ServiceNow – Everything as a Service

Die COMPUTERWELT hat zu den im Rahmen der Knowledge 15 präsentierten Neuerungen und Strategien von ServiceNow mit dem EMEA-Verantwortlichen Regional Director EMEA Central, Manfred Eierle, gesprochen. [...]

Everything as a Service: Dieser vollmundige Claim der Veranstaltung zeigt die Richtung an, in die es nach ServiceNow gehen soll. Das soll die Zukunft sein und, wie es scheint, ist das auch wirklich möglich. Die Angebote auf der Plattform haben schon länger den IT-Bereich verlassen und erobern immer neue Unternehmensbereiche – seien das HR, Facility Management oder auch Finance. Unter der Motorhaube wird ständig angepasst, ein neues Release namens „Genf“ steht ins Haus, ServiceNow Express adressiert Kunden im mittleren Segment, Developer werden verstärkt angesprochen und der Marketplace ist (vorerst nur in den USA) Wirklichkeit geworden, wodurch die eigenen Applikationen auch in Geld umgewandelt werden können.
 
Wann kommt der neue Marketplace nach Europa?
Manfred Eierle:
Der Marketplace, der ServiceNow Store, wurde jetzt in den USA gelauncht, bis Ende des Jahres wird er auch in Europa verfügbar sein. Unsere Kunden und Partner haben sich das seit rund zwei Jahren intensiv gewünscht – jetzt ist es soweit! Letztes Jahr haben wir ja als erste Vorstufe dazu „Share“ gestartet, um sich innerhalb der Community auszutauschen. Jetzt sollen unsere Partner auch Geld mit ihren Applikationen verdienen können.
Um einen Marketplace zu realisieren, braucht es drei Dinge. Erstens müssen wir es schaffen, dass Anwender auf einfache Art und Weise Applikationen bauen und bereitstellen können. Deshalb haben wir viel in die Plattform investiert und Tools geschaffen, die es dem Anwender leicht machen, Applikationen zu schreiben, zu paketieren und an uns zur Überprüfung und Validierung zu übermitteln, bevor die Anwendung im Store zur Verfügung gestellt wird. Die zweite Hürde war der kommerzielle Unterbau – Stichwort unterschiedlichste Steuergesetzgebung in verschiedenen Ländern. Das konnten wir für die USA rasch lösen, für Europa brauchen wir da noch etwas Zeit. Drittens haben wir mit einem Developer-Programm die Grundlage dafür geschaffen, dass sehr viel Content für den Store kreiert werden wird.

Stellt der Marketplace einen Strategiewechsel von ServiceNow dar?
Nicht direkt. Wir sehen das als Erweiterung unseres Angebotes der Plattform, die ja modular aus Content-Bausteinen aufgebaut ist. Nach IT Services Automation und IT Service Content Management gibt es seit rund zwei Jahren ja Module für HR, Facility Management Services und Field Services und mit dem neuen Release Genf kommt Financial Management dazu.
Wir haben immer gesagt, dass wir auf der Plattform die Möglichkeit haben, kundenspezifisch zu entwickeln, jetzt formalisieren wir das noch durch Möglichkeiten für Developer, die große Applikationen bauen (Integrated Development Environement), wollen aber auch Personen, die einfache Makros in Excel programmieren, ansprechen, kleine Apps zu schreiben. In dem Augenblick, in dem Geld am Marketplace zu verdienen ist, steigert das natürlich die Attraktivität ungemein.

Schaffen Sie sich damit nicht Konkurrenz im eigenen Haus?
Nein, weil die Regelung lautet, dass für die Kernbereiche unserer Plattform wie z. B. Incident Problem Change keine anderen Applikationen zugelassen sind. Im Bereich HR ist das anders. Da stellen wir HR Case Management bereit, während KPMG den Bereich Onboarding, Begleitung des Karriereweges und Exit Management abdeckt.
Wir wollen ja keine Applikationslandschaft bereitstellen, sondern eine Plattform. Und deren Bedeutung wird immer von Content getrieben. Je mehr Anwender wir auf der ServiceNow-Plattform haben und je mehr Leute 3rd-Party-Anwendungen bauen, desto besser ist es für alle Beteiligten.

Everything as a Service ist ja ein ambitionierter Claim, was kann da noch kommen?
In der Tiefe lässt sich das noch stark erweitern. Heute stark im Bereich Request Management, Service Catalogue, Workflows, jetzt kommen wir im Operations-Bereich zu Automatisierung und Orchestrierung. Das ist ein sehr großer Bereich, der uns einige Jahre beschäftigen kann.
ServiceNow ist ein Enterprise-Flagship-Produkt, Express deckt den Bereich unterhalb der Large Accounts ab. Kleinere Unternehmen brauchen kleine, schnelle und flexible Tools und darum kümmern wir uns jetzt auch verstärkt.

30 Prozent der Global 2000 benutzen ServiceNow, wollen Sie jetzt den Mittelstand erschließen?
Wir haben ja eigentlich nicht im Large-Enterprise-Segment begonnen, sondern eher im gehobenen Mittelstand. Der Vorteil eines Anbieters von Software as a Service ist, dass, wenn das Tool, die Plattform, gebaut ist und funktioniert, kann er nach unten und nach oben (Unternehmensgröße) gehen. Wobei es bei großen Unternehmen immer noch enorme Wachstumspotenziale gibt, auch wenn sie schon ServiceNow einsetzen. Mit dem Enterprise-Produkt können wir bis zu einem gewissen Niveau heruntergehen, Express erweitert dieses Spektrum jetzt noch einmal beträchtlich, nicht zuletzt durch eine eigene Kostenstruktur.

Wie ist das Wachstum?
Der Annual Contract Value in EMEA konnte im letzten Jahr verdoppelt werden. Das Q4 2014 war größer als das restliche gesamte Vorjahr. 2015 sind wir ähnlich unterwegs. Unsere Mannschaft hat sich in den letzten zwei Jahren verfünffacht und wir freuen uns über 30 Prozent Kundenwachstum, wenn man Logos zählt.

Wie stehen Sie zu Partnern?
Das Partnerprogramm ist sehr wichtig für uns, wir glauben an Netzwerk- und Skalen-Effekte. Das kann man auch am Store sehen, wo wir möglichst viel Content von möglichst vielen Kontributoren haben wollen. Wir selber können gar nicht so schnell so viel Content schaffen, wie wenn wir Netzwerke nutzen. Das gleiche gilt bei der Implementierung und Marktdurchdringung. Wenn ich zehn Leute einstelle, habe ich zehn Heads mehr. Finde ich zehn Partner mit je zehn Mitarbeitern, habe ich 100 Heads mehr an Kapazität!

Österreich – Call-to-Action?
Wir wachsen auch am österreichischen Markt gut, obwohl da der Markt noch etwas verhalten agiert, wenn es um derartige Lösungen geht. Mein Call-to-Action wäre, sich die Plattform anzusehen und die Vorteile, die Unternehmen daraus ziehen können, kennenzulernen.
Global betrachtet sind wir am Markt in Österreich noch fast am Anfang und er würde sich selbst Gutes tun, diesen Prozess zu beschleunigen – auf Kunden- und auf Partner-Seite. Auch für Developer ist es sehr einfach, und hoffentlich auch lukrativ, an unserem Programm teilzunehmen. Wir sind definitiv auf der Suche nach weiteren Partnern.

Das Gespräch führte Herbert Koczera.

Manfred Eierle
Manfred Eierle ist als Regional Director EMEA für den gesamten EMEA-Bereich verantwortlich. Davor war er für den DACH-Bereich bei ServiceNow verantwortlich. Vor seinem Engagement bei ServiceNow war Eierle für den DACH-Bereich bei CA Technologies zuständig. ServiceNow liefert Cloud-Lösungen für das IT Service Management. Wettbewerber sind unter anderem BMC, HP, IBM oder CA.


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