Finanzdienstleister erlauben ihren Mitarbeitern oft nicht, während der Arbeit soziale Netzwerke zu verwenden, weil es schon einige Missbrauchsvorwürfe gegeben hat. [...]
Finanzdienstleister erlauben ihren Mitarbeitern oft nicht, während der Arbeit soziale Netzwerke zu verwenden, weil es schon einige Missbrauchsvorwürfe gegeben hat. Der Druck eine Social-Media-Präsenz aufzubauen, steigt aber auch für Banken und Investment-Firmen, wie die New York Times berichtet. Einige Firmen versuchen jetzt diese gegensätzlichen Anforderungen unter einen Hut zu bekommen. Die Ansätze reichen von strenger Kontrolle der Angestellten-Accounts bis zur Verwendung vorgefertigter Nachrichten, die von der Marketing-Abteilung verfasst werden. Vor allem in den USA tätige Unternehmen sind sehr vorsichtig.
„Das US-Börsenrecht ist sehr streng. Nach jeder Krise wurden die Gesetze verschärft, um die Transparenz zu erhöhen. Dass die Institutionen klare Regeln für die Kommunikation brauchen, ist verständlich“, sagt Jörg Blumtritt, Vorstandsvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Social Media.
Aus Angst, gegen die strengen Bestimmungen der Börsenaufsicht zu verstoßen, verbieten viele an der Wall Street tätige Firmen ihren Mitarbeitern, persönliche Kommunikationsmittel zu verwenden. Selbst das Prüfen privater E-Mail-Accounts ist in vielen Unternehmen Tabu. Die Aussicht auf Marketing-Erfolge lockt trotzdem nach und nach Finanzdienstleitster in die sozialen Medien. Die Nachrichten der Angestellten werden aber penibel kontrolliert, was einige Zeit in Anspruch nehmen kann.
„Die Social-Media-Präsenz ist für Finanzdienstleister wichtig, schon aus Respekt gegenüber Menschen, die sich hauptsächlich dort informieren. Dass eine Nachricht zwei bis drei Stunden Verspätung hat, sollten die Menschen akzeptieren“, so Blumtritt. Einige Institute, wie etwa Morgan Stanley Smith Barney, gehen sogar einen Schritt weiter und geben ihren Mitarbeitern vor, was sie zu schreiben haben. „Bei vorgefertigten Meldungen ist der Informationsgehalt geringer. Das merken die Leute und dementsprechend werden solche Meldungen weniger gelesen. Die Finanzinstitutionen werden die geeignete Form erst noch finden“, sagt Blumtritt.
Findige US-Start-ups haben den Trend zu sozialen Medien in der Finanzbranche erkannt und bieten Software-Lösungen zur Überwachung von Angestellten-Accounts an. Das Geschäft boomt. Die Firmen, die sich in die sozialen Netzwerke vorgewagt haben, sprechen von einem großen Erfolg, auch wenn der Wert von zensierten Nachrichten zweifelhaft erscheint. Die Vorsicht der Firmen hat aber durchaus ihre Berechtigung. In den USA sorgten schon mehrere Missbrauchsvorwürfe für Ärger in der Social-Media-Welt der Investoren.
Eine Brokerin hat hinter dem Rücken ihres Arbeitgebers auf Twitter Papiere beworben, ohne offenzulegen, dass sie selbst darin investiert hatte. Auch Betrugsversuche mit Wertpapieren gab es schon auf sozialen Netzwerken. Noch sind die Postings der Finanzdienstleister deshalb sehr stark reguliert. Trotzdem werden die Mitarbeiter vieler Firmen angehalten, eine persönliche Note einzubringen. Auch die Deutsche Bank baut ihre Auftritte im Social Web weiter aus. Der Mut der Unternehmen wird mit zunehmendem Getummel in den Netzwerken hoffentlich größer.
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