„Sichtbarmachen der eigenen Leistung“

Die FAW GmbH wurde im April 2005 als Spin-out des Instituts für Anwendungsorientierte Wissensverarbeitung der Johannes Kepler Universität gegründet. CEO Knud Steiner über die Qualität der heimischen Ausbildung. [...]

Was zeichnet aus Ihrer Sicht den IKT-Standort Oberösterreich gegenüber anderen heimischen Regionen aus?
Knud Steiner: Alles in allem ist Oberösterreich ein attraktives Umfeld für IKT-Unternehmen, was auch durch den zweithöchsten Beschäftigungs- und Umsatzanteil nach Wien und die in den letzten Jahren stark gewachsene Gründerszene belegt ist. Das ist meines Erachtens vor allem auf folgende Faktoren zurückzuführen: Zum einen sind die JKU Linz mit ihren Studienrichtungen der Informatik und Wirtschaftsinformatik, der Campus Hagenberg der FH Oberösterreich mit seiner Spezialisierung auf Informatik, Kommunikation und Medien sowie die berufsbildenden höheren Schulen mit IKT-Schwerpunkten Garanten für bestens ausgebildete Fachkräfte. Zum anderen sorgen hier angesiedelte und international erfolgreiche Leitbetriebe in der Größenordnung einer Fabasoft oder dynaTrace für die notwendige Sichtbarkeit der hier gewachsenen IKT-Lösungskompetenz. Und der Softwarepark Hagenberg hat Oberösterreichs forschungsnahe und wirtschaftliche IKT-Innovationskraft weltweit bekannt gemacht. Und schließlich ist durch Oberösterreichs Leitbetriebe im produzierenden und verarbeitenden Sektor und seinen starken Mittelstand ein hohes Marktpotenzial für IKT-Dienstleistungen und -produkte vorhanden.

Wie zufrieden sind Sie mit den Rahmenbedingungen in Oberösterreich? Wo sind Ihrer Meinung nach die größten Hemmschuhe?
Das Land OÖ und die Standesvertretung sind stets engagiert, unser Bundesland als IKT-Standort im regionalen, nationalen und internationalen Kontext weiter zu stärken. Aus der Sicht eines KMU mit naturgemäß überschaubaren Mittel für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit erweist sich jedoch das Sichtbarmachen des eigenen Leistungsangebots für regionale Kunden mitunter schwieriger als für überregionale. Hier ist eine bessere Unterstützung – konkret z.B. auf Ebene des Softwareparks Hagenberg – unbedingt wünschenswert, um zu erreichen, dass Oberösterreichs Wirtschaft in der Wahrnehmung gestärkt wird, welche Lösungskompetenz quasi „vor der Haustüre“ verfügbar ist. Die Gründung des IT-Clusters Oberösterreich war jedenfalls ein Schritt in die richtige Richtung!
Wie zufrieden sind Sie mit der Geschäftsentwicklung in den letzten zwölf Monaten im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren?
Unsere Bereitschaft, in den vergangenen beiden Geschäftsjahren bei einem stabilen Kerngeschäft mit jeweils rund 20 Prozent der verfügbaren Ressourcen in neue Geschäftsfelder und Themen zu investieren, hat sich gelohnt. Für 2014 zeichnet sich ein überdurchschnittlich gutes Ergebnis im Fünfjahresvergleich ab und wir sind überzeugt, dass wir durch unsere Investitionsbereitschaft eine gute Wachstumsbasis für die kommenden Jahre geschaffen haben.

Beschreiben Sie bitte ein oder mehrere Highlights aus den letzten 24 Monaten.  
Für diesen Zeitraum gilt es gleich drei Highlights zu vermelden: Allen voran haben wir nach einer sehr intensiven Phase des Knowhow-Aufbaus und der absolvierten Zertifizierung als Alfresco Gold Partner einen neuen Geschäftsbereich installiert, der mit fünf Neukunden aus den Branchen Baugewerbe, Pharma, Energiewirtschaft, Öffentliche Verwaltung und Medizinische Forschung einen für uns fulminanten Start hingelegt hat. Weiters ist es uns gelungen, die Zusammenarbeit mit Österreichs Übertragungsnetzbetreiber in den Bereichen Abschalt- und Verfügbarkeitsplanung sowie Monitoring von Energieproduktion und -verbrauch zu intensivieren. Bei beiden Themen geht es um die Gewährleistung der Netz- und Versorgungssicherheit, also um Problemstellungen mit überregionaler Relevanz. Und schließlich konnten wir unser Dienstleistungsportfolio um eine erste Produktlinie ergänzen: Unser Add-on-Produkt für die ECM-Plattform Alfresco, mit dem 80 Prozent der täglichen Interaktionen wesentlich schneller und komfortabler ausgeführt werden können, wird bereits von mehr als 1.500 Anwendern unserer Kunden eingesetzt, während wir mit Hochdruck daran arbeiten, diese Software auch für potenziell sieben Millionen Alfresco-Anwendern weltweit zu launchen.

Wie zufrieden sind Sie mit der Ausbildungsqualität oberösterreichischer Einrichtungen wie FH und TU?

Sehr! Die Qualität der Ausbildung an den beiden IKT-relevanten Hauptbildungseinrichtungen – der JKU Linz und dem Campus Hagenberg der FH Oberösterreich – ist hervorragend und braucht weder den nationalen noch den internationalen Vergleich zu scheuen. Beide erhalten regelmäßig Spitzenbewertungen, wie etwa die JKU Linz, die es im 2012 erstellten „Times Higher Education 100 Ranking Under 50“ mit dem herausragenden Platz 41 als einzige österreichische Universität in diese Top 100 schaffte.

Wie stark leiden Sie unter dem Phänomen Facharbeitermangel und welche Gegenmaßnahmen ergreifen Sie?
Natürlich nehmen auch wir dieses Phänomen wahr, obwohl wir als Unternehmen mit starker Nähe zur JKU Linz sehr oft die Möglichkeit haben, Kontakte zu potenziellen Mitarbeitern schon während deren Ausbildung zu knüpfen und ihnen eine Teilzeitanstellung anzubieten, die im Idealfall nach Ausbildungsende in eine Vollzeitanstellung übergeführt wird.
Aus der Erfahrung heraus, dass eine Standardschaltung auf einem Jobportal bei weitem nicht mehr die Resonanz bringt wie noch vor Jahren, haben wir begonnen, zusätzlich mit eigenen Recruiting-Kampagnen in sozialen Medien auf Personalsuche zu gehen. Diese Schaltungen sind bewusst etwas unkonventioneller getextet, verzichten weitgehend auf Standardphrasen und rücken ganz spezielle Aspekte des Arbeitsumfelds oder eine konkrete Perspektive in den Vordergrund. Die erste dieser Kampagnen verlief sehr erfolgreich und wir haben sogar positives Feedback von Branchenkollegen erhalten.


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*