Zum neunten Mal hat das Future Network gemeinsam mit der Schweizer Informatik Gesellschaft, ICTswitzerland, OCG, AIT, SCCH und CON•ECT Eventmanagement zum Technologieoutlook eingeladen. Die Schwerpunkt-Themen: Digital Society und Economy 4.0. [...]
Einmal mehr eröffnete auch in diesem Jahr Zukunftsforscher Moshe Rappoport vom IBM Research Labor in Rüschlikon mit dem IBM Global Technology Outlook die gut besuchte Konferenz an der Universität Zürich. Im Mittelpunkt des Ausblicks in die technologische Zukunft stand ein großes Thema: Daten. Das Wachstum an erzeugten und anfallenden Daten ist weiterhin ungebremst, sowohl im Business- als auch im privaten Bereich.
Während die strukturierten Daten von Unternehmen mit Datenbanken-Applikationen mittlerweile gut erfasst und verarbeitet werden können, explodiert das Wachstum an unstrukturierten Daten wie Bildern, Videos und Social-Media-Postings geradezu. Bis zu 44 Zettabyte (44 Milliarden Terabyte) an Daten sollen bis zum Jahr 2020 anfallen.
„90 Prozent der in den letzten zehn Jahren erzeugten Daten wurden nie erfasst oder analysiert. Die Daten sind sozusagen an den Rand und weg vom Computing gerutscht“, erläutert Rappoport. IT-Manager müssten ihre Hardware-, Software- und Service-zentrische Denkart ändern und alles auf diesen Datenpool ausrichten. „Welche Daten aus welchen Applikationen habe und brauche ich? Wie und wo – Stichwort Cloud – soll ich sie verarbeiten und analysieren? Wie kann mein Unternehmen bzw. auch die Gesellschaft aus der Verwertung dieser Daten einen Vorteil gewinnen?“, zeigte Rappoport den Weg vor.
Das Kuratieren der Daten sei eine große Herausforderung, zumal die Geschwindigkeit ein wesentlicher Faktor sei, um die richtigen Rückschlüsse zu ziehen. Für TV-Großereignisse wie den Super Bowl in den USA werden mittlerweile Werbeclips in Echtzeit je nach Spielstand angepasst, um die Stimmung der Kunden genau zu treffen. Die Beschäftigung mit Daten bietet dem IBM-Forscher zufolge aber auch große Chancen. „Das Phänomen nennen wir Data Gravity. Wo immer man mit Daten arbeitet, ziehen diese neue an, und es entstehen dadurch ganz viele neue Zugänge und Ideen, die man vorher so gar nicht in Erwägung gezogen hat. Die IT-Manager und Datenwissenschaftler der Zukunft müssen folglich bodenständige Träumer sein“, sagt Rappoport.
DISRUPTIVES GESCHÄFTSMODELL
Mit interessanten Studienergebnissen zum Thema Big Data und dessen Einfluss auf Geschäftsmodelle konnte Herbert Stauffer von der IT-Beratungsfirma BARC aufwarten. Dass datengetriebene, digitale Geschäftsmodelle disruptiv seien, würden unzählige Beispiele wie Airbnb im Tourismus, Uber als Taxi-Alternative, aber auch 3D-Printing statt traditionellen Ersatzteil- und Reparaturservices zeigen. In der Praxis hätten schon viele Firmen den Mehrwert von Big Data erkannt. In vielen Fällen würden die Erwartungen sogar weit übertroffen – etwa was das Entwickeln von Strategien, aber auch die Kostenersparnis und die Geschwindigkeit von Entscheidungen betrifft.
Aber auch einige Einschränkungen zeigte Stauffer auf: „Big Data wird nur dann zum durchschlagenden Erfolg, wenn das oberste Management vorangeht und der Kunde im Mittelpunkt aller Bemühungen bleibt.“ Aktuell ortet er bei vielen Unternehmen aber noch massive Knowhow-Defizite sowie große Herausforderungen beim Thema Sicherheit und Datenschutz. „Sowohl bei Big Data als auch beim Zukunftsthema Industrie 4.0 hinkt Europa anderen Regionen noch hinterher“, warnte Stauffer.
Der Rest des Tages war von inspirierenden Vorträgen und Debatten geprägt, die einen Blick über den Tellerrand hinaus wagten und mehr Fragen aufgeworfen haben, als zum jetzigen Zeitpunkt Antworten gefunden werden konnten. Welche gesellschaftlichen Herausforderungen das digitale Datenzeitalter bringt war ebenso Thema wie die sozialen, wirtschaftlichen und ethischen Implikationen, die sich durch die dritte industrielle Revolution, die zur digitalen Gesellschaft und Ökonomie 4.0 führt, ergeben. (pi/aw)
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