Dann wollen Unternehmen diese Stückkosten weiter senken, indem sie Möglichkeiten zur Verschlankung von Prozessen finden. Dies passiert oft mit Hilfe von Technologie und der Cloud.

Zuviel Einsparung gefährdet künftiges Wachstum

Krisen geben Unternehmen die Möglichkeit, die Wirtschaftlichkeit ihrer Einheiten zu verbessern, so dass sie sowohl für Wachstum als auch für Konjunkturabschwächungen gut aufgestellt sind. Denn eines steht fest: Krisen enden auch wieder und Unternehmen sind daher gut beraten, schon in Krisenzeiten für das Wachstum von morgen zu planen. Die Gefahr besteht nämlich darin, die Kosten so zu senken, dass es schwierig wird, in Zukunft wieder zu wachsen. Und genau das passiert in der Regel auch. Laut den Marktforschern von Gartner erreichen 70 Prozent der Unternehmen innerhalb von drei Jahren nach dem Ende einer Rezession nicht wieder das Wachstumsniveau von vor der Rezession.

Ein wirtschaftlicher Rückgang bietet aber auch Chancen. CIOs können zum Beispiel in ihrem Unternehmen an Glaubwürdigkeit gewinnen, indem sie proaktiv auf die aktuellen Bedürfnisse des Unternehmens reagieren. So können Unternehmen etwa eine Konjunkturabschwächung als Gelegenheit nutzen, um eine gute FinOps-Kostendisziplin einzuführen und sich eingehend mit den grundlegenden wirtschaftlichen Aspekten ihres Geschäfts zu befassen. Der Markt ist sehr wettbewerbsintensiv: Der langfristige Gewinner ist jenes Unternehmen, das am besten auf die wirtschaftlichen Bedingungen reagiert, mit denen alle konfrontiert sind.

*Mark Schwartz ist Director Enterprise Strategy bei Amazon Web Services (AWS).


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