Sustainable ERP

Die Erfassung des Corporate Carbon Footprint wird zunehmend wichtig. Und gleichzeitig verstärkt sich der Wunsch nach einer automatisierten Erfassung und Analyse mit Hilfe von Business Applications. [...]

(c) Midjourney
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Nachhaltigkeit in allen Geschäftsaktivitäten ist für Unternehmen aktuell eine der wichtigsten und gleichzeitig herausforderndsten Aufgaben. Eine Neupositionierung der produzierenden Industrie als zweitgrößter Verursacher von Treibhausgasemissionen ist in diesem Zuge zwingend erforderlich. Vor diesem Hintergrund haben das Center Integrated Business Applications in Kooperation mit dem FIR an der RWTH Aachen und der proALPHA Business Solutions GmbH die Umsetzung einer CO2-Management-Lösung in Zusammenspiel mit ERP-Systemen untersucht und die Ergebisse in IT-Matchmaker.guide, „ERP-Lösungen 202“ (S. 10-13) veröffentlicht. 

Die Autoren Martin Perau, Projektmanager Produktionsmanagement, FIR e.V. an der RWTH Aachen, und Katharina Berwing, Centerleiterin Center Integrated Business Applications, haben dabei folgende Fragestellungen beantwortet: Was ist der Kundenmehrwert eines integrierten CO2-Management Moduls? Welches Potenzial liegt im Datenaustausch zwischen ERP-System und CO2-Management Modul? Und: Was sind Stellschrauben zur CO2-Reduktion innerhalb des ERP-Systems? 

Bequemes Bilanzieren

Zur Identifikation des Kundenmehrwertes eines CO2-Management-Moduls haben die Autoren ausgewählte nationale und internationale Softwareanbieter analysiert. Zentrales Wertversprechen der Software-Lösungen soll unter anderem eine komfortable Bilanzierung der CO2-Emissionen des Unternehmens sein. Insgesamt zeigt die Studie, dass ein CO2-Management-Tool durch die Kombination von Technologie und Fachexpertise genau das erfüllt: eine komfortable Bilanzierung, Analyse und Reporting von CO2-Emissionen als Mehrwert für den Anwendenden. Die Bilanzierung von CO2-Emissionen erfordere eine Vielzahl von verschiedenen Daten, um die unterschiedlichen Emissionsverursacher zuordnen zu können, so die Studie. Hierbei seien sowohl interne (z. B. der eigene Stromverbrauch) als auch externe Emissionsverursacher (z. B. Emissionen durch eingekaufte Waren) zu berücksichtigen. 

Bei der Ermittlung der notwendigen Informationen im Rahmen der Studie haben die Verantwortlichen das in der Industrie viel genutzte Greenhouse-Gas-Protokoll (GHG-Protokoll) als Bezugsrahmen verwendet. Insgesamt wurden über 300 Informationen im betrachteten Bilanzierungsbereich identifiziert.

Eines der Ergebnisse der Studie des Centers Integrated Business Applications und FIR ist, dass innerhalb der exemplarisch betrachteten Business Applications das ERP-System die höchste Abdeckung an Daten für die Bilanzierung besitzt. »Dies resultiert insbesondere daraus, dass im ERP-System Daten des gesamten Auftragsabwicklungsprozesses abgebildet sind.« So könne ein erstes vollständiges Bild der vorhandenen Emissionsquellen erstellt werden, »allerdings nur mit eingeschränkter Genauigkeit. Eine genauere Bilanzierung kann durch die Integration weiterer Business Applications in den Prozess der CO2-Bilanzierung erreicht werden.« Als Beispiel nennen die Autoren die Einbindung eines Manufacturing Execution Systems (MES).

Green Services

„Die Transparenz über die CO2-Emissionen befähigt Unternehmen dazu, ihre internen Entscheidungsprozesse so anzupassen, dass sie neben ökonomischen Zielen auch ökologische Ziele, wie die Reduktion von CO2-Emissionen, realisieren können“, setzen die Autoren fort und nennen einige Szenarien. Im Vertrieb könne zum Beispiel durch die Transparenz über den CO2-Fußabdruck der angebotenen Produkte eine Bepreisung der CO2-Emissionen durchgeführt und damit eine

Kompensationsleistung für die angefallenen CO2-Emissionen vorgenommen werden. „Zusätzlich sollten Bedarfsprognosen zukünftig so ausgelegt werden, dass Überproduktion vermieden wird, um Emissionen zu vermeiden, wofür ökologische Faktoren in die Prognosen integriert werden müssen. Der Einsatz einer geeigneten Software fördert dabei die nachhaltigere Gestaltung von Entscheidungen in Vertriebsprozessen.“

„Insbesondere ERP-Systeme kommen um die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten nicht herum.“

Katharina Berwing und Martin Perau

Beispiel Service-Aktivitäten: Diese werden durch vielfältige Funktionen betrieblicher Anwendungssysteme unterstützt. „Zur Erreichung nachhaltiger Services bzw. Green Services können etwa Energiemonitoring und -optimierung physischer Kundenprodukte fokussiert werden. Zusätzlich trägt eine optimierte Routenplanung von Servicetouren zur Reduktion von CO2-Emissionen bei. Hier eröffnet sich für Unternehmen ein direkter Weg, ihre bestehenden Kunden bei der Nachhaltigkeitswende zu unterstützen.“ Eine besondere Rolle als Stellschraube zur Reduktion von CO2-Emissionen würden Funktionen im Kontext des Einkaufs spielen, so die Autoren. „Ein Großteil der CO2-Emissionen eines Unternehmens ist in den vorgelagerten Aktivitäten der Wertschöpfungskette verortet. Eine Nachhaltigkeitsbewertung von Lieferanten und Einkaufsgütern sowie die Berücksichtigung der entsprechenden Einflussfaktoren in Einkaufsentscheidungen ermöglicht es Unternehmen, CO2-Emissionen in ihrem Scope 3 signifikant zu reduzieren.“

Fazit: „Moderne Business Applications, insbesondere ERP-Systeme, kommen also zukünftig um die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten nicht herum.“


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