Anfang November gingen die sechsten Digital Days über die Bühne. Der wenig bescheidene Anspruch des Wiener Verwaltung: sich als führende Hauptstadt in Sachen Smart City zu etablieren. Die hohe Zahl laufender Projekte unterstreicht diesen Anspruch. [...]
»Als Bürgermeister und Landeshauptmann habe ich zum Ziel gesetzt, Wien zur Digitalisierungshauptstadt in Europa zu machen. Gemeinsam mit unterschiedlichen Playern – sei es aus der Privatwirtschaft oder der öffentlichen Verwaltung, mit Schulen und Startups – soll Wien auch eine Smart City werden, eine intelligente Stadt der Zukunft«, sagte Wiens Bürgermeister Michael Ludwig bei der Eröffnung der sechsten Digital Days am ERSTE Campus. Er betonte weiters, dass gerade bei der Digitalisierung die Menschen im Mittelpunkt stehe und nicht der Profit, auch wenn es wirtschaftlichen Erfolg brauche, um sich die Digitalisierung leisten zu können. Die Technik dürfe jedenfalls nicht den Menschen bestimmen und es dürfe nicht zu einer Entwicklung in zwei Geschwindigkeiten kommen. Vielmehr müsse jede Wienerin und jeder Wiener davon profitieren, so der Bürgermeister.
Formuliert sind die Pläne der Stadt Wien unter anderem in der Rahmenstrategie von 2014 und der Digitalen Agenda 2025, die vor kurzem beschlossen wurde. Im Mittelpunkt der Wiener Smart-City-Strategie steht der Erhalt und der Ausbau der Lebensqualität, bei der die Donaumetropole ohnehin weltmeisterlich unterwegs ist. Um die führende Position auch für kommende Generationen zu sichern, brauche es die Konzentration auf die miteinander verknüpften Bereichen Energie, Gebäude, Mobilität und Infrastruktur inklusive IT.
Intelligente Gemeindebauten
Die hohe Zahl an aktuellen Projekten, die teilweise bei den Digital Days präsentiert wurden, zeigt, dass es sich bei den Plänen um mehr als eine politische Absichtserklärung handelt. Ein Beispiel ist der smarte Modernisierungsfahrplan für zwei Wiener Wohnhausanlagen. Wesentliche Eckpunkte sind neben der Einbindung der Mieter – ein typisches Merkmal jeder Smart-City-Aktivität – die Einbeziehung des Wohnumfeldes, die Berücksichtigung des soziodemografischen Wandels und der sozioökonomischen Rahmenbedingungen. Das Vorhaben umfasst neben der energetischen Sanierung der Wohngebäude und Gestaltung des Wohnumfeldes auch Fragestellungen der nachhaltigen Mobilität. Ziel sei es, anhand dieses Sondierungsprojektes leistbare, sozial, ökonomisch sowie ökologisch nachhaltige Umsetzungsvorschläge zu erarbeiten, diese in einem Projekthandbuch zu dokumentieren und letztendlich in einem Prozesshandbuch für die Übertragung auf zukünftige und ähnlich gelagerte Projekte aufzubereiten.
Intensive Bürgerbeteiligung ist auch ein zentraler Aspekt bei der Aktion »Smarter together – gemeinsam g‘scheiter«, einem gemeinsamen Smart-City-Leuchtturmprojekt von Wien, München und Lyon. Im Fokus stehen effektive Maßnahmen zum Klimaschutz und für mehr urbane Lebensqualität, wie z.B. integrierte Gebäudesanierungen, klimaschonende Energiesysteme, E-Mobilität sowie ein innovatives Datenmanagement. Allein in Wien werden bei »Smarter together« über 40 Einzelprojekte umgesetzt. Diese umfassen zukunftsweisende Wohnhaussanierungen mit innovativen Energielösungen, ein E-Carsharing in einer Wohnhausanlage im 11. Gemeindebezirk ebenso wie die systematische Einbindung der Bürger im »SIMmobil«, dem mobilen Mitmachlabor. Mit dabei ist auch eine Schulerweiterung einschließlich vier neuer Null-Energie-Turnsäle, zweier Solar-Bänke und zahlreichen Workshops mit dem »Science Pool«.
Altersgerechte Assistenzsysteme
Damit Senioren und Senorinnen nicht unter die Räder der von Michael Ludwig angesprochen zwei Geschwindigkeiten kommen, wurde das Forschungsprojekt WAALTeR (»Wiener Active and Assisted Living Testregion«) gestartet, das die Möglichkeiten untersucht, die zunehmende Digitalisierung des Alltages für ältere Bewohner zu nutzen. Mithilfe neuer Technologien und Services sollen ältere Menschen sozial integriert und möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben im gewohnten Umfeld führen können. Die Lösung unterstützt Senioren, sich einerseits mit den Technologien vertraut zu machen und andererseits die Technologien zu nutzen, um sich zu informieren und an Aktivitäten teilzunehmen.
Dazu wurden auf dem sogenannten WAALTeR-Tablet bestehende Technologien zu einem System zusammengefügt. Kernstück bildet das Nachbarschaftsnetzwerk, das wie ein digitales schwarzes Brett funktioniert. Man kann an Aktivitäten teilnehmen oder diese anbieten, sich Gruppen anschließen, oder einfach beobachten, was in der Nachbarschaft geschieht.
Im Bereich Sicherheit unterstützt der Notrufknopf an der Smart Watch die Teilnehmer unterwegs. Wird dieser gedrückt, ruft die Notrufzentrale auf der Smart Watch an und startet entweder die Rettungskette oder schaltet den Fehlalarm ab.
In Sachen Gesundheit werden einerseits zahlreiche Informationen und bestehende Angebote der Stadt und von Privaten sowie Sturzpräventions-Übungen zur Verfügung gestellt. Andererseits gibt es einen Telemedizinbereich, in dem die Teilnehmer Messdaten einfach und bequem übertragen und speichern können.
Umweltschonende Drohnen
Der heimische Smart-City-Schub in Wien und anderen Gebieten bietet natürlich auch IT-Unternehmen zahlreiche Chancen. So hat Atos vor kurzem eine Lösung mit dem Kooperationspartner Smart Digital, einem österreichischen Startup-Unternehmen, präsentiert. Bei dieser Lösung geht es um die Inspektion von Infrastruktureinrichtungen wie Straßen- und Stromnetze oder land- und forstwirtschaftlich genutzter Flächen. Im Zentrum steht ein vollautomatisierter, digitaler Serviceprozess, bei dem bildgebende Einheiten wie Kameras oder Drohnen zum Einsatz kommen, um Daten zu erfassen und diese sicher in der Cloud zu speichern. Die automatisierte Auswertung der erhobenen Bilddaten soll Anomalien und Gefahren frühzeitig erkennen. Dadurch können effiziente Vorsorge- und Gegenmaßnahmen für mögliche Schadensfälle getroffen werden.
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