Während der Datenschutz in großen Unternehmen durch die IT-Abteilung abgedeckt ist, fehlt bei manchen KMU das Bewusstsein in Sachen Security weitgehend. Gemalto-Geschäftsführer Christian Linhart erklärt, worauf man achten muss. [...]
Christian Linhart, Geschäftsführer von Gemalto, blickt auf das vergangene Jahr und befindet: „Es war ein gutes Jahr. – Für die Hacker.“ 2015 wurden nach Angaben von Breachlevelindex (www.breachlevelindex.com) über 700 Millionen Datensätze gestohlen. Wahrscheinlich waren es mehr. Nur vier Prozent davon waren „secure Breaches“, also Breaches, bei denen die Daten auch verschlüsselt und an einer sicheren Stelle verwahrt waren.
Daten sind das neue Gold. Cloud-Nutzung, das Internet of Things (IoT), Mobile Computing etc. lassen einen den Überblick verlieren, was mit den Daten passiert. Die Datenmeng nimmt ständig zu. Im Jahr 2000 wurden zwei Exabyte an Daten produziert. –Fünfzehn Jahre später ist das die Menge, die täglich an neuen Daten anfällt.
In Sachen Sicherheit hätten Unternehmen meist einen Plan A, also eine Firewall, einen Antivirenschutz etc., doch es fehle, so Linhart, an einem Plan B. Während die Perimeter-Security in den letzten 15 Jahre gute Dienste leistete und nach wie vor leistet, ist es trotzdem so, dass jeder Perimeter überwunden werden kann. Deswegen gelte es in einem ersten Schritt die „Kronjuwelen“ an Daten eines Unternehmens zu schützen. Drei Schritte sind notwendig: Datenverschlüsselung, Schlüsselverwaltung und Zugriffskontrolle.
Heute sind die Daten mobil, deswegen müssen die Daten isoliert werden. Früher lagen die Daten auf einem dedizierten, verkabelten System, und man wusste genau, wer auf die Daten zugreifen darf. Das gibt es heute nicht mehr. Doch mittels Verschlüsselung können die Daten wieder isoliert werden. So bleibt man Herr über seine Daten, egal wo sie sich befinden. Nur derjenige, der Zugriff auf den Schlüssel hat, hat auch Zugriff auf die Daten. Wichtig: Gestohlene Daten ohne Schlüssel sind wertlos. Überdies kann man mit Verschlüsselung sicherstellen, dass Daten nicht manipuliert wurden.
Das Gebot der Stunde: Daten verschlüsseln
Bei AES128, eigentlich eine „schwache“ Verschlüsselung – AES256 und AES512 wären State-of-the-Art –, hat man 3,4 * 10 hoch 38 Schlüssel zur Verwendung. 100 Supercomputer, von denen einer alleine 100 Milliarden Schlüssel pro Sekunde brechen könnte, benötigten dafür, selbst wenn sie das Glück hätten, den Schlüssel bereits innerhalb des ersten Prozents ihrer Versuche zu brechen, 10 hoch16 Jahre. Zum Vergleich: Das Universum existiert 10 hoch 10 Jahre. Aus diesem Grund zielen alle Angriffe professioneller Hacker immer auf die Schlüssel ab, und darum ist die Schlüsselverwaltung auch so wichtig. Kontrolle über die Schlüssel bedeutet Kontrolle über die Date, aber auch Nachvollziehbarkeit: Man weiß genau, wer wann mit welchem Schlüssel auf welche Daten zugegriffen hat. Es ist daher nicht ratsam, den Schlüssel in Software zur Verfügung zu stellen. Denn wer Daten stiehlt, stiehlt auch den Schlüssel mit.
Es gilt also, besonders auf die Generierung, die Speicherung und die Verwaltung der Schlüssel zu achten. Der Schlüssel muss von den Daten immer getrennt sein. Am besten erfolgt die Generierung in Hardware, da man hier einen Hardware-basierten Zufallsgenerator nutzen kann. Auch die Speicherung des Schlüssels sollte in Hardware erfolgen. Hier gibt es Systeme, die sich selbst gegen Attacken verteidigen können. Erfolgt ein Netzwerkangriff oder versucht jemand das Gerät aufzuschrauben, dann bemerken dies eingebaute Sensoren, und die Schlüssel werden unbrauchbar gemacht oder gar gelöscht und können nur unter Zuhilfenahme eines Vieraugen-Prinzips wieder reanimiert werden. Eine zentrale Verwaltung der Schlüssel vereinfacht das Handling.
Zugriffskontrolle
Hier wird traditionellerweise auf ein regelmäßig zu änderndes Passwort gesetzt. Das ist aufwendig und unsicher. Denn entweder wird das Passwort aufgeschrieben oder so geringfügig modifiziert, dass es keinen guten Schutz bietet. Zudem können Passwörter erraten und mit Brute-Force-Attacken geknackt werden.
Zwei-Faktor-Authentifizierung
Aus diesem Grund ist der Passwortschutz überholt und die Zwei-Faktor-Authentifizierung der Standard. Dieser vereinfacht das Leben der Nutzer und erhöht den Schutz. Man müsse sich nichts mehr merken, außer vielleicht den PIN-Code des Handys, erklärt Linhart, und unterscheidet zwei Varianten der Zwei-Faktor-Authentifizierung: Einerseits einmalige Passwörter (One-Time Password, OTP) mit Hardware- oder Softwaretoken oder – ganz neu – Push-PPTP-Token. Und andererseits die zertifikatsbasierte Zwei-Faktor-Authentifizierung, z.B. Smart-Card oder Smart-Card als USB-Stick. Er verweist dabei auf die Bluetooth LE Smart-Card Reader von Gemalto. Entsprechende Hardware gibt es von unterschiedlichen Herstellern.
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