Die Fachhochschule Salzburg bietet 17 Bachelor- und neun Masterstudiengänge sowie zwei postgraduale Master-Lehrgänge an und leistet im Bundesland damit einen großen Beitrag zur Ausbildung von Fachkräften. [...]
Was sind aus Ihrer Sicht die Stärken des IKT-Standortes Salzburg?
Raimund Ribitsch und Doris Walter: Obwohl Salzburg im europäischen Vergleich ein vergleichsweise kleiner IKT-Standort ist, gibt es doch einige Unternehmen mit hohem Innovationspotenzial. Man kennt sich in der Branche, ist gut vernetzt. Es gibt an der Fachhochschule in diesem Bereich die Studiengänge Informationstechnik & System-Management, Applied Image & Signal Processing, MultiMediaTechnology und Smart Building sowie an der Universität den Fachbereich Computerwissenschaften und mit Salzburg Research eine Landesforschungsgesellschaft – alle Institutionen sind auf diesem Gebiet sehr aktiv.
Für eine hohe Sichtbarkeit sorgen in der Energieinformatik das Josef-Ressel-Zentrum für Anwenderorientierte Smart Grid Privacy, Sicherheit und Steuerung, angesiedelt an der FH Salzburg, und der Interfakultäre Fachbereich Geoinformatik Z_GIS der Paris-Lodron-Universität Salzburg.
Wo gibt es Aufholbedarf?
Schon lange überfällig sind stabile, nachhaltige F&E-Strukturen. Wünschenswert wären auch mehr Aktivitäten für die Nachwuchsförderung. Zudem ist die Forschungsaffinität des Mittelstandes noch nicht flächendeckend abgedeckt.
Generell müssen wir für den gesamten Technik-Bereich, nicht nur für die IKT, an einer Imagesteigerung arbeiten. Firmen müssen für Bewerber interessant werden, für sich selbst und nicht ausschließlich für ihre Produkte werben – Employer Branding lautet hier das Zauberwort. Wir bieten interessierten Unternehmen zahlreiche Angebote – von Raumpatenschaften bis zu Stipendien –, um sich bei unseren Studierenden und Absolventen als künftiger, attraktiver Arbeitgeber vorzustellen. Im Übrigen hat z.B. Industrie 4.0 noch viel Potenzial.
Wie war das abgelaufene Geschäftsjahr für Ihr Unternehmen und was sind Ihre Erwartungen für 2015?
Im Großen und Ganzen sehr erfolgreich! Wir versuchen jedes Geschäftsjahr, die guten Rahmenbedingungen zu erhalten, um die Qualität unserer Ausbildung zu gewährleisten. Unsere Studiengänge werden laufend evaluiert und weiterentwickelt, um eine zukunftsfähige Ausbildung – gerade im sich rasch wandelnden IT-Bereich – zu garantieren. Unsere Prioritäten – und dafür setzen wir uns auf allen Ebenen ein – liegen eindeutig in der Qualitätssteigerung.
Wie beurteilen Sie den Mangel an IT-Fachkräften in Salzburg und wie wirkt er sich auf Ihr Geschäft aus?
Es ist kein Geheimnis, dass es eine goße Diskrepanz zwischen der Nachfrage nach Absolventen von Firmenseite her gibt und der Anzahl an Studierenden. Dabei sind Job- und Karrierechancen in technischen Berufen ausgezeichnet, die Bezahlung ist erstklassig. Manche Unternehmen hofieren ihre Mitarbeiter geradezu – das fängt bei der Firmenwohnung an und endet bei der Suche nach einem Kindergartenplatz für den Sprößling.
In Salzburg ist die Nachfrage nach Fachkräften ebenfalls groß, obwohl zwei Drittel unserer Absolventen in der Region bleiben. Inzwischen haben etliche Unternehmen die Zeichen der Zeit erkannt und bemühen sich früh und aktiv um besonders talentierte Studierende – sei es als Mitglied in einem Förderverein oder als Sponsor. Kooperationen mit Hochschulen zählen für immer mehr Betriebe zum Tagesgeschäft: Über Bachelor- und Masterarbeiten bzw. -projekte oder Berufspraktika lassen sich vielversprechende, künftige Mitarbeiter schon während des Studiums an die Firma binden.
Welche Technologien/Lösungen werden Ihrer Meinung in Zukunft verstärkt nachgefragt?
Neben den IT-Grundkompetenzen sind vor allem die Bereiche Security, IT-Management, aber auch sozial-innovative IT-Themen wie Energieinformatik (Stichwort Smart Grids), Robotik, Intelligente Systeme, Big Data, Bildverarbeitung und Ambient Assisted Living gefragt – alle Felder bieten wir in unserem Masterstudiengang Informationstechnik & System-Management schwerpunktmäßig an.
Was sind im IKT-Bereich Ihre Vorzeigeprojekte?
Da ist zunächst das bereits oben erwähnte Josef-Ressel-Zentrum, das sich seit 2013 mit der Datensicherheit im Bereich „Intelligente Energiesysteme“, den sogenannten Smart Grids, befasst. Projektpartner sind der Salzburger Energiekonzern Salzburg AG, Salzburg Wohnbau und – ganz neu – Siemens München. Im Vorjahr wurde der Forschungsauftrag von der Christian-Doppler-Gesellschaft bis 2017 verlängert.
Auch im Forschungsbereich des Studiengangs Applied Image and Signal Processing gelang vor kurzem ein Durchbruch bei der Ortung von Nierensteinen. Das Forscherteam hat einen Algorithmus entwickelt, der Nierensteine in Echtzeit erkennen, vermessen und deren genaue Position verfolgen kann. Dadurch kann gänzlich auf Röntgentechnik verzichtet werden, da das System ausschließlich sonographisch arbeitet.
Auf große Begeisterung, vor allem bei den jüngeren Technikerinnen und Technikern, stießen wir mit unserem Robotermarathon, dem Robothon, der Ende April an der FH Salzburg stattfand. Zehn Teams hatten 24 Stunden Zeit, aus einem vorgegebenen Bausatz einen funktionstüchtigen Roboter zu bauen – samt Businessplan für seinen geplanten Einsatzbereich. Das siegreiche Team aus Lehrenden, Studierenden und Mitarbeitern eines Firmenpartners wurde sogar nach China eingeladen, wo es beim Roboterbau-Wettbewerb in Shenzhen den ausgezeichneten zweiten Platz erreichte.
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