Think local, act global

Das Beispiel von Brau-Union-CIO Peter Karas zeigt, dass mit der richtigen Einstellung auch eine vergleichsweise kleine Landesorganisation in einem Weltkonzern wie Heineken eine bedeutende Rolle spielen kann. [...]

Auch bei anderen Konzernthemen spielte Karas eine durchaus visionäre Rolle – zum Beispiel im Rahmen des globalen Heineken-Projektes „Global World Class Brewing“. Ziel dieser internen Initiative ist es, eine Vision zu erarbeiten, wie hochmodernes Brauen in fünf Jahren aussehen könnte. Karas fungierte in diesem globalen Projektteam als IT-Repräsentant und hat die Aufgabe zur Vision der modernen Brauerei der Zukunft die IT-Vision beizusteuern. Und einmal mehr spielte dabei die Business-Orientierung eine entscheidende Roll: „Der Grund, warum ich als IT-Repräsentant in dieses Projekt entsandt wurde, war unter anderem, dass ich eben nicht der IT-Techie bin, sondern in Business-Dimensionen denke.“

  • „Ich wünsche mir, dass wir innerhalb der IT mehr und besser zusammenarbeiten.“

Die von Karas gemeinsam mit anderen Country-IT-Managern von Heineken entwickelte Zukunftsvision lässt sich, auch wenn Karas solche Schlagworte nicht gerne hört, wohl am Besten mit dem Begriff Industrie 4.0 umschreiben. Kern dieser Vision sind moderne Devices, über die Maschinen mit den zuständigen Mitarbeitern dann kommunizieren, wenn sie das für richtig empfinden. Geht ein Mitarbeiter zum Beispiel an einer Abfüllanlage vorbei und die Anlage performt gut, dann rührt sich die Maschine nicht. Gibt es aber ein Problem, weil eventuell ein Ventil nicht mehr richtig funktioniert, dann schickt die Maschine eine Nachricht an das Tablet des Mitarbeiters und teilt diesem mit, dass sie wohl bald ausfallen wird.

ECHTZEITINFORMATION

Der Mitarbeiter setzt in diesem Fall seine Google-Glass-Datenbrille auf, bekommt von der Maschine angezeigt, wo genau das Problem liegt, wird vielleicht gleich mit dem Hersteller verlinkt um die Information zu erhalten, wie sich das Problem lösen lässt, und kann im Bedarfsfall auch sofort einen Bestellvorgang für ein eventuell benötigtes Ersatzteil auslösen.

PROAKTIV

„Es geht dabei um automatische Realtime-Information auf modernen Devices“, erklärt Karas. „Und vor allem auch darum, informiert zu werden, bevor etwas passiert, und entsprechend proaktiv handeln zu können.“ Ist nun, wie es bei dem vorhin geschilderten Beispiel der Fall war, ein Ventil einer Abfüllanlage defekt und muss ausgetauscht werden, setzt der Mitarbeiter wieder seine Datenbrille auf und bekommt ein Video angezeigt, das ihm im wahrsten Sinne des Wortes vor Augen führt, wie das gemacht wird. „Solche Visionen zu entwickeln und auch die Roadmap dazu, also wie wir vom heutigen Stand zu dieser Zukunftsvision kommen, das war mein Part bei World Class Brewing.“

Visionär zeigt sich Karas auch bei einem weiteren Thema – und auch dieses hat seiner Philosophie entsprechend vordergründig wenig mit Technologie zu tun. „Ich wünsche mir, dass wir innerhalb der IT mehr und besser zusammenarbeiten. Das kritisiere ich auch bei uns im Konzern immer wieder: Wir fahren zu einem Konzern-IT-Meeting, an dem 25 Heineken-IT-Leiter aus Europa teilnehmen, hören uns an, was wir zu tun haben, fahren wieder heim und jeder erfindet dann das Rad für sich neu.“

MEHR KOOPERATION

Eine ähnliche Situation beobachtet er auch in der heimischen IT-Leiter-Community: „Es ist kaum Zusammenarbeit unter den österreichischen CIO da, kaum ein Denken, wie wir uns gegenseitig helfen können. Dabei könnten wir uns so viel ersparen und uns gegenseitig das Leben enorm erleichtern. Mir würde es zum Beispiel extrem gut gefallen, einen Mitarbeiter von mir in eine andere Firma zu schicken, damit der dort drei Wochen bei einem Projekt mithilft, obwohl ich sein Gehalt zahle. Wenn das Projekt dann fertig ist, kommt dafür ein Mitarbeiter von der anderen Firma zu mir, weil er Spezialist für ein Thema ist, das ich nicht abdecken kann, und macht bei meinem Projekt mit.“ Dazu brauche es jedoch mehr geistige Flexibilität. „Für so etwas sind wir derzeit leider nicht offen, aber ich hoffe sehr, dass uns das irgendwann gelingt.“ (oli)

Dieser Artikel stammt aus dem COMPUTERWELT-Magazin „IT-Macher 2015“. Premium-Leser können dieses und viele weitere Magazine hier kostenlos lesen.


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