Das Beispiel von Brau-Union-CIO Peter Karas zeigt, dass mit der richtigen Einstellung auch eine vergleichsweise kleine Landesorganisation in einem Weltkonzern wie Heineken eine bedeutende Rolle spielen kann. [...]
Gegen diese Standardisierung gibt es zwar grundsätzlich nichts einzuwenden, doch bedingungslose Standardisierung ist auch nicht immer das Gelbe vom Ei. „Wir hatten bis vor Kurzem einen Konzern-CIO, der sehr strikt war in seinen Regeln und der kaum Spielraum zugelassen hat. Das Dogma war: Wir in Amsterdam sind die Gescheiteren und ihr müsst das so machen, wie wir das vorschreiben. Das hat oft zu Problemen geführt“, sagt Karas. Standardisierung sei zwar durchaus zu begrüßen, aber nur wenn sie auch Business Value bringt, was nicht immer automatisch der Fall sein muss. „Standardisierung macht Prozesse einfacher und billiger in der Betreuung, aber wenn es aus Businessicht ein echter Vorteil ist, dass man vom Standard abweicht, müssen auch Ausnahmen möglich sein. Die IT darf auf keinen Fall wichtiger sein als das Business.“
DIPLOMATIE
Eine wichtige Rolle spielt dabei nicht zuletzt ein diplomatisches Vorgehen bzw. die richtige Sprache. „Die Konzernzentrale hört es zwar nicht gern, wenn man dagegenredet, ist aber durchaus offen für sinnvolle Argumente. Mir ist es gelungen, unsere Anliegen so zu präsentieren, dass man in Amsterdam gesagt hat: OK, das macht Sinn. Das ist mir deshalb geglückt, weil ich eben kein Techniker bin, sondern versucht habe, klar zu machen, dass es unser Geschäft in Österreich erheblich stört, wenn wir genau so arbeiten, wie es ursprünglich vorgegeben war.“
Eines der Beispiele ist die derzeit anstehende Ablöse des veralteten, auf COBOL und AS/400 basierenden Kern-ERP-Systems der Brau Union. „Dieses System ist unser Herzstück, mit dem wir Themen wie Artikelstamm, Kundenstamm, Bestellung, Rechnungslegung bis hin zur Logistik abbilden“, erklärt Karas. Das alte System wird nun in eine moderne SAP-Landschaft überführt, da auch der Konzern SAP einsetzt. „Wir haben SAP bereits für das Finanzwesen Controlling, Einkauf und Produktion im Einsatz und sind mit diesem System sogar die führende Landesorganisation innerhalb des Heineken-Konzerns. Was wir da heute schon haben, wird irgendwann der Konzernstandard sein. Aber im Sales- und Distributions-Bereich zum Beispiel verwenden wir eben noch nicht SAP und das wird derzeit geändert.“
FÜHRUNGSROLLE
Sobald diese Umstellung beendet ist, wird Österreich innerhalb des Heineken-Konzerns auch in diesen Bereichen eine führende Rolle spielen. Denn die Business-orientierte Kommunikation von Karas hat nicht nur dazu geführt, dass der Brau-Union-CIO die Ablösung des alten ERP-Systems lokal selber durchführen darf – vielmehr wird die neue Lösung nun so gebaut, dass sie anschließend auch in anderen Heineken-Ländern ausgerollt werden kann. „Wir erstellen sozusagen den Prototyp“, sagt Karas. „Früher war vorgesehen, dass die Zentrale in Amsterdam das System baut und wir es dann verwenden müssen.“
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