Für die IT-Abteilung der Spar Österreich-Gruppe hat Flexibilität höchste Priorität: Citrix-Technologien spielen mittlerweile eine Schlüsselrolle, da sie den Spezialisten im Alltag helfen, strategische Ziele mit weniger administrativem Aufwand zu erreichen. [...]
Die stetige Expansion von Spar im In- und Ausland hatte die IT-Abteilung immer wieder auf den Prüfstand gestellt. Eine dieser Herausforderungen war die unternehmensweite SAP-Einführung: Mehr als 700 Filialen mussten innerhalb kurzer Zeit Zugang zu der neuen Unternehmenssoftware erhalten. Die Endgeräte in den einzelnen Niederlassungen waren allerdings in vielen Fällen für einen lokalen Betrieb des ressourcenhungrigen SAP GUI nicht leistungsfähig genug – Spar hätte zahlreiche PC aufrüsten oder austauschen müssen.
Um diese Investitionen zu vermeiden, nutzte die IT-Abteilung zunächst eine Lösung auf Basis von Windows Terminal Services: Damit war man in der Lage, das SAP GUI allen Benutzern über das Rechenzentrum bereitzustellen, statt die Anwendungen auf den einzelnen Endgeräten zu installieren. »Nach einiger Zeit erkannten wir jedoch, dass es sinnvoll ist, die Terminal Services in Verbindung mit Citrix XenApp zu nutzen«, sagt Harald Schörghofer, Systems Architect bei Spar Österreich. »Nur so konnten wir das zentral betriebene SAP GUI nahtlos in den lokalen Desktop integrieren. Und die Anwender mussten nicht mit zwei unterschiedlichen Desktops an ihrem Rechner arbeiten. Darüber hinaus ermöglichte die Citrix-Lösung ein echtes Load Balancing der zentralen Serverfarm.«
In der Praxis bewährte sich das Modell vor allem wegen des niedrigen Administrationsaufwands. Wenn Updates des SAP GUI anstanden, mussten diese nur noch einmal auf den zentralen Servern eingespielt werden. Die IT-Abteilung baute die XenApp-Umgebung daher zügig aus, um insgesamt 1.200 SAP-Anwender im In- und Ausland zentral bedienen zu können.
Der Lösungsansatz eröffnete Spar zudem ganz neue Zugangsmöglichkeiten, denn mit der Citrix-Technologie lassen sich Geschäftsanwendungen sicher über das Internet bereitstellen. Das heimische Paradeunternehmen nutzte die Infrastruktur daher schon bald für Teleworker und Außendienstmitarbeiter, die von außerhalb auf interne IT-Ressourcen wie das Dokumentenmanagement-System zugreifen. Das Secure Gateway von Citrix XenApp verschlüsselt beim Web-Zugriff die Kommunikation zwischen Endgerät und Serverfarm und sorgt so dafür, dass sensible Daten zuverlässig geschützt werden. Zur Absicherung des Zugangs wurde zusätzlich eine zweistufige Authentifizierungslösung auf Basis von SafeWord for Citrix von Aladdin implementiert.
INTERNATIONALE FILLIALLÖSUNG FÜR DEN SPORTFACHHANDEL
Auf Basis der positiven Erfahrungen mit der zentralen Anwendungsbereitstellung entschied sich Spar Österreich, die Citrix-Technologie auch für ein weiteres Großprojekt einzusetzen. Die Aufgabe bestand darin, die 150 Filialen des Tochterunternehmens Hervis von Salzburg aus mit allen benötigten Geschäftsapplikationen zu versorgen. Der Sportartikelhändler hatte in den letzten Jahren seine Expansion nach Osteuropa vorangetrieben und mehr als 60 neue Filialen in Ungarn, Tschechien, Slowenien, Kroatien und Rumänien eröffnet. »Unser Ziel war, die insgesamt 800 IT-Arbeitsplätze in den Hervis-Filialen mit minimalem Personaleinsatz zu betreuen«, sagt Marcus Pichler, der als Retail-IT Systems Architect die Filialinfrastruktur der Hervis Sport- und Modegesellschaft verantwortet. »Um den Wartungsaufwand so gering wie möglich zu halten, sollten möglichst alle Anwendungen mit Citrix XenApp über unser Rechenzentrum bereitgestellt werden – die PC vor Ort wollten wir vollständig durch wartungsarme Thin Clients ersetzen.«
Von Anfang an war geplant, auch die Kassenarbeitsplätze mit Thin Clients auszustatten und somit auf proprietäre Kassensysteme in den Filialen zu verzichten. Für die Umsetzung dieser Idee waren allerdings mehrere technische Herausforderungen zu lösen: Zum einen wurde ein Thin-Client-Modell benötigt, an das sich zahlreiche Zusatzgeräte wie ein Bon-Drucker, ein EC-Kartenleser, ein Handscanner, ein LCD-Display für den Kunden sowie ein Touchscreen für den Kassenmitarbeiter anschließen lassen. Die IT-Abteilung entschied sich für ein Modell des Herstellers Igel, der all diese Anforderungen erfüllte.
Zum anderen musste sichergestellt werden, dass die Mitarbeiter die Kasse auch dann bedienen können, wenn vorübergehend keine Verbindung zu den zentralen Servern besteht. In einigen osteuropäischen Regionen ist die Leitungsqualität eingeschränkt; es kommt immer wieder zu Unterbrechungen oder Störungen des Internet-Zugangs. Die IT-Mitarbeiter entwickelten daher eine Lösung, um die Kassensysteme offline-fähig zu machen. Die Kassensoftware wurde zu diesem Zweck auf 4 GB große Compact-Flash-Karten gespeichert, die über PCMCIA- oder PCI-Adapter an die Thin Clients angeschlossen werden. »Auf diese Weise arbeitet die Soft- ware unabhängig von der Datenverbindung zum Rechenzentrum«, sagt Marcus Pichler. »Die Kassendaten werden jeweils über das lokale Netzwerk an einen kleinen Linux-Server weitergeleitet, der die Daten gegebenenfalls solange zwischenspeichert, bis die Verbindung zur Zentrale wiederhergestellt ist.«
Alle übrigen Geschäftsapplikationen wie das selbstentwickelte Warenwirtschaftssystem Image, das SAP GUI und die Microsoft Office-Anwendungen werden über eine Citrix XenApp-Serverfarm in Salzburg bereitgestellt. Das Unternehmen profitiert so von einer standardisierten Anwendungslandschaft in allen 150 Filialen. Ein weiterer Vorteil für Hervis ist der niedrige Bandbreitenbedarf der Lösung: Zwischen Endgeräten und Servern werden in der Citrix-Architektur nur sehr geringe Datenströme übertragen. In Regionen, in denen zum Zeitpunkt der Installation noch keine DSL-Verbindungen zur Verfügung standen, konnte das Unternehmen so auf ISDN- oder UMTS-Verbindungen zurückgreifen.
Der Administrationsaufwand für die gesamte IT-Infrastruktur in den Filialen ist heute auf ein Minimum reduziert: Die Anwendungen – einschließlich der Firmware für die Thin Clients – werden zentral gewartet, die Endgeräte vor Ort können von den Filialmitarbeitern selbst ausgetauscht werden. Sollte ein Kassengerät ausfallen, lässt sich vorübergehend auch ein baugleicher Thin Client aus dem Backoffice als Ersatzgerät verwenden – die Mitarbeiter müssen dazu lediglich die Peripheriekomponenten und die Compact-Flash-Karte anschließen.
»Wir haben in diesem Projekt alle anfangs gesteckten Zielsetzungen erfüllt«, resümiert Marcus Pichler. »Das neue Desktop-Konzept entlastet uns bei der Unternehmensexpansion erheblich, da wir heute in der Lage sind, weitere Filialen sehr schnell und kosteneffizient anzubinden.«
Auch branchenweit hat die Lösung für Aufsehen gesorgt: Im Jahr 2009 wurde das Projekt vom EHI Retail Institute mit dem »Retail Technology Award Europe« ausgezeichnet. Übrigens: Lösungspartner von Spar war der Citrix Platinum Solution Advisor ACP.
„HABEN RUND 60 APPLIKATIONEN LAUFEN“
Die COMPUTERWELT sprach mit Harald Schörghofer, Systems Architect bei Spar Österreich, über das Citrix-Projekt und aktuelle Aufgaben.
Was war der Grund, Citrix einzuführen?
Nach Einführung von SAP war die Situation zunächst so, dass die Anwender auf Basis von Windows Terminal Services mit zwei getrennten Desktops, lokal und remote, arbeiten mussten. Wir haben versucht, die beiden mittels Farben und Position der Taskleiste auseinanderzuhalten. Um das Leben der User zu vereinfachen, haben wir uns schließlich entschlossen, Citrix einzuführen. Die Applikationen starten nun seamless und funktionieren sehr ähnlich wie lokal installierte Software.
Haben Sie den Mitbewerb unter die Lupe genommen?
Als wir das Projekt im Jahr 2005 begonnen haben, gab es keinen ernstzunehmenden Mitbewerb.
Aktuelles Projekt in diese Richtung?
Wir sind gerade dabei, 20 SAP-Rechner, deren Hardware in die Jahre gekommen und zum Teil schon fehleranfällig ist, zu virtualisieren und auf Citrix XenApp 6.5 zu migrieren.
Was außer SAP stellen Sie zur Verfügung?
Neben SAP haben wir rund 60 Applikationen, die wir via Citrix bereitstellen.
Sie haben auch Thin Clients im Einsatz?
Ja, in den Filialen unser Tochterfirma Hervis. In der Zentrale und bei Spar haben wir einen Proof of Concept gemacht, verfolgen aber den Ansatz hier nicht weiter. Dafür haben wir in der Spar Akademie Wien Schulungsräume mit Thin Clients ausgestattet und auch an diversen Standorten Surfterminals in Thin-Client-Ausführung für Kunden zum Surfen im Internet aufgestellt.
Warum haben Sie in der Zentrale den TC-Ansatz nicht weiter verfolgt?
Durch die aktuelle Applikationsverteilung können wir uns der Fat Client-Struktur nicht einfach entledigen und müssten eine zweite Struktur hochziehen. Wir haben uns dagegen entschieden, wir wollten nicht zwei Parallelwelten. (su)
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