STRABAG wird zum Social Enterprise

Über die gemeinsam mit Unisys eingeführte Social-Enterprise-Plattform STRABAG connect können sich die 73.000 Mitarbeiter von Österreichs größtem Baukonzern themenorientiert vernetzen, ihr Wissen teilen und sich schnell und einfach gegenseitig helfen. [...]

In einem international tätigen Konzern wie STRABAG mit 73.000 Mitarbeitern schlummert eine enorme Menge an Wissen in den Köpfen der einzelnen Menschen. Wissen, das auch für die anderen Mitarbeiter wertvoll ist, an das man aber oft nicht so einfach herankommt. »Ein Unternehmen unserer Größe hat einen enormen Wissenspool – es ist jedoch sehr schwierig, dieses Wissen zu finden und die richtigen Mitarbeiter zusammenzubringen«, erklärt Marc Pühringer, Knowledge Manager bei STRABAG, im Gespräch mit der COMPUTERWELT. »Unser Ziel war daher, die Kommunikation und damit die Zusammenarbeit und den Wissensaustausch unserer Mitarbeiter organisations- sowie länder­übergreifend zu erleichtern.«

Zu diesem Zweck hat STRABAG mit Unterstützung des IT-Dienstleisters Unisys und der Agentur Wunderman PXP auf Basis von Microsoft SharePoint 2013 eine Social-Enterprise-Plattform namens STRABAG connect eingeführt, die seit März dieses Jahres im Echtbetrieb läuft und derzeit von rund 15.000 Mitarbeitern genutzt wird. Neben den Mitarbeiterprofilen bietet die Plattform im Rahmen von sogenannten Wissensgemeinschaften Social Tools wie beispielsweise Micro-Blogging, Diskussionsforen, Blogs und Wikis an, über die sich die Mitarbeiter themenorientiert vernetzen können.

Besonders die Wissensgemeinschaften erfreuen sich großer Beliebtheit, weshalb es bei STRABAG auch bereits 180 solcher Gemeinschaften gibt. Diese Gemeinschaften können von allen Mitarbeitern angelegt werden und sind entweder offen, sprich für alle zugänglich, oder nur für einen bestimmten Personenkreis freigeschaltet. »Die Abteilung Konzernkommunikation etwa hat eine geschlossene und eine offene Wissensgemeinschaft«, gibt Pühringer ein Beispiel. »In der geschlossenen Gemeinschaft läuft die interne Kommunikation dieser Abteilung und in der offenen Gemeinschaft werden Informationen publiziert, die für alle Mitarbeiter von Interesse sind.«

Auch die verschiedenen Fachbereiche haben die Wissensgemeinschaften schätzen gelernt. So existieren unter anderem Gemeinschaften für Bauprozessmanagement, für Baumaschinen, für Baurecht oder auch für IT-Werkzeuge, die bei STRABAG eingesetzt werden. »Der Erfahrungsaustausch zur Anwendung von MS Excel ist ein Paradebeispiel«, sagt Pühringer, »weil sich die Experten aus verschiedensten Organisationsbereichen über die entsprechende Gemeinschaft schnell und einfach dazu austauschen können.«

GEGENSEITIGE HILFE
Der wichtigste Aspekt dabei: Mitarbeiter können sich einfach gegenseitig helfen. Das wichtigste Anwendungsfeld, das im Rahmen von STRABAG connect definiert wurde, lautet Pühringer zufolge dementsprechend: »rasche Antwort für Problemlösungen erhalten«. Hat ein Mitarbeiter eine geschäftsrelevante Frage, dann kann er diese auf der Social-Enterprise-Plattform posten und ähnlich wie bei Twitter mit einem Hashtag kennzeichnen. Der große Vorteil: »Man muss nicht wie bei E-Mails direkt jemanden anschreiben, sondern adressiert das Thema an sich und das Thema findet dann über das Hashtag die richtigen Personen«, erklärt Pühringer. Das ist vor allem dann hilfreich, wenn man nicht weiß, wem man die Frage überhaupt stellen könnte.

Darüber hinaus sind rasche Antworten für Problemlösungen ein gutes Mittel, um den Nutzen einer Social-Enterprise-Plattform aufzuzeigen und auch Skeptiker von den Vorteilen zu überzeugen. »Die Kollegen sind begeistert davon, dass sie über die Plattform Fragen stellen können, die dann von mehreren Leuten beantwortet werden«, erklärt Pühringer. »Jeder, der das ein Mal selbst erlebt hat, ist überzeugt.«

Eine wichtige Rolle beim Thema Userakzeptanz spielt auch der einfache Zugang. Per single-sign-on in Windows 7 wird jeder Mitarbeiter automatisch für die Social-Enterprise-Plattform angemeldet und kann über einen Link im Intranet direkt auf das System zugreifen. Auf der Startseite sieht man seinen individuellen Newsfeed, hat Zugriff auf die Hauptnavigation und kann in sein Profil einsteigen. Es ist zudem nicht zwingend notwendig, das System jeden Tag zu nutzen. »Die Anwender können einstellen, dass sie Benachrichtigungen per Mail bekommen, wenn sich für sie etwas Relevantes tut.«

Aus der Sicht eines Wissensmanagers wäre es natürlich wünschenswert, dass die Mitarbeiter jeden Tag in die Social-Enterprise-Plattform einsteigen und auch aktiv ihr Wissen hochladen. »Realistisch betrachtet ist das aber einfach noch nicht Teil der täglichen Arbeit und das Ziel ist daher, dass die Leute zwei, drei Mal in der Woche connect nutzen.« Zudem spielt Quantität Pühringer zufolge in diesem Zusammenhang keine entscheidende Rolle. »Es ist nicht unbedingt relevant, wie viele Leute regelmäßig einsteigen, sondern, dass die Qualität der Antworten und die Aktivität der User passt, und auch die einjährige Pilotphase hat gezeigt, dass so ein System mit fünf bis zehn Prozent aktiven Nutzern schon gut funktioniert.« Mit der laufenden Verbesserung des Systems erwartet Pühringer auch steigende Nutzerzahlen. »Es ist noch nicht die perfekte Lösung, aber wir sind auf einem sehr guten Weg zu einer lösungsorientierten Wissensgemeinschaft.« (oli)


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