ERP-Systeme stehen im Zentrum der Wertschöpfung. Als zentraler Integrations-Hub bilden sie die Geschäftsabläufe sowohl vertikal als auch horizontal ab. Dazu sollten sie den Aufbau einer service-orientierten Architektur unterstützen. [...]
Erp-Systeme bilden den zentralen Integrationshub für alle Vertriebs-, Entwicklungs-, Produktions-, Logistik- und Kundenprozesse. Hierbei entstehen systemübergreifende Workflows, die weitgehend automatisiert ablaufen. In der Folge konzentrieren sich die Anwender auf das Management von Ausnahmen.
Offenes Datenhaltungskonzept
Um den Datenaustausch entsprechend durchgängig zu organisieren, müssen ERP-Systeme den Aufbau einer service-orientierten Architektur unterstützen. Das hierzu erforderliche Datenhaltungskonzept sollte sich auf möglichst weitverbreitete, offene Industriestandards stützen. In der Praxis eignet sich zum Beispiel der Einsatz der Auszeichnungssprache XML und der Datenbanksprache SQL. In eine solche Architektur sind Drittsysteme leicht integrierbar.
Multidirektionaler Austausch
In seiner Rolle als zentraler Integrations-Hub konsolidiert das ERP die Datenformate der eingebundenen Systeme. Dies erlaubt den multidirektionalen Austausch aller Stamm- und Bewegungsdaten, die für die jeweiligen Teilprozesse relevant sind. So zum Beispiel die Leistungsdaten der ausgelieferten Industrieanlagen. Führende Instanz bei den betriebswirtschaftlichen Daten ist das ERP-System. Da die Informationen in Echtzeit zur Verfügung stehen, sind jederzeit Ad-hoc-Analysen möglich. Auf dieser Wissensbasis können die an der Wertschöpfung beteiligten Systeme ihre Entscheidungen fortwährend optimieren.
Dieses Konzept geht weit über die klassische Integration von ERP-, CAD- und PDM-/PLM-Lösungen hinaus. Letztere konzentriert sich auf den Austausch statischer Produkt- und Auftragsdaten. Den einzelnen Prozessbeteiligten, seien es Konstrukteure, Disponenten, Einkäufer oder Produktionsplaner, ist es somit möglich, die Daten der vor- und nachgeschalteten Projektpartner ohne Neuerfassung zu übernehmen. Der Industrie-4.0-Ansatz voll integriert arbeitender ERP-Systeme reicht weiter. Das ERP übermittelt fortan nicht mehr nur die IST-Daten, sondern überwacht auch, wie sich die aus diesen Daten speisenden Statusinformationen entwickeln.
Praxisgerechte Industrie-4.0-Lösungen
Auf diese Weise sind gänzlich neue Einsatzszenarien möglich. So zum Beispiel im Kundendienst, der die Betriebsdaten von Maschinen und Anlagen nun in Echtzeit auswerten kann. Ziel ist es, den Betrieb der Investitionsgüter so zu gewährleisten, dass die hierzu erforderlichen Service-Einsätze zu einem Minimum an Kosten führen. Über sichere Internetverbindungen erhalten die Techniker Zugriff auf die aktuellen Betriebsparameter. Das ERP-System wertet die permanent eingehenden Informationen regelbasiert aus, um im Rahmen der vorbeugenden Instandhaltung sinnvolle Vorschläge für Wartungsarbeiten zu machen. Da das ERP die vollständige Sicht auf alle geplanten und ungeplanten Maßnahmen liefert, lässt sich der wartungsbedingte Stillstand der Anlagen minimieren. Und mit ihm die Zahl der Service-Einsätze der Techniker vor Ort beim Kunden.
Abgesehen vom Kundendienst gibt es noch zahlreiche weitere Einsatzmöglichkeiten für Industrie-4.0-Lösungen. Dies gilt insbesondere für Industrieausrüster. Denn wer Investitionsgüter produziert, verfügt über ein Maximum an Anknüpfungspunkten, um sich mit den Abläufen seiner Kunden, aber auch mit dem Geschäft seiner Lieferanten zu vernetzen. Für den Anfang ist es für viele Unternehmen sinnvoll, sich auf die kundennahen Potenziale von Industrie 4.0 zu konzentrieren. Als Wegbereiter eignen sich dabei moderne ERP-Lösungen. Dank ihrer zentralen Stellung in der Wertschöpfung und dank ihres offenen Datenhaltungskonzepts sind sie das Mittel der Wahl, um praxisgerechte Industrie-4.0-Lösungen aufzubauen, die sich schnell amortisieren.
*Martin Hinrichs, ams.group
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