Think local, act global

Das Beispiel von Brau-Union-CIO Peter Karas zeigt, dass mit der richtigen Einstellung auch eine vergleichsweise kleine Landesorganisation in einem Weltkonzern wie Heineken eine bedeutende Rolle spielen kann. [...]

Für einen CIO wie Peter Karas, IT-Leiter der Brau Union Österreich und damit Country-IT-Manager für Österreich innerhalb des Heineken-Konzerns, erscheint die Aussage „technische Expertise behindert mehr, als sie nützt“ auf den ersten Blick eher ungewöhnlich. Aber eben nur auf den ersten Blick. Denn wie der seit 29 Jahren in verschiedensten IT-Berufen tätige Karas erklärt, hält zu viel Technik-Fokus davon ab, das Big Picture im Auge zu behalten. „Meiner Meinung nach ist ein IT-Manager nicht vorrangig dazu da, Technologie zu managen, sondern um Businessnutzen zu erzeugen. Und dazu brauch ich nicht in erster Linie Technologie. Die Zeit, die ich mit Technologie-Themen verbringe, fehlt mir schließlich, um Businessnutzen zu schaffen. Je mehr die Technik mein Hobby ist, desto mehr Fokus lege ich auch automatisch darauf. Mit dem Ergebnis, dass ich dann kein IT-Manager bin, sondern eben ein Techniker, der erst wieder einen Manager braucht, der ihn gut einsetzt und damit zur Wirkung bringt.“

Dabei ist es keineswegs so, dass sich der Brau-Union-CIO nicht für Technik interessiert. Und er verfügt auch durchaus über technisches Knowhow – war er doch zu Beginn seiner Karriere bei Coca Cola Computer Services als „gewissenhafter Programmierer“ tätig. „Ich war zwar am Anfang Softwareentwickler, stand aber danach immer eindeutig auf der Businessseite. Mein Fokus war nie, Technologie zu verbreiten, sondern Businessnutzen zu stiften, sodass hinterher Prozesse schneller, einfacher, billiger, sicherer funktionieren.“

  • „Technische Expertise behindert oft mehr, als sie nützt.“

Spätestens in der Rolle als IT-Leiter der Mediaprint, die Karas vor seinem Wechsel zur Brau Union im Jahr 2011 inne hatte, blieb auch gar nicht mehr die Zeit, sich viel mit Technologie zu beschäftigen. „Ich hab bei der Mediaprint ein Team von 150 Mitarbeitern geleitet, war für die Vision, die IT-Strategie, zuständig und konnte mich alleine zeitlich nicht mehr mit Technik beschäftigen, sondern hab die Fachkräfte gesteuert, die sich mit der Technik auskennen.“

TECHNISCHE EXPERTISE

Trotzdem spielt die technische Expertise aber naturgemäß eine wichtige Rolle. „Klar braucht jede IT-Abteilung Leute, die Technologie verstehen, aber das muss eben nicht ich selber sein. Ich brauche als IT-Manager nicht Spezialist fürs Programmieren oder für Hardware sein, sondern es geht darum, zu schauen, mit welchen Maßnahmen ich etwas bewegen kann und welche Ressourcen, welche Knowhow-Träger, ich dazu brauche.“ Genau an dieser Stelle sieht Karas auch das Dilemma vieler IT-Leiter: „Ich erlebe immer wieder Diskussionen unter IT-Leitern, wo es darum geht, Technologie A, B oder C einzusetzen, weil sie so in ihrer Technologie verhaftet sind. Dabei merkt der Kunde oder Anwender selten oder kaum einen Unterschied.“

STANDARDISIERUNG

Sein klarer Fokus auf Businessnutzen verschafft Karas auch im Gesamtkonzern Gehör, was durchaus von großer Bedeutung ist. Da Heineken großteils aus zugekauften Landesgesellschaften wie eben der Brau Union in Österreich besteht, gibt es natürlich eine Konzern-IT mit Sitz in Amsterdam, die den Landesgesellschaften mehr oder weniger vorschreibt, was sie zu tun haben. Ein Großteil der Arbeit von Karas und seinem 32 Mitarbeiter starken IT-Team ist daher die lokale Umsetzung von Entscheidungen, die vom Konzern-CIO getroffen werden. „Was uns derzeit am meisten beschäftigt, ist, dass der Konzern für seine Businessfunktionen wie Finanz, Einkauf, Produktion etc. Standard-IT-Prozesse ausrollt“, erklärt Karas. „Das bedeutet, dass wir entweder ein Konzernsystem geliefert bekommen, das den jeweiligen Prozess genau abbildet, oder Vorschriften, wie wir unsere eigenen Systeme so anpassen müssen, dass sie dem Konzernstandard entsprechen.“


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