Politisch liberale Ansichten sind in sozialen Netzwerken in der Überzahl, konservative Ansichten hingegen unterrepräsentiert. [...]
Das hat das Pew Internet & American Life Project durch eine Telefonumfrage bei 2.000 Amerikanern herausgefunden. Nur 60 Prozent der Internetnutzer, die sich als rechts der Mitte einstufen, nutzen Social Media. Bei links Eingestellten beträgt dieser Anteil 74 Prozent. Unabhängig von der Gesinnung ist Politik auf sozialen Netzwerken ein heikles Thema, das heftige Reaktionen hervorrufen kann.
„Für aktive Nutzer sind Social Media Teil ihres Sozialraumes. Dort spiegelt sich nur, was auch im realen Leben passiert. Wenn ein Freund aus der Disko-Clique plötzlich nur noch über Politik reden will, wird der auch ausgeschlossen. Soziale Medien machen Menschen nicht mehr oder weniger politisch“, sagt Matthias Albert von der Universität Bielefeld gegenüber der Nachrichtenagentur pressetext. Der Rückstand der Konservativen in sozialen Netzwerken verwundert den Experten nicht: „Soziale Medien kommen als offene Kommunikationsräume politischen Gruppierungen, die ein geschlossenes Weltbild propagieren, nicht entgegen. Im Einzelfall müsste man die Daten aber genauer ansehen.“
Politische Inhalte sind aus den sozialen Medien mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Seit Obamas Kampagne aus dem Jahr 2008 ist ein Wahlkampf ohne Einbeziehung der Online-Plattformen undenkbar geworden. Da inzwischen über die Hälfte aller US-Amerikaner auf sozialen Netzwerken vertreten sind, wird Politik auch abseits von Wahlkämpfen diskutiert. 75 Prozent der US-Nutzer von sozialen Netzwerken geben an, dass in ihrem Online-Freundeskreis ab und zu politische Kommentare gepostet werden. Allerdings scheut gleichzeitig mehr als ein Drittel dieser Personen politische Aussagen über Social Media.
Diese Vorsicht ist durchaus angebracht. 37 Prozent der Social-Media-User haben schon einmal heftige negative Reaktionen auf eine politische Äußerung in einem Netzwerk erhalten. Von den auf Facebook vertretenen US-Amerikanern sind immerhin 18 Prozent sogar bereit, politisch nicht genehme Postings mit Blocken, Ignorieren oder Beenden der Freundschaft zu quittieren. Einige würden sogar nicht davor zurückschrecken, eigene Familienmitglieder aus dem Online-Freundeskreis zu verbannen. Der Großteil der Bevölkerung in sozialen Netzwerken, nämlich 82 Prozent, reagiert also nicht auf abweichende politische Ansichten.
38 Prozent der Social-Media-nutzenden US-Amerikaner haben über Postings herausgefunden, dass die politische Gesinnung von Freunden nicht ihren ursprünglichen Annahmen entspricht. Die Ergebnisse der Umfrage lassen darauf schließen, dass das Echokammer-Phänomen, wonach Social-Media Nutzer nur von gleichdenkenden Freunden umgeben sind, weniger stark ist als viele Experten vermutet haben. Trotzdem kommt es relativ häufig vor, dass Zustimmung geäußert wird. 47 Prozent der Social-Media-Nutzer tun das mit einem Klick, immerhin 38 Prozent reagieren sogar mit positiven Kommentaren. (pte)
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