Schwierige Suche nach Fachkräften

Studien der ManPowerGroup und von Deloitte zeigen die Brisanz des wachsenden Fachkräftemangels auf. Dieser sei die größte Hürde für ein Wirtschaftswachstum. Unternehmen benötigen demnach neue Strategien zur Bekämpfung des Problems. [...]

Gesucht: Mitarbeiter mit der richtigen Mischung aus Fachkenntnissen und menschlichen Stärken. (c) Pixabay
Gesucht: Mitarbeiter mit der richtigen Mischung aus Fachkenntnissen und menschlichen Stärken. (c) Pixabay

Der Fachkräftemangel ist aus unserer Gesellschaft und der Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken und schreitet in Verbindung mit der rasanten Automatisierung und Digitalisierung schnell voran. Unternehmen stehen vor der Problematik geeignete Bewerber und zukünftige Mitarbeiter zu finden, um offene Stellen zu besetzen. Nicht nur das Gelernte, sondern vor allem menschliche Fähigkeiten und der Wille zur Weiterbildung, sind Herausforderungen denen Bewerber, Mitarbeiter und Unternehmen sowie Personaldienstleister gegenüberstehen.

In Österreich geben 46 Prozent der befragten Arbeitgeber an, Probleme bei der Besetzung offener Stellen zu haben. Dieses Thema beschäftigt Unternehmen branchenübergreifend. Von der Sachgütererzeugung bis zum Bergbau, von der Transportbranche bis zum Handel. Arbeitgeber können die Menschen, mit der richtigen Mischung aus Fachkenntnissen und menschlichen Stärken nicht am Arbeitsmarkt finden.

„Angesichts eines rekordverdächtigen Fachkräftemangels auf der ganzen Welt sollten Arbeitgeber ihren Fokus von kurzsichtigen Einstellungsstrategien ändern und Mitarbeiter aus- und weiterbilden. Die richtige Mischung aus Menschen, Fähigkeiten, Prozessen und Technologie wird für den zukünftigen wirtschaftlichen Erfolg, Nachhaltigkeit und einer ausgewogenen Work-Life-Balance von Menschen und Unternehmen, ausschlaggebend sein“, so Jonas Prising, CEO der ManpowerGroup.

Neue Herangehensweisen notwendig

Es sei Zeit für eine neue Herangehensweise an die Problematik des Fachkräftemangels. Um die Auswirkungen des Fachkräftemangels auf Unternehmen zu verstehen, hat ManpowerGroup international im Jahr 2018 über 39.000 Arbeitgeber in 43 Ländern befragt, ob und bei welchen Positionen sie Schwierigkeiten bei der Stellenbesetzung haben. 29 Prozent der befragten Arbeitgeber beklagen, dass der Hauptgrund, warum sie keine offenen Stellen besetzen können, ein Mangel an Bewerbern ist. In Zeiten der Digitalisierung, Automatisierung und Transformation, ist es wichtiger als je zuvor, die richtige Mischung aus Fachkenntnissen und menschlichen Stärken zu finden.

Dennoch berichten 34 Prozent der Arbeitgeber darüber, dass es den Bewerbern entweder an den nötigen Kenntnissen (z.B. IT-Kenntnisse, Sprachkenntnisse, mathematisches Verständnis etc.) oder an menschlichen Fähigkeiten mangelt. Weltweit sagen mehr als die Hälfte der Arbeitgeber (56 Prozent), dass Kommunikationsfähigkeiten – schriftlich und mündlich – die wertvollsten menschlichen Stärken sind. Dicht gefolgt von Beziehungsmanagement (people management) und Problemlösungsfähigkeiten.

Zum sechsten Mal in Folge gehören Facharbeiter/Handwerker, wie z.B. Elektriker, Tischler, Schweißer, Maurer oder Installateure zu den am schwierigsten zu besetzenden Positionen in Österreich. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Vertriebsmitarbeiter (Platz 2 im Jahr 2016) sowie Fahrer (Platz 4 im Jahr 2016).

In Österreich ist der Bedarf an IT-Fachkräften auf Platz 11 der am schwierigsten zu besetzenden Jobs abgestiegen. Der Bedarf an IT-Fachkräften nahm – im Vergleich zu den Top10-Positionen – in den letzten Jahren zunehmend ab und ist von Platz 2 (2015) und Platz 7 (2016) auf Platz 11 (2018) gesunken. Weltweit liegt der Bedarf an IT-Fachkräften auf Rang 6.

Ausbildung und Weiterbildung durch den Arbeitgeber

Neue Jobs entstehen so schnell, wie andere überflüssig werden. Arbeitnehmer erkennen laut der Studie zunehmends, dass das, was Sie lernen zukünftig wichtiger wird als das, was Sie bereits wissen. Und Unternehmen beginnen, dem Fachkräftemangel durch Aus- und Weiterbildung des eigenen Personals, entgegenzuwirken: 61 Prozent der österreichischen Arbeitgeber investieren in Weiterbildung, Lernplattformen und Entwicklungstools, um ihre Talentepipeline weiterhin aufzubauen.

Um den Bewerber- und Mitarbeiterstamm zu erhöhen, ist neben den genannten Strategien auch Outsourcing in ein anderes Unternehmen oder Land eine Möglichkeit. 16 Prozent der Arbeitgeber ziehen Outsourcing bereits in Erwägung. Die Zusammenarbeit mit externen Unternehmenspartnern, die sich auf schnell wechselnde technische Aufgaben spezialisieren, ist dabei oft projektbasiert – Cloud-Computing, Java+, DevOpps oder Cybersicherheit – und kann effizienter sein als die Beschaffung und Wartung der Fähigkeiten im eigenen Haus.

Der anhaltende Fachkräftemangel entwickelt sich in Österreich zur größten Hürde für das Wirtschaftswachstum. Laut CFO Survey von Deloitte ist die Stimmung in den österreichischen Unternehmen in den letzten Monaten stark abgeflacht. Das lässt sich auf ein erhöhtes Unsicherheitsgefühl zurückführen. Vor allem der anhaltende Fachkräftemangel beschäftigt die heimischen Finanzchefs: Laut Studie empfinden 61 Prozent fehlende qualifizierte Arbeitskräfte als hohes Risiko.

Hürde für Wachstum

„Der Fachkräftemangel ist das Thema Nummer Eins in der Wirtschaft. Vor allem fehlendes technisches Knowhow und das unzureichende Ausbildungsniveau der potenziellen Mitarbeiter sind Knackpunkte. Oft wird seitens der Unternehmer auch über mangelnde Erfahrung seitens der Arbeitnehmer geklagt“, so Gerhard Marterbauer, Partner bei Deloitte Österreich. Da sich das Ausbildungsniveau auf kurze Sicht nicht ändern wird, setzen die Unternehmen zunehmend bei sich selbst sowie bei der Talentsuche an. Als zielführende Maßnahmen zur Bewältigung der Herausforderung nennen die meisten CFOs dementsprechend die attraktivere Gestaltung des Arbeitsumfelds sowie die Ausweitung der Zielgruppen bei der Mitarbeitersuche. Doch auch die erhöhte Automatisierung stellt für viele eine mögliche Lösung dar.

Die mangelnde Verfügbarkeit von Arbeitskräften, das herausfordernde regulatorische Umfeld sowie die hohen Kosten wirken sich laut Einschätzung der CFOs weiterhin negativ auf die wirtschaftliche Entwicklung aus. Bei diesen Themen wird auch im nächsten Jahr mit keiner grundlegenden Verbesserung gerechnet.


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