Spendierhosen bei Digitalisierung

Pro Unternehmen werden täglich 28.000 Euro für ungenutzte Cloud-Dienste »verschwendet«. Zwei Drittel aller CIO befürchten, dass ihre IT an digitaler Innovation scheitern könnte. Dem Siegeszug der Cloud und der Investitionsbereitschaft tut das keinen Abbruch. [...]

Wenn es um Investitionen in Digitalisierungsprojekte geht, sind heimische Manager sehr risikofreudig. (c) Tomasz Trojanowski - Fotolia

Insight, IT-Komplettanbieter von Software-Lösungen und Dienstleistungen, hat den Insight Intelligent Technology Index 2019 (ITI Report 2019) präsentiert. Die aktuelle Erhebung erfolgte unter 1.000 europäischen IT-Entscheidungsträgern, darunter 100 aus Österreich.

Eine der wichtgisten Erkenntnisse dabei: Europäische Unternehmen investieren durchschnittlich 33,9 Mio. Euro in Cloud-Services. In Österreich sind es sogar 49 Mio. Euro. 42 Prozent der Befragten – in Österreich: 30 Prozent – sind der Meinung, dass die Cloud in den letzten zwei Jahren eine wichtige Schlüsselrolle bei digitalen Innovationsprojekten eingenommen hat. »Die Studie ergab jedoch, dass rund 30 Prozent aller Cloud-Ausgaben – in Österreich: 28 Prozent – in Lösungen fließen, die nicht genutzt werden. Jährlich werden so rund 10 Millionen Euro, oder 28.000 Euro täglich – in Österreich sogar 13,5 Millionen Euro jährlich bzw. 38.000 Euro täglich – in den Unternehmen verschwendet«, hebt Stefan Sennebogen, CEO von Insight Österreich hervor.

Die drei größten Probleme bei der Verwaltung von Cloud-Ausgaben

Der ITI Report 2019 zeigt zugleich die drei größten Probleme bei der Verwaltung der Cloud-Ausgaben auf: Für 44 Prozent (Österreich: 50 Prozent) der Befragten ist die Ermittlung der besten Arbeitslasten für öffentliche, private und hybride Cloud-Umgebungen, die größte Schwierigkeit. Die Planung und die Zuweisung von Budget für den Cloud-Verbrauch, steht mit 39 Prozent (Österreich: 41 Prozent) an zweiter Stelle. Mangelnde Transparenz der genutzten Services auf Kostenstellen-, Arbeitslast- und Anwendungsebene wird mit 36 Prozent (Österreich: 33 Prozent ) an dritter Stelle genannt.

Aufgrund dieser Probleme dürften die »verlorenen« Ausgaben sogar noch höher sein, da es den Organisationen schwer fällt, ihre Cloud-Investitionen zu optimieren. »Die Cloud ist weiterhin ein erfolgskritischer Faktor für das agile und digitale Business, man braucht jedoch den richtigen Ansatz um es richtig anzugehen. Ein robustes Betriebsmodell, dass die Überwachung und kontinuierliche Optimierung von Cloud-Umgebungen ermöglicht, ist hier von entscheidender Bedeutung«, betont Wolfgang Ebermann, Präsident von Insight EMEA mit Sitz in München.

Bei Digitalisierung wird kräftig investiert

Sennebogen ergänzt: »Schlecht ausgelastete Technologie ist seit Jahrzehnten ein Problem. Kein Wunder, dass sich das auf die Cloud überträgt. Mit den richtigen Leitlinien und Kontrollen können Unternehmen jedoch ihren Cloud-Service-Verbrauch und Investitionen optimieren und sicherstellen, dass sie nur für die Dienstleistungen bezahlen, die sie verwenden.«

Ein weiteres Ergebnis des ITI Report 2019 zeigt, dass die Investitionen in die digitale Innovation zunehmen. »Die europäischen Unternehmen gaben in den letzten 24 Monaten rund 37 Millionen Euro für digitale Innovationen aus und planen, in den nächsten zwei Jahren ca. 48 Millionen Euro zu investieren«, so Wolfgang Ebermann, Präsident von Insight EMEA.

Österreich bei Investitionen weit über Durchschnitt

In Österreich sind die Investitionen deutlich höher. »Hier wurden für digitale Innovationsprojekte in den letzten zwei Jahren im Durchschnitt 54 Millionen Euro ausgegeben und in den nächsten zwei Jahren sollen die Ausgaben um 15 Prozent auf rund 64,4 Millionen Euro erhöht werden«, so Sennebogen. 88 Prozent der Befragten in Österreich halten es für sehr oder äußerst wichtig, dass »die IT im Unternehmen eine Benutzererfahrung bieten soll, die mit Standardanwendungen vergleichbar ist«. Es ist daher klar, dass der Schwerpunkt der Ausstattung der Mitarbeiter auf neuen, verbraucherorientierten Technologien liegen wird.

74 Prozent (Österreich: 77 Prozent) der befragten IT-Entscheider gaben an, dass ihre Organisationen »die Bereitstellung moderner Technologie mit der Gewinnung und Bindung von Talenten verbindet«. Der Bericht zeigt auch, dass Unternehmen in die intelligente Nutzung von Daten investieren und künftig investieren werden. 46 Prozent der Befragten (Österreich 50 Prozent) geben an, dass »die Verwendung fortschrittlicher Analysen, KI, Big Data, maschinelles Lernen und Deep Learning für die digitalen Innovationen in den letzten zwei Jahren von entscheidender Bedeutung waren«.

CIO befürchten Innovations-Overkill

»Allerdings macht der aktuelle Bericht deutlich, dass bei digitalen Innovationsprojekten Vorsicht geboten ist«, betont Sennebogen. Zwei Drittel (in Österreich sogar 73 Prozent) der Befragten CIO geben an, dass die IT zum Scheitern verurteilt ist, da sie mehr Verantwortung für Transformationsprojekte übernimmt und gleichzeitig den effektiven Betrieb der Kernsysteme gewährleiten muss.

Dieser Trend wird wahrscheinlich weiter zunehmen, es sei denn, es gibt eine Veränderung der Unternehmenskultur, bei der die Verantwortung für digitale Innovationen tatsächlich vom gesamten Unternehmen getragen wird. Stefan Sennebogen, CEO von Insight Österreich: »Der Druck auf die IT-Teams entsteht nicht nur aus der Notwendigkeit, digitale Projekte zu realisieren, sondern auch aus der Kontrolle über Kosten und Sicherheit.«

Auf die Frage, nach den drei größten Herausforderungen rund um digitale Innovationen mit oder ohne Cloud-Einbindung, gaben 46 Prozent der Befragten (Österreich: 57 Prozent) die monatlichen Kosten, wie zum Beispiel Betriebsausgaben, 44 Prozent (Österreich: 42 Prozent) die Vorabkosten wie etwa Investitionsausgaben, und 38 Prozent (Österreich: 38 Prozent) ein unzureichendes Budget an. Rund 60 Prozent (Österreich: 61 Prozent) aller Befragten in Europa sehen die Sicherheit des IT-Betriebs in ihrem Unternehmen als Hauptfaktor an, der ihnen schlaflose Nächte bereitet. Und Security ist für 68 Prozent (Österreich: 65 Prozent) gleichzeitig die größte Herausforderung bei der globalen Verwaltung des IT-Betriebs. »Die strategische Bedeutung der IT als Schlüsselfaktor für den künftigen Geschäftserfolg wird auf Vorstandsebene immer deutlicher erkennbar«, betont Ebermann.

»Die Rolle des CIO entwickelt sich eindeutig vom IT-Management zum strategischen Geschäftspartner. Als Change Agent für die digitale Transformation ist er längst Kernmitglied der Geschäftsführung. Der CIO und die IT können jedoch nicht allein für die digitale Innovation verantwortlich gemacht werden. Das gesamte Unternehmen muss hier eine Rolle übernehmen. Ohne unternehmensweite Unterstützung und Eigenverantwortung können Unternehmen ihre digitalen Ambitionen nicht erfüllen«, resümmiert Sennebogen.

Methodik

Die ITI 2019 Studie in EMEA wurde Online von Coleman Parkes unter 1.000 IT-Entscheidungsträgern in Unternehmen mit 500 – 1.000 und mehr als 1.000 Mitarbeitern durchgeführt. Die Quoten wurden nach Ländern festgelegt: mit 200 Befragten in Großbritannien und jeweils 100 in Frankreich, den Niederlanden, Deutschland, Italien, Spanien, Schweden, Belgien und Österreich. Die gesamte Fehlerquote für die Umfrage betrug plus/minus vier Prozent bei einem Konfidenzniveau von 95 Prozent. Die zugrundeliegende Datenerfassung wurde zwischen dem 20. Mai und dem 19. Juni 2019 abgeschlossen.


Mehr Artikel

News

Große Sprachmodelle und Data Security: Sicherheitsfragen rund um LLMs

Bei der Entwicklung von Strategien zur Verbesserung der Datensicherheit in KI-Workloads ist es entscheidend, die Perspektive zu ändern und KI als eine Person zu betrachten, die anfällig für Social-Engineering-Angriffe ist. Diese Analogie kann Unternehmen helfen, die Schwachstellen und Bedrohungen, denen KI-Systeme ausgesetzt sind, besser zu verstehen und robustere Sicherheitsmaßnahmen zu entwickeln. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*