„So jung war die Cebit noch nie!“

Die Cebit zieht neben etablierten Unternehmen mittlerweile immer mehr Startups an, die sich Gründer-Wettbewerben stellen und sich etablierten Firmen präsentieren wollen. Das Leitthema "Shareconomy" brachte weitere innovative Ideen nach Hannover. [...]

Über 4.000 Unternehmen aus 70 Ländern haben auf der Cebit ihre Produkte, Innovationen oder Forschungsergebnisse präsentiert, darunter waren auch besonders viele Startups: „So jung wie in diesem Jahr war die Cebit noch nie. Mehr als 200 Unternehmen mit neuen kreativen und überzeugenden Ideen präsentierten sich in Hannover. Sie legten damit einen soliden Grundstein für ein schnelles Wachstum ihres Geschäfts“, sagt Frank Pörschmann, Vorstand der Deutschen Messe. Internationale Geschäfte und das Thema Vernetzung seien dabei im Vordergrund gestanden.

So war auch „Shareconomy“ das Leitthema der diesjährigen Cebit. „Die Cebit hat mit Shareconomy weit über die digitale Wirtschaft hinaus einen weltweit einzigartigen Diskussionsimpuls ausgelöst. Unternehmen aus allen Branchen haben das Potenzial erkannt, das in dem Teilen von Daten, Ressourcen, Gütern und Infrastruktur steckt.“ Auch in den Sozialen Netzwerken sei Shareconomy intensiv diskutiert worden, da das Thema tiefgreifende gesellschaftliche als auch wirtschaftliche Veränderungen fokussiere, denn „Shareconomy führt zu einer höheren Transparenz, fördert die Partizipation und schafft zahlreiche neue Geschäftsmodelle“, sagt Pörschmann. Treiber dieser Entwicklung ist dabei die digitale Industrie mit ihren vielfältigen Anwendungen.

TEAMPLATTFORM INTERNET
So entwickelt sich das Internet immer stärker zum Ort des Teamworks – innerhalb von Unternehmen und darüber hinaus. Partner, Berater, Lieferanten und Kunden werden Teil einer vernetzten Zusammenarbeit. Vorreiter-Firmen wie IBM betten Social-Business-Tools bereits in ihre Kernprozesse ein, um die Kommunikation und den Wissenstransfer innerhalb ihrer Lieferketten, Partnernetzwerke und der Belegschaft zu intensivieren. Laut dem McKinsey Global Institute können sie dadurch ihre Produktivität um bis zu zwölf Prozent steigern.

Außerdem lässt das Thema Shareconomy einzelne Industriebranchen immer mehr zusammenrücken. Gemeinsam sollen Innovationen vorangetrieben werden, beispielsweise zwischen Telekommunikationsanbietern und der Automobilindustrie. Carsharing-Modelle setzen sich als neue Form der Mobilität immer stärker durch, wie beispielsweise Vodafone mit seinem Drivenow-Konzept zeigte. Auch auf kommunaler Ebene bringt Shareconomy großes Potenzial, wie beispielsweise Citeq zeigte: Mit dem „Mängelmelder“ können Bürger über das Internet auf Missstände im Stadtgebiet hinweisen. Ein anderes wegweisendes Szenario für die moderne mobile Verwaltung entwarf das Forscherteam von Fraunhofer Fokus. Es veranschaulichte, wie die verschiedenen Datenströme aus unterschiedlichen Behörden ausgewertet und die Zusammenarbeit optimiert werden können.

Ein anderes Beispiel für Shareconomy zeigt die Deutsche Telekom: Sie gab während der Messe bekannt, dass sie über eine Partnerschaft mit dem US-amerikanischen Unternehmen Fon das größte WLAN-Netz Deutschlands aufbauen will. Die Besitzer eines privaten WLAN geben ihr Netz für andere Nutzer frei und erhalten dafür kostenlosen Zugang zu Millionen von Wifi-Hotspots weltweit.

STARTUP-WETTBEWERBE
Code_n, eine internationale Plattform für digitale Pioniere, Innovatoren sowie wegweisende Startups und von GFT Technologies initiiert, hat das Ziel, Talente und ihre Geschäftsideen zu fördern und Innovationen anzuregen. Auf der diesjährigen Cebit vergab die Plattform zum zweiten Mal den „Code_n Award“, diesmal unter dem Motto „Smart Solutions for Global Challenges“. Gesucht waren IT-basierende Konzepte für eine nachhaltige Energieversorgung und -nutzung.

Changers.com aus Berlin erhielten dabei die Auszeichnung als bestes Startup-Unternehmen, die niederländische Firma Greenclouds gewann in der Kategorie „Emerging Company“. Beide erhalten ein Preisgeld in Höhe von 15.000 Euro. Sie haben sich unter 250 Teilnehmern aus 35 Ländern durchgesetzt. Neben einem Mentoring erhalten beide Gewinner die Gelegenheit, ihre Geschäftsidee bei der weltgrößten Automobilmesse IAA in Frankfurt zu präsentieren. „Die Auswahl der Gewinner ist uns schwer gefallen“, sagt Ulrich Dietz, Vorstandsvorsitzender von GFT und Initiator von Code_n. „Viele Finalisten haben uns mit ihren außergewöhnlichen Geschäftsmodellen rund um die Themen der Energiewende begeistert.“

Greenclouds verfolgt das Prinzip „Running the cloud together“. Sie haben eine Technologieplattform entwickelt, die ungenutzte Ressourcen in Rechenzentren für andere verfügbar macht. So haben Firmen einerseits die Möglichkeit, Cloudkapazitäten günstig zu erwerben, es eröffnet sich ihnen aber vor allem eine zusätzliche Einnahmequelle, da sie eigene IT-Kapazitäten verkaufen können, wenn ihre Server nicht vollständig ausgelastet sind. Bestehende Rechenzentren werden so energieeffizienter genutzt, was die CO2-Belastung signifikant reduziert.

Die Vision von Changers.com ist Veränderung unseres Bewusstseins und Umgangs mit Energieressourcen. Über leichte, tragbare Solarmodule kann jeder selbst Energie erzeugen und sein Handy oder sein Tablet aufladen. Dabei misst das Gerät die Menge an CO2, die eingespart wurde. Die Daten werden in eine Online-Community übertragen, für jedes eingesparte Gramm CO2 erhält man sogenannte Changers Credits, die man gegen nachhaltige Produkte und Dienstleistungen eintauschen kann. „Code_n ist eine außergewöhnliche Plattform, um Startups zu unterstützen“, sagt Ralf Lenninger, Leiter Innovation und Strategie der Division Interior bei Continental. „Die zwei jungen Firmen, die wir ausgesucht haben, haben uns überrascht und überzeugt.“

Beim Gründerwettbewerb „Innovators‘ Pitch 2013“, der vom deutschen Hightech-Branchenverband Bitkom veranstaltet wurde, haben die Startups Suitepad (Kategorie „Business to Business“) und Tado (Kategorie „Business-to-Consumer“) gewonnen. Suitepad bietet eine Tablet-Lösung für die Abwicklung von Serviceleistungen in Hotels. Die Tablets dienen dabei als digitaler Concierge. Das Münchner Unternehmen Tado bietet eine intelligente Lösung, um Heizkosten in Gebäuden zu sparen. Eine kleine Box wird direkt mit der Heizungsanlage verbunden und lässt sich über das Internet per Smartphone steuern. Die Box verwertet Eigenschaften der Wohnung wie Wärmedämmung oder Fensterfläche sowie die aktuellen Wettervorhersagen aus dem Internet.

Auch was das Recruiting angeht, verstärkt die Cebit ihre Aktivitäten. Viele Firmen konnten Kontakte zu Bewerbern und wechselwilligen Fachkräften herstellen. Zum Teil wurden Arbeitsverträge direkt an den Ständen unterschrieben. „Die Cebit hat hier einen wichtigen Beitrag zur Lösung des in der Hightech-Branche vorherrschenden Fachkräftemangels geleistet“, sagte Pörschmann. Nächstes Jahr soll die „job and career 2014 at CeBIT“ das bisherige Messe-Angebot in Sachen Job, Karriere und Weiterbildung bündeln und weiter optimieren. (mi)


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