Strafe in Millionenhöhe: Unzulässiges Profi ling

Unklare Einwilligungserklärungen zum Profiling werden Unternehmen weiterhin zum Verhängnis. [...]

Mag. Andreas Schütz ist Anwalt bei Taylor-Wessing (c) Taylor-Wessing
Mag. Andreas Schütz ist Anwalt bei Taylor-Wessing (c) Taylor-Wessing

Erst kürzlich stellte dies die österreichische Datenschutzbehörde (DSB) im Zusammenhang mit den Praktiken eines Kundenclubs fest und qualifizierte diese als unzulässig. Es droht eine Geldbuße in Höhe von 2 Mio. Euro. Die Datenschutzbehörde stellte bei einem Kundenclub einen Verstoß gegen die DSGVO aufgrund unzulässiger Einwilligungserklärungen fest, von dem die personenbezogenen Daten von etwa 2,3 Mio. Betroffenen beeinträchtigt sein sollen. Die DSB wirft dem Kundenvorteilsprogramm vor, eine irreführende Einwilligungserklärung zum Profiling zu verwenden. Die Entscheidung der DSB ist noch nicht rechtskräftig. Infolgedessen sollten sich auch andere Werbetreibende mit der Frage befassen, welche Auswirkungen diese Entscheidung für ihre Werbeschaltung haben könnten.

Intransparente Einwilligungserklärung?

Nach Ansicht der DSB sollen über ein Jahr lang durch die Verwendung intransparenter Einwilligungserklärungen Kundendaten gesammelt worden sein, die für Profiling-Zwecke verwendet wurden. Profiling ist die automatische Verwertung personenbezogener Daten zur Bewertung und Analyse von Personen. In weiterer Folge sollen individuelle Kundenprofile erstellt werden, um zielgenaues Marketing sowie die Beeinflussung von Kaufentscheidungen zu ermöglichen. Nach Ansicht der DSB birgt das Profiling besondere datenschutzrechtliche Risiken aufgrund der Berechnung menschlichen Verhaltens und der Weitergabe dieser Informationen an Dritte. Profiling ist gesetzlich zulässig, allerdings muss der Kunde seine ausdrückliche Einwilligung in transparenter und klar ersichtlicher Form erteilen. Im Rahmen des gegenständlichen Sachverhaltes hat die DSB die Formatierung der Website, sowie der Anmeldeformulare beanstandet. Die Anmelde-Flyer, auf deren Ende eine Unterschrift zu setzen ist, sollen gegen die Anforderung an die informierte, klare und ausdrückliche Einwilligung zum Profiling verstoßen. Dasselbe Problem stellte sich auch auf dem Anmeldeformular der Website, auf der Informationen zum Profiling erst nach der Einwilligungserteilung am Ende der Website erfolgten. Die generierten Daten wurden trotz unwirksamer Einwilligung weiterverarbeitet, was einen Datenschutzverstoß konstituiert.

Die Entscheidung verdeutlicht, dass die datenschutzrechtlichen Anforderungen an das Profiling bedingungslos einzuhalten sind. Die aktuelle Entscheidungspraxis der DSB zeigt, dass sich nicht nur die Datenschutzstrafen mehren, sondern auch die Strafhöhen ansteigen. Es ist davon auszugehen, dass die DSB auch in Zukunft die Datenverarbeitungsgrundlage zum Profiling genauer überprüfen wird. Angesichts dieser Entscheidung ist eine genaue Konformitätsbewertung datenschutzrechtlicher Umsetzungsmaßnahmen im Unternehmen und gegebenenfalls die Beiziehung einer rechtlichen Beratung zu empfehlen.

*Mag. Andreas Schütz ist Anwalt bei Taylor-Wessing.


Mehr Artikel

News

Datenschutzverstöße in Österreich nehmen zu

2024 kam es in Europa zu 130.000 Datenschutzverstößen – davon rund 1.300 in Österreich. Für Österreich bedeutet das einen Anstieg der Datenschutzverstöß von 21 Prozent im Vergleich mit dem Jahr 2023. Nur 4 Länder verzeichneten Rückgänge bei den Verstößen. Seit dem DSGVO-Start wurden in der EU 5,9 Milliarden Euro Bußgelder verhängt. […]

News

Best Practices zum Umgang mit Lookalike-Domains

Bei Cyberangriffen, die Lookalike-Domains nutzen, registrieren Angreifer für sich Domains, die legitimen Domains echter Unternehmen sehr ähnlich sehen. Nachdem sie sich die entsprechende Domain gesichert haben, beginnen sie dann, die dazugehörigen E-Mail-Server für eine E-Mail-Angriffskampagne herzurichten. […]

Raiffeisen Bank International etabliert internationales FinTech-Scout-Netzwerk. (c) Unsplash
News

RBI setzt auf globale FinTech-Scouts

Die Raiffeisen Bank International (RBI) verstärkt ihre Bemühungen im Bereich Finanzinnovationen durch die Etablierung eines global verteilten Teams von FinTech-Scouts. Diese Experten sollen Marktentwicklungen und neue Geschäftsmodelle aufzeigen sowie direkten Zugang zu relevanten Technologieanbietern weltweit ermöglichen. […]

News

Hightech-Crime-Report: Advanced Persistent Threats setzen Europa unter Druck

Mit einem Anstieg von 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr nahmen betrügerische Machenschaften 2024 weltweit zu. Europäische Finanzdienstleister waren mit 34 Prozent aller Betrugsfälle am stärksten betroffen, gefolgt von der Transportbranche und dem Regierungs- und Militärsektor. Auch bei Phishing-Angriffen setzte sich der Aufwärtstrend fort: Mehr als 80.000 Phishing-Websites wurden 2024 enttarnt – ein Anstieg um 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*