Seit über vier Jahrzehnten unterstützt Porsche Informatik die Marken des Volkswagen-Konzerns. 330 Mitarbeiter betreuen Importeure, Händler und Anbieter von Finanzdienstleistungen in insgesamt 25 Ländern. [...]
Was sind die Stärken des IKT-Standortes Salzburg?
Günther Seifert: Salzburg bietet Informatikern eine ganze Reihe hochinteressanter, international erfolgreich agierender Unternehmen. Die Porsche Informatik ist ein gutes Beispiel: Von Salzburg aus betreiben wir für die Porsche Holding und den Volkswagen-Konzern Systeme und Projekte in aktuell 28 Ländern auf drei Kontinenten und dienen als Softwareschmiede der gesamten Volkswagen-Gruppe.
Was wir auch feststellen ist, dass sich Fachkräfte, auch aus anderen Bundesländern oder dem süddeutschen Raum, ganz bewusst und nachhaltig für den Standort Salzburg als gewünschten Lebensmittelpunkt entscheiden. Die IT-Szene ist überschaubar, man kennt und schätzt sich.
Wo gibt es Aufholbedarf?
Salzburg ist leider – noch – nicht der IT-Hotspot Österreichs. Ich würde mir für den Standort eine ähnliche Dynamik wünschen, wie es etwa Oberösterreich mit dem IT-Cluster rund um den Softwarepark Hagenberg geschafft hat. Trotz der Ausbildungsmöglichkeiten an Universität und Fachhochschule haben wir aktuell viel zu wenige Studierende und Absolventen, um den lokalen Bedarf zu decken.
Ich vermisse auch Startups, die die IT-Szene bereichern, junge Talente anziehen und halten sowie als Impulsgeber für die Wirtschaft dienen. Gerade für Neustarter wäre es wünschenswert, manche gesetzlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen auf ihre Tauglichkeit für junge, innovative und rasch wachsende Unternehmen zu überprüfen.
Wie war das abgelaufene Geschäftsjahr und was sind Ihre Erwartungen für 2015?
Für uns war 2014 ein sehr gutes und arbeitsintensives Jahr. Die erfolgreiche Entwicklung der Porsche Holding und des gesamten Volkswagen-Konzerns hat uns auch in der Porsche Informatik eine Reihe von Möglichkeiten eröffnet. In gleich mehreren Ländern haben wir erstmals mit unseren Anwendungen Fuß gefasst und damit unsere Position als Softwareschmiede der Volkswagen-Gruppe gefestigt. Mit unserem Kernsystem CROSS für den Automobilhandel arbeiten täglich mehr als 32.000 Mitarbeiter der Volkswagen-Organisation in über 2.200 Betrieben in 18 Ländern – von Chile bis China. Durch das aktuell laufende Rollout des Systems in Deutschland und Frankreich kommen wöchentlich weitere Betriebe hinzu.
Auch 2015 sehe ich durchwegs positiv. Anfang Juli sind wir mit unseren Systemen in Bosnien, dem nunmehr jüngsten automotiven Markt der Porsche Holding, gestartet. Und das vierte Quartal 2015 steht ganz im Zeichen unseres neuen Verkäuferarbeitsplatzes, der in Deutschland pilotiert wird und ab 2016 ins Breitenrollout kommt.
Wie beurteilen Sie den Mangel an IT-Fachkräften in Salzburg?
Gerade durch unser Wachstum – die Anzahl der Mitarbeiter der Porsche Informatik hat sich in den vergangenen vier Jahren praktisch verdoppelt – spüren wir den Mangel an gut ausgebildeten IT-Fachkräften natürlich dramatisch. Wir haben eine sehr niedrige Fluktuationsrate im Unternehmen, das hilft uns – dennoch hatten wir in den vergangenen Jahren manchmal die Situation, mehr Mitarbeiter zu suchen als Universität und Fachhochschule insgesamt an Informatik-Absolventen zur Verfügung stellen konnten. Durch die attraktive Kombination aus Automobil und Informationstechnologie gelingt es uns immer wieder exzellente Mitarbeiter zu gewinnen, auch im internationalen Umfeld. Aktuell sind in der Porsche Informatik in Salzburg 450 IT-Experten aus mehr als 20 Nationen tätig. Wir beteiligen uns intensiv an Job- und Karrieremessen in Salzburg und darüber hinaus. Ganz besonders liegt uns am Herzen dass künftige Absolventen schon während des Studiums im Rahmen von Praktika einen positiven Eindruck der Möglichkeiten gewinnen, die die Porsche Informatik bietet. Ein Highlight was den Kontakt zu jungen Informatik-Studierenden angeht, war sicher heuer der internationale Volkswagen Programmierwettbewerb, den die Volkswagen AG an einem Wochenende im März zeitgleich an acht Universitäten abgehalten hat. Das Finale fand auf der Cebit in Hannover statt. Die Porsche Informatik hat dabei die Schirmherrschaft der Veranstaltung an der TU Wien übernommen und den Wettbewerb mit zehn eigenen Mitarbeitern als Mentoren begleitet. Es wäre sicher anstrebenswert, derartige Events auch einmal nach Salzburg zu holen. Aktuell liegt Salzburg da aber hinsichtlich Attraktivität und Rahmenbedingungen leider noch hinter Standorten wie Wien oder Linz.
Für welche Technologien/Lösungen erwarten Sie heuer eine verstärkte Kundennachfrage?
Alles rund um das Thema „Digital Business“ und „Vernetzung“ ist derzeit „heiß“. Gerade im Automobilbereich gibt es da mannigfaltige Themen und Aufgaben für uns, Stichwort „Connected Car“. Autofahrer, Automobil und Händler vernetzen sich digital immer mehr. Ob es darum geht sein Fahrtenbuch elektronisch automatisch zu führen oder abends gemütlich am Sofa seinen Reifenwechseltermin am Smartphone zu planen, oder auch, sich jederzeit am Tablet zu versichern, dass das Auto noch dort steht, wo man es abgestellt hat und es ihm gut geht – die Anwendungsmöglichkeiten sind praktisch unbegrenzt, und – was besonders schön ist – es wird echter Kundennutzen generiert. Das Auto wird dabei immer mehr zu einem Teil des mobilen Lifestyles der Kunden.
Was war Ihr Vorzeigeprojekt 2014?
Da fallen mir mehrere ein, erwähnen möchte ich konkret drei. 2014 haben wir mit unserem System CARFIN nach etwas mehr als drei Jahren Entwicklungszeit das Kernsystem der Porsche Bank mit einer Eigenentwicklung erfolgreich erneuert und das bestehende System abgelöst. Für die Porsche Informatik war dies das bislang größte Einzelprojekt. Parallel dazu wurden unsere Systeme für Groß- und Einzelhandel (CARLOS und CROSS) in Chile, dem in 2014 jüngsten Automarkt der Porsche Holding, eingeführt – aufgrund der Entfernung und des Zeitunterschiedes auch eine ganz besondere Herausforderung.
Und mit der mobilen Serviceannahme (Applikation für Tablets) ist uns ein zeitgemäßes Front end-Tool für die Serviceberater in den Autobetrieben gelungen, das in das Einzelhandels-Kernsystem CROSS optimal integriert ist. Das begeistert die Mitarbeiter im Service unserer Autobetriebe genauso wie die Kunden – und freut uns deshalb besonders.
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