Mehr Geschäftschancen durch Industrie 4.0 oder IoT sind nicht nur eine Frage der Kreativität. Die Frage ist auch, ob das eigene ERP-System das zulässt. Vor allem geht es dabei um Integrations- und Anpassungsfähigkeit, Mobilität, Cloud und Skalierbarkeit. [...]
Relevante Informationen entstehen heute aus unterschiedlichsten Quellen in verschiedensten Formaten. Ein integrierendes System mit Daten-getriebenem Ansatz ist hier die logische Antwort. Heutige ERP-Systeme erlauben es, selbst Daten und Informationen von Produktionsanlagen, Sensoren an Produkten, Kundenverhalten im B2B-E-Commerce oder Marktentwicklungen zu erfassen, vorzuhalten und Zusammenhänge aufzuzeigen – über Produktlebenszyklen und Unternehmensgrenzen hinweg. Von dieser Möglichkeit der vernetzten Sicht auf alle Vorgänge profitieren alle Geschäftsbereiche. Argumentationsgrundlagen aus dem operativen Bereich sind damit auf Knopfdruck auch im Finanzwesen, Vertrieb, Business Development oder Marketing verfügbar und nachvollziehbar. Rollenbasiert und auch über mobile Endgeräte zugänglich bietet modernes ERP jedem – vom C-Level Management bis zur Produktion – die jeweils nötigen Echtzeit-Informationen und stellt sicher, dass anhand von tatsächlich relevanten, umfassenden und verlässlichen Daten Entscheidungen getroffen werden.
Strategische Ziele und Kundenanforderungen versus Zwänge und Engpässe in Produktion und Dienstleistung: typische Konflikte, die sich über alle Ebenen ziehen und zumeist langwierige Abstimmungsprozesse und manuelle Datenvergleiche erfordern. Die Lösung dafür ist eine Echtzeit-Integration von Produktion und Management, d.h. von ERP und Manufacturing Execution System (MES). Sie ermöglicht es beispielsweise, Aufträge ad hoc mit Maschinenauslastung und Beschaffung abzugleichen, Vorteile aus Industrie-4.0-Anwendungen direkt im Vertrieb und damit direkt beim Kunden zu adressieren oder Ansätze zur Ressourceneinsparungen unmittelbar anhand von Maschinendaten zu evaluieren. Vorteile bringen hier ERP-Anbieter, die ihre ERP-Systeme von vornherein auf die Integration mit MES vorbereitet haben bzw. aus einer Hand ERP- und MES-Systeme anbieten.
Strategische Anforderungen ändern sich schnell. Daher sind separate ERP-Modelle für den Betrieb im Rechenzentrum und in der Cloud zu kurz gedacht. Ein typisches Beispiel sind neue Standorte im Ausland, die häufig als Start für ERP-Lösungen aus der Cloud genutzt werden. Nachhaltige Vorteile resultieren daraus nur dann, wenn die Cloud-Version mit der On-Premise-Installation der Unternehmenszentrale als Hybrid-Lösung betrieben werden kann – d.h. als einheitliche Umgebung für durchgängige Daten- und Prozessflüsse. Wächst die Auslandsniederlassung, könnte vor Ort eine On-Premise-Lösung interessant werden. Oder ein Unternehmen entscheidet, seine gesamte ERP-Infrastruktur in die Cloud zu migrieren. Der Weg in die Cloud oder zurück in den Eigenbetrieb gelingt ohne großen Aufwand nur dann, wenn die ERP-Softwareinstanzen jeweils die gleiche Architektur aufweisen mit denselben Funktionalitäten, Datenmodellen und Business-Logiken. Ein detaillierter Blick auf die technologische Basis einer ERP-Lösung und damit die Fähigkeit des Anbieters, eine freie Wahl des Betriebsmodells zu gewährleisten, ist daher ratsam, um Investitionen zu schützen und schnell handeln zu können.
Intelligente Produkte, Mehrwertservices, Kundenbindung – so vielfältig die Ansätze mit IoT auch sind, sie haben eines gemeinsam: Ereignisse – zumeist ausgelöst durch Sensoren – sollen kontextgebunden und schnell eine Kaskade von Reaktionen anstoßen, etwa Austausch von Teilen oder Eingriffe an Prozessen. Eine ERP-Lösung muss demnach über eine entsprechende Middleware in der Lage sein, IoT-Daten zu erfassen, zentral zu verarbeiten und entsprechende Prozesse auszulösen. Neben der Offenheit des Systems braucht es dafür flexible Prozessmodellierung und -automatisierung sowie leistungsfähige Analytics-Tools, die Ressourcen ad-hoc sowie auch vorausschauend optimal einsetzen. Kurz: IoT-Prozesse müssen in der ERP-Lösung integrierbar sein und dürfen nicht dazu führen, dass in der Prozesssteuerung eine zusätzliche Ebene der Komplexität entsteht.
Aus dem Gesamtblick Optimierungen und neue Geschäftsmodelle umsetzen, schneller handeln und frühzeitig Engpässe vermeiden – hier ist eine konsequent zentrale Echtzeit-Datenhaltung aus allen Unternehmensbereichen hilfreich. Auf dieser Grundlage ermöglicht es eine moderne ERP-Lösung, mithilfe von Dashboards und Business Activity Queries Daten aus unterschiedlichen Anwendungen per Drag and Drop zu vergleichen, zu filtern und grafisch darzustellen.
Für kontinuierliche Optimierungen ist es erforderlich, dass Schwachstellen in Prozessen einfach identifiziert, flexibel angepasst und Dritt-Systeme nahtlos integriert werden können – d.h. nötige Veränderungen dürfen nicht dazu führen, dass aus dem ERP-System ein programmiertechnisches Flickwerk wird. Die Voraussetzung dafür ist, dass das ERP konsequent auf einem einheitlichen, modernen Technologie-Stack basiert wie beispielsweise Microsoft .NET. Von Vorteil ist zudem eine serviceorientierte Architektur (SOA). SOA ermöglicht eine flexible und einfache Integration mit Drittlösungen, zumeist rein durch Konfiguration, ohne Eingriffe am Programmcode. Dies vereinfacht die Administration sowie schützt vor Problemen bei späteren Updates und Release-Wechseln.
Unternehmen sollten daher kritisch prüfen, ob ihr bestehendes ERP-System den Gesamtblick auf alle Geschäftsbereiche ermöglicht. Denn eine globale Studie von Epicor zeigt, dass beispielsweise das Finanzwesen in vielen Unternehmen keine integrierte Gesamtsicht auf finanzrelevante Daten aus der Organisation hat. Der Mangel an relevanten Informationen führt häufig dazu, dass Entscheidungen verschoben werden müssen – bei 80 Prozent der Befragten kommt dies manchmal bis sehr oft vor. Auch Fehler bleiben nicht aus. Hauptgrund für Fehler in der jüngsten Vergangenheit oder unzureichende Ergebnisse nach Entscheidungen ist mit 36 Prozent, dass die nötigen fundamentalen Informationen nicht zur Verfügung standen, gefolgt von 29 Prozent, dass Informationen nicht schnell genug vorlagen. Fehler entstanden zudem, weil verfügbare Informationen ignoriert wurden (26 Prozent) oder nur ungenaue Daten als Entscheidungsgrundlage dienten (25 Prozent).
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