Angst ist für Blizzard-CIO Eric-Jan Kaak im Bezug auf Cloud nicht angebracht. Fehler sind eingeplant – Hauptsache man lernt daraus. Die gewonnene Flexibilität rechtfertigt jedenfalls auch das eine oder andere Cloud-Experiment. [...]
Im Zuge der Konsolidierung der globalen IT-Aktivitäten innerhalb der gesamten Tecnica-Gruppe ist das Unternehmen Blizzard Sport gerade dabei, seine Schwerpunkte neu zu setzen. Einige der maßgebenden Pilotaktivitäten finden im österreichischen Mittersill statt. Cloud Computing spielt hier eine zentrale Rolle, sagt CIO Eric-Jan Kaak, der bei Blizzard Sport für das Business Process Management sowie für die gesamte IT der Muttergesellschaft (Tecnica Group in Italien) verantwortlich ist. Sein Aufgabenbereich inkludiert auch die IT-Entwicklung im Ski-Kompetenzzentrum der Tecnica Group – operativ und strategisch. Im Rahmen der Initiative Trust in Cloud skizziert er die wesentlichen Herausforderungen der neuen IT-Strategie und erklärt konkrete Chancen und Umsetzungsmaßnahmen im Bereich Cloud Computing.
In welcher Form beschäftigen Sie sich mit dem Thema Cloud Computing?
Eric-Jan Kaak: Cloud Computing spielt bei der Konsolidierung der globalen IT-Aktivitäten innerhalb der Tecnica-Gruppe eine zentrale Rolle. Beispielsweise geht es uns darum, sämtliche Authentifizierungen zentral zu managen und zu vereinheitlichen, die eingesetzten Standard-Applikationen zusammenzuführen, um eine einheitliche Applikationslandschaft zu haben, sowie Storage-Infrastruktur für die globalen Marketing- und Entwicklungsteams bereitzustellen. Weiters wollen wir unser lokales, österreichisches ERP-System, das derzeit noch in unserer Private Cloud betrieben wird, zukünftig konzernweit in eine externe bzw. Public Cloud transformieren.
Warum ist in der Skiindustrie rasches Agieren so wichtig? An sich gibt es eine Produktion im Jahr und die wird dann verkauft.
Wir haben ein Modeprodukt, da muss man schnell auf aktuelle Trends – etwa bei Designänderungen oder neuen Farben – reagieren. Parallel werden sich auch die Vertriebs- und Business-Modelle ändern und erweitern – neben B2B geht es immer mehr auch in Richtung B2C. Als Modeunternehmen muss ich in der Lage sein, hier entsprechend rasch auf all diese Veränderungen zu reagieren, insbesondere als globaler Player.
Werden Sie künftig auch individuelle Skimodelle fertigen, die sich ein Kunde etwa auf seinem Handy persönlich zusammenstellt?
Ja, auch im Kontext zum Thema Industrie 4.0 geht es darum, individuell und flexibel auch auf einzelne oder kleinere Kundenanfragen rasch zu reagieren.
Wie gehen Sie mit der Vielzahl der Bedenken um, die gegenüber Cloud Computing geäußert werden?
Für mich bedeutet das, dass wir eine Fülle von Use Cases haben müssen, wo verantwortliche User und Enduser zeigen, wie sie mit dem Thema Cloud umgehen. Schließlich kaufen wir auch selbstverständlich Bücher und Reisen online und geben da unsere Daten aus der Hand. Da ist kein Platz für Angst. Pauschale Blockaden gibt es bei uns erst gar nicht – es ist eher so, dass die User das Gefühl haben, die IT ist aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht und generiert mit dem Business zusammen einen Mehrwert für den Kunden.
Und wie sieht es mit Ihrem Vertrauen in die Cloud-Anbieter aus?
Das Thema Vertrauen ist essenziell und die Firmen, die Cloud-Dienste anbieten, wissen heute, was sie tun. Deren Geschäft ist nicht nur die Business-Technologie, sondern auch der Faktor Vertrauen. Hier sind Security und Availability die Hauptthemen, und gleichzeitig die USPs eines jeden Providers. Wenn es den Anschein hat, dass ein Anbieter hier fahrlässig ist, wird er morgen kein Business mehr haben.
Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Mitarbeiter das erforderliche Knowhow haben, um mit einer komplexen Sourcing-Beziehung wie Cloud Computing umgehen zu können?
Das ist eine große Herausforderung für alle Mitarbeiter, nicht nur für die IT – und hier stehen wir erst am Beginn. Es sind eher interessante Use Cases, die weiterhelfen. Noch lernen wir alle – aber wer nicht lernt, hat schon verloren. Auch Fehler und Experimentieren sind einkalkuliert, dann muss man daraus lernen. Frei nach dem Motto: Sometimes you win, sometimes you learn.
Welches Anforderungsprofil braucht ein neuer Mitarbeiter im IT-Bereich, damit er mit den zukünftigen IT-Anforderungen – insbesondere Cloud Computing – gut umgehen kann?
Es gibt nur ein Anforderungsprofil: Wissbegierigkeit. Man muss bereit sein, alle Konventionen von heute morgen über den Haufen zu werfen. Nach fast 25 Jahren in der IT hat sich die Welt 4 bis 5 Mal völlig umgedreht. Was gestern galt, ist morgen oft schon obsolet.
Wie prüfen Sie die ausreichende Qualität eines potentiellen Cloud Services bevor Sie es einsetzen?
Ich rede mit verschiedenen Kollegen die ich global kenne und versuche, möglichst viele Anwendungsbeispiele zu finden und Referenzen zu bekommen. Es ist auch wichtig, zu lernen, wie andere ähnliche Agenden umgesetzt haben und dieses Wissen und Procedere dann für die eigenen Bedürfnisse zu adaptieren. Initiativen wie Trust in Cloud helfen hier ungemein beim Erfahrungsaustausch.
Eric-Jan Kaak
Eric-Jan Kaak ist CIO der Blizzard Sport GmbH und der italienischen Muttergesellschaft, Tecnica Group SpA. Der IT-Manager des Jahres 2013 (Confare CIO-Award) stammt aus den Niederlanden und war lange Zeit in Managementausbildungen an der Universität Salzburg sowie an der Salzburger Fachhochschule beschäftigt. Er ist Absolvent des Master Controlling Programmes des MDI Wien. (pi)
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