Mit der jüngst beschlossenen »Digitalen Agenda 2025« hat der Wiener Gemeinderat die strategische Grundlage für die weitere Digitalisierung der österreichischen Bundeshauptstadt zu einer Smart City mit Vorbildwirkung vorgelegt. [...]
Seit 26. September steht das Digitalisierungsprogramm der österreichischen Bundeshauptstadt. Mit der Umsetzung der partizipativ entwickelten »Digitalen Agenda«, einer Roadmap, die zahlreiche Projekte aus unterschiedlichen Bereichen unter einem strategischen Dach koordiniert, verfolgt Wien das erklärte Ziel, die Digitalisierungshauptstadt Europas zu werden. Die Digitalisierung macht auch vor dem Gemeinderat selbst nicht Halt, der mit Hilfe des Projekts »DigiPol« digital transformiert werden soll.
Die »Digitale Agenda Wien 2025« ist zugleich Strategiepapier und Arbeitsdokument und umfasst alle Lebensbereiche der Bürger und Bürgerinnen der Stadt, die im Mittelpunkt der Digitalen Agenda stehen. Bürgermeister Michael Ludwig betont, dass man dabei auf jeden Fall die Digitalisierung so gestalten wolle, »dass sie den Menschen dient – nicht umgekehrt«. Deswegen wurde bei der Agenda darauf geachtet, dass sich möglichst viele Interessierte aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen an der Entstehung beteiligen konnten, so Ludwig.
Dem pflichtet Digitalisierungsstadtrat Peter Hanke bei, wenn er sagt: »Digitalisierung und Technik dürfen nie zum Selbstzweck werden. Mit der Digitalen Agenda 2025 verfolgen wir den Wiener Weg der Digitalisierung. Das bedeutet, dass wir den Standort Wien stärken, der IT-Branche klare Impulse geben und auch als Stadt durch Kooperationen die Möglichkeiten der Digitalisierung voll nutzen.«
Sieben Handlungsfelder definiert
Unter Einbindung der Bevölkerung wurden sieben Handlungsfelder definiert, die von der Digitalen Agenda berührt werden. Diese Handlungsfelder sind Sicherheit, Service, Wissen, Arbeitswelt 4.0, Wirtschaft, Infrastruktur und Steuerung. Zu jedem Handlungsfeld wurden Leitprojekte definiert, die in den nächsten Jahren umgesetzt werden (siehe auch Seite 8 dieser Ausgabe). Zusätzlich gibt es eine Reihe an kurz- und mittelfristigen Schwerpunkten, die zusammen mit den jeweils zuständigen Einrichtungen der Stadt Wien vertieft und konkretisiert werden sollen.
Anhand des Handlungsfelds Wissen zeigt sich der ganzheitliche Ansatz der digitalen Agenda, der sowohl Infrastruktur als auch das Ermöglichen individueller Entfaltung in den Mittelpunkt stellt. Das umfasst die Ausstattung der Wiener Pflichtschulen mit leistungsfähigem WLAN, das die Basis für das »Digitale Klassenzimmer« bildet, in dem mit modernen Bildungskonzepten Mobilgeräte mit optimaler pädagogischer Betreuung in den Unterricht integriert werden. Alleine für dieses Projekt ist die Bereitstellung von 40 Millionen Euro von der Stadt Wien über die nächsten Jahre geplant. Gleichzeitig bietet die Stadt mit Plattformen wie »Digital City Wien« oder Forschungskooperationen zum digitalen Humanismus Plattformen zur Vernetzung von Wirtschaft, Wissenschaft und Bildungsbereich.
Künstliche Intelligenz im Fokus
Als eine der ersten Stadtverwaltungen Europas gibt sich die Stadt Wien als Teil der Digitalen Agenda auch eine eigene Strategie für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI), aus der auch Regeln für den Einsatz von KI im Rahmen der Stadt Wien abgeleitet werden können. Damit soll der Einsatz neuer Technologien anhand erster, konkreter Anwendungsfällen weiterentwickelt und neue Einsatzgebiete ausgemacht werden.
Die transparente und ressourcensparende Seite der Politik
Für Gemeinderats- und Landtagssitzungen werden pro Jahr etwa 150.000 Seiten Papier gedruckt. Damit ist bald Schluss: Das Projekt DigiPol digitalisiert die politische Arbeit von den unzähligen Dokumenten (Entwürfe, Anträge) bis zur digitalen Verwaltung der Sitzungen. Alle Funktionen von DigiPol werden schrittweise bis Herbst 2020 verfügbar sein. Laut den Entwicklern von DigiPol und der Stadt Wien werde damit eine hochmoderne Lösung umgesetzt, die es so in Österreich noch nicht gegeben hat.
Wien ist smarter als man glaubt
Bei der Präsentation der Digitalen Agenda 2025 war viel davon die Rede, dass Wien die Digitalisierungshauptstad Europas werden wolle. Für viele Österreicher mag das anmaßend klingen, doch wer sich in die Materie Smart City vertieft, kommt um den Smart City Strategy Index, kurz SCSI genannt, nicht umhin. Dieser wird von der weltweit agierenden, deutschen Unternehmensberatung Roland Berger erstellt und lässt Wien in einem neuen Licht dastehen: 2017 erstellte Roland Berger erstmals den SCSI. Die wichtigste Zutat für eine erfolgreiche Smart City ist laut den Unternehmensberatern eine solide strategische Planung, wobei diese wertlos sei, wenn die Projekte und Maßnahmen nicht umgesetzt würden.
2019 wurde das Ranking aktualisert. Dabei identifizierten die Experten von Roland Berger 153 Städte (2017 waren es noch 87 Städte) mit einer offiziellen Smart-City-Strategie, wobei 15 einen umfassenden strategischen Ansatz zur Verwirklichung ihrer Smart-City-Pläne verfolgen, von denen wiederum nur acht Städte schon eine fortgeschrittene Implementierungsphase der Projekte erreicht haben. Der Clou: Sowohl 2017 als auch 2019 führte Wien den SCSI an – 2017 vor Chicago und Singapur und 2019 vor London und St. Albert (Kanada).
Ob das so bleibt, ist längst nicht ausgemacht, asiatische Städte wie Shanghai, Guangzshou, Seoul oder das indische Davanagere sind stark im Kommen. Dabei haben laut Roland Berger 90 Prozent der im SCSI betrachteten Städte keine ganzheitliche Smart-City-Strategie. Mit der Digitalen Agenda 2025 hat sich Wien strategisch gut aufgestellt und gute Chancen, den ersten Platz zu behalten.
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