Security: Trügerische Selbsteinschätzung

A1 Digital hat in Zusammenarbeit mit Foundry die Studie »Security as a Service 2023« zum Stand der IT-Sicherheit in der DACH-Region herausgebracht. Eine der wichtigsten Ergbnisse: Die Selbstwahrnehmung von Unternehmen entspricht oft nicht dem tatsächlichen Sicherheits-Level. [...]

73 Prozent der DACH-Unternehmen sind überzeugt, in Sachen Sicherheit gut aufgestellt zu sein. (c) Jason Goodman / Unsplash
73 Prozent der DACH-Unternehmen sind überzeugt, in Sachen Sicherheit gut aufgestellt zu sein. (c) Jason Goodman / Unsplash

Mehr als 70 Prozent der Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz fühlen sich gut gewappnet gegen Angriffe auf das Unternehmen, die Daten und die Infrastruktur. Demgegenüber berichten 48 Prozent der Verantwortlichen von nennenswerten Schäden nach Cyberattacken. Im Ernstfall vergehen nach eigenen Angaben vom Erkennen und Bewerten bis zum Auslösen des Krisenmanagements in 62 Prozent der befragten Unternehmen Stunden und Tage oder, schlimmer noch, die Betroffenen können die Lage nicht einschätzen. Die fatale Erkenntnis: Ein umfassendes Abwehrkonzept existiert in den betroffenen Unternehmen nicht, so die A1-Studie.

Risikofaktor Selbsteinschätzung

In der Umfrage zeichnen die Unternehmen ein positives Selbstbild ihrer Sicherheitskompetenzen. Insgesamt bewerten 73 Prozent der Unternehmen ihre Fähigkeiten zur Erkennung von Cyberrisiken und Cyberangriffen als „gut“ oder „sehr gut“. Besonders selbstbewusst sind sogenannte KRITIS-Betreiber, also Unternehmen, die kritische Infrastrukturen betreiben: Von ihnen ordnen 79 Prozent ihre Fähigkeiten mindestens „gut“ ein, bei den nicht-KRITIS-Unternehmen sind es rund 60 Prozent.

Größere Unterschiede gibt es in der Selbsteinschätzung innerhalb der verschiedenen Abteilungen von Unternehmen. 81 Prozent der Entscheider im IT-Bereich fühlen sich in der Lage, Cyberangriffe zu erkennen. Weniger zuversichtlich sind die Fachabteilungen (50 Prozent) und die Geschäftsführung (66 Prozent). Aber auch nach größeren Schadensfällen bewerten 80 Prozent der betroffenen Unternehmen ihre Abwehr als „gut“ oder „sehr gut“. Die größten technischen Herausforderungen sehen die befragten Unternehmen in der wachsenden Bedrohung durch immer komplexere Cyberangriffe sowie den fehlenden Informationen über den Wert von bedrohten Daten und Prozessen (jeweils 45 Prozent).

„Wie die Studie zeigt, ist die Selbstwahrnehmung in der Welt der Cybersicherheit oft trügerisch und kann zu einem falschen Sicherheitsgefühl führen“, erläutert Thomas Snor, Leiter Cybersecurity bei A1 Digital. „Unternehmen müssen die Komplexität und Vielschichtigkeit der Bedrohungen erkennen. Es reicht nicht aus, sich auf vergangenen Erfolge auszuruhen. Stattdessen ist es entscheidend, proaktiv zu handeln, Strategien regelmäßig anzupassen und sich auf die sich ständig verändernde Landschaft der Cyberbedrohungen einzustellen.“

CISO oder IT?

Überraschenderweise haben nicht die CISOs (11,5 Prozent), sondern die CIOs (22 Prozent) den größeren Einfluss auf Sicherheitsentscheidungen. Die Entscheidungsgewalt der CIOs über Sicherheitsdienstleistungen steigt mit der Unternehmensgröße.

„Nur 12 Prozent der CISOs treffen tatsächlich Security-Entscheidungen; meist werden diese vom CIO getroffen“, so Snor. „Der CISO wäre meines Erachten besser in der Organisation des CFOs aufgehoben, da dort die Expertise für Risiko-Management und -bewertung sitzt. Hier kann die brennende Frage nach dem Wert der Daten im Kontext des Gesamtrisikos des Unternehmens am kompetentesten beantwortet werden.“

Der Faktor Mensch als Schwachstelle

Nachlässige Mitarbeiter werden von knapp 37 Prozent als Ursache für erfolgreiche Angriffe genannt. Auf der anderen Seite werden selbstkritisch die Ausbildung und mangelnde IT-Sicherheitserfahrung der Mitarbeiter mit 36,7 Prozent unter den Top drei der größten Herausforderungen genannt. Fast jeder fünfte Befragte beklagt im Zusammenhang mit organisatorischen Herausforderungen in der Zukunft einen Mangel an Fachkräften aus dem IT-Security-Bereich.

Eine Frage der Organisation

Die größte organisatorische Herausforderung im Bereich der IT-Sicherheit sehen Unternehmen in der Umsetzung von Sicherheitsstandards (44 Prozent) und der Überwachung ihrer Einhaltung (39 Prozent). Die Budgets sind nur für ein Viertel ein großes Hindernis.

Die Unternehmensgröße beeinflusst die Wahrnehmung: Bei großen Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern sieht knapp die Hälfte die Umsetzung von Standards als Herausforderung, bei Unternehmen mit weniger als 500 Mitarbeitern sind es 44 Prozent. KRITIS-Organisationen bewerten die Herausforderung durch Standards mit 43 Prozent geringer als Nicht-KRITIS-Betreiber (48 Prozent).

»Überraschenderweise haben CIOs größeren Einfluss auf Sicherheitsentscheidungen als CISOs.«

Thomas Snor, A1 Digital

Aus technischer Sicht sind komplexe Cyberangriffe (45 Prozent), fehlende Informationen über Bedrohungen (45 Prozent) und Datensicherung in der Cloud (43 Prozent) die drei größten Herausforderungen. Bemerkenswert ist auch, dass nur drei Prozent der Unternehmen keinen Dienstleister für ihre IT-Sicherheit nutzen. 28 Prozent setzen auf die Unterstützung wenigstens eines Dienstleisters, mehr als die Hälfte der Unternehmen nutzt sogar zwei bis fünf Dienstleister. Insgesamt lagern Unternehmen IT-Sicherheitsaufgaben zunehmend aus: Knapp 40 Prozent vertrauen auf Dienstleister für die Überwachung von Sicherheitsrichtlinien, die Umsetzung von Sicherheitsprozessen und technischer Systeme. Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Vertrauenswürdigkeit des Serviceanbieters und 47 Prozent der Befragten erwarten, dass das Unternehmen seinen Sitz im Heimatland hat.


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