S&T: „Wir sind zurück auf der Ideallinie“

Mit einem Drei Stufen-Programm will der angeschlagene Wiener IT-Dienstleister S&T wieder zurück auf die Siegerstraße. Mit neuen Investoren und neuer Geschäftsführung will das Unternehmen bereits 2012 wieder schwarze Zahlen schreiben. [...]

Der Wiener Systemintegrator S&T galt lange Zeit als Erfolgsmodell für ein Unternehmen, das es verstanden hat, den Aufschwung in Osteuropa zu nutzen. Mit ihrer Strategie wurden Umsätze bis zu 500 Millionen Euro erwirtschaftet. 2007 hat sich S&T mit der Übernahme des Schweizer Unternehmens IMG jedoch übernommen, eine Anleihe von 55 Millionen Euro konnte nicht bedient werden. Der langjährige Geschäftsführer Christian Rosner musste seinen Hut nehmen und auch sein Nachfolger, Mehrheitseigentümer Thomas Streimelweger, hielt sich nicht lange im Sattel. Mit den Investoren Quanmax und Grosso Holding wurde eine Restrukturierung des Unternehmens eingeleitet. Der neue CEO Hannes Niederhauser und S&T-Österreich-Geschäftsführer Richard Neuwirth (Bild) erklären im COMPUTERWELT-Interview die neue Strategie des Unternehmens.
Computerwelt: Was waren nach der Übernahme die ersten Schritte? Hannes Niederhauser: Zuerst mussten wir uns von allen Verlustbringern trennen. Wir haben einige Niederlassungen geschlossen beziehungsweise verkauft. Eigentlich war das Sanierungskonzept relativ einfach: Osteuropa soll so weitergehen wie es die letzten 20 Jahre war, denn das war ein Erfolgsfall, ist noch immer ein Erfolgsfall und wird ein Erfolgsfall bleiben. Der IMG-Teil musste so schnell wie möglich geschlossen werden. IMG hatte Niederlassungen in Japan, China, England und so weiter, also in der reifen Welt. Osteuropa ist der wachsende Markt. Die Integration hat nicht funktioniert, die Firma ist relativ schnell in die Verluste gegangen. Das Ergebnis war, dass man den Kaufpreis letztendlich nicht bezahlen konnte. Im März 2011 ist ein Beauty Contest gestartet, um einen Investor zu finden. Für S&T ging es dabei ums Überleben. Letztendlich wurde das Angebot von Quanmax und der Grosso Holding ausgewählt. Wir hatten den höchsten Hair Cut aber auch die höchste Cash-Komponente für die Banken. Das ist nun alles erledigt und schlagartig hatte S&T im vierten Quartal 2011 ein leicht positives Ergebnis. Man kann es eigentlich »back to the roots« nennen. Wir sind wieder Osteuropa-Spezialist und wir wollen dort unser Geschäft machen. Dazu gehört auch Österreich.
Wie soll es nun wieder aufwärts gehen? Hannes Niederhauser: Wir haben ein Drei-Stufen-Programm gestartet, um das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen. Stufe eins nennt sich »back to normal«. Das heißt wieder Vertrauen bei den Banken und Lieferanten aber auch bei den Kunden und Mitarbeitern gewinnen. Seit fünf Monaten ist der Mitarbeiterstand wieder stabil und liegt bei 1.400, S&T schrumpft nicht mehr. Die Stufe eins ist abgeschlossen. Vorher mussten wir Kampflinie fahren, jetzt sind wir wieder zurück auf der Ideallinie. Richard Neuwirth: Stufe zwei ist »better business«. S&T-Österreich ist stark im traditionellen Geschäft, also im Hardware-Handelsbereich sprich also Systemintegration, verhaftet. Wir wollen hier Synergien mit der Quanmax-Gruppe wie zum Beispiel die Bündelung des Hardware-Einkaufs nutzen. Der Fokus geht in Richtung Professional Services und langfristige Wartungs- und Outsourcing-Verträge. Stufe zwei befindet sich mitten in der Umsetzung und soll bis Ende des zweiten Quartals erfolgt sein. Die Trennung der Probleme der AG und der operativen Einheit hat letztes Jahr das Geschäft sehr schwierig gestaltet. Leider ­haben wir auch zwei größere Kunden verloren.
Wie schaut die neue Struktur aus? Hannes Niederhauser: Die Gesellschaft hatte 43 Töchter, jetzt haben wir 14. Auch die Management-Struktur haben wir deutlich was geändert. Von den fünf leitenden Personen ist noch einer da. Die Führungsstruktur ist jetzt jünger und dynamischer.
Wie sieht Stufe Drei aus? Hannes Niederhauser: Stufe Drei ist die »Agenda 2015« oder auch das Thema Technologie. Dieser Stufe wenden wir uns schon jetzt zu, sie wird aber ab 2013 deutlich größer werden. Mittelfristig wird S&T auch eine Produktfirma und eine Technologiefirma werden. Von unseren 1.400 Mitarbeitern sind über 1.000 Akademiker. Wir haben in einigen Niederlassungen schon eigene Software­lösungen entwickelt, zum Beispiel im E-Government-Bereich. Diese Entwicklungen zentralisieren wir jetzt und prüfen, ob eine Software auch in einem anderen Land zum Einsatz kommen kann. Auch im bereich Appliances wollen wir tätig werden.Wir werden verschiedene Software, die es innerhalb von S&T gibt, mit passender Hardware bündeln um daraus zum Beispiel eine S&T-iPad-Anwendung zu machen. Das dritte Thema ist Cloud-Security. Auf der Client-Seite gibt es da noch wenig und da kommen wir ins Spiel. Aber wir werden kein Geld verschleudern bevor wir die Stufen eins und zwei nicht sauber erledigt haben.
Ist S&T von der derzeitigen Wirtschaftskrise betroffen? Hannes Niederhauser: Wenn es heute der Autoindustrie schlecht gehen würde, dann wäre es schwierig für uns. Denn die haben die ­beste IT. Aber heute geht es den Staaten schlecht und die haben die schlechteste IT. Im Government-Bereich gibt es unheimlich viel Potenzial. Wir sind jemand, der einem Kunden dabei hilft, mittels IT effizienter zu werden. S&T ist wieder gesund und das Ziel ist es wieder zu wachsen.
Das Gespräch führte Christof Baumgartner.


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