Tiroler Digitalisierungsoffensive

Wo stehen Tiroler Unternehmen bei der digitalen Transform? In Arbeit ist gerade eine App, die Betriebe über den aktuellen Digitalisierungsgrad und über jene Bereiche infomieren soll, in denen es Nachholbedarf gibt. Die COMPUTERWELT sprach mit Sybille Regensberger, Obfrau der Fachgruppe UBIT in der Wirtschaftskammer Tirol. [...]

Sybille Regensberger ist Obfrau der Fachgruppe UBIT in der Wirtschaftskammer Tirol.(c) UBIT Tirol

Wie beurteilen Sie den Digitalisierungsgrad von Tiroler Unternehmen?

Der Digitalisierungsgrad der Tiroler Unternehmen ist in den vergangenen fünf Jahren massiv fortgeschritten. Dazu haben auch die vielen verschiedene Digitalisierungsmaßnahmen von Bund und Land Tirol, bei denen wir als Fachgruppe mitgearbeitet haben, beigetragen. In den letzten zwei Jahren gab es beispielsweise aufgrund der pandemiebedingten Lockdowns einen enormen Investitionsschub für IT-Lösungen sowie Home-Office-Lösungen. So gesehen ist die Digitalisierung ein Gewinner der Pandemie.

Wie unterstützen Sie den Digitalisierungsprozess?

Wir bieten den Unternehmen in Tirol über die Wirtschaftskammer sowie digital.tirol spezielle Digitalisierungsberatungsleistungen, die dort abgerufen werden können. Zudem entwickeln wir in Zusammenarbeit mit dem Fachverband eine spezielle App, den »DIGI Index«. Hier kann jedes Unternehmen über einen Fragebogen den eigenen Digitalisierungsgrad im Unternehmen erfahren und dann in den Bereichen, in denen es noch Nachholbedarf gibt, Dienstleister mit entsprechender Expertise unterstützend beauftragen. Die Nutzung der App, die mit Herbst 2022 in Betrieb genommen wird, ist für Tiroler Unternehmen kostenlos.

Die zunehmende Digitalisierung bringt aber auch Risiken mit sich. Hier gibt es laufend gemeinsame Fachveranstaltungen mit unseren Cybersecurity-Experten, die einerseits versuchen Unternehmen für den richtigen Umgang von Digitalisierung im Arbeitsalltag zu sensibilisieren und andererseits Lösungen für mehr Sicherheit in der IT aufzeigen. Mit unseren Ausbildungsprogrammen »IT Professionals« und »IT-Sommerakademie« sowie unseren Informationskampagnen in verschiedenen Kanälen stellen wir uns dem Thema Fachkräfteausbildung und -rekrutierung.

Wie hat sich »IT Professionals Tirol« bis dato entwickelt?

Die erste Klasse unserer IT Professionals startet im Mai in der Berufsschule. Das Programm wurde von potenziellen Lehrlingen und auch von Betrieben sehr gut angenommen. Aktuell sind bereits mehr als 20 Ausbildungsbetriebe aktiv mit dabei, Tendenz stetig steigend. Nach dem Abschluss des Programms haben die Absolventen durch die Praxiszeit im Betrieb, die Betreuung durch einen Mentor und eine speziell auf die IT Professionals zugeschnittene Berufsschulausbildung in eigener Klasse die besten Aussichten auf einen spannenden Job im Unternehmen. Auch für Betriebe bietet das Programm den Mehrwert, hochqualifiziertes Fachpersonal in verkürzter Lehrzeit auszubilden. Die IT Professionals sind nicht nur fachlich top ausgebildet, sondern bringen auch wichtige Zukunftskompetenzen auf fachlicher, digitaler und sozialer Ebene mit.

2021 wurde das Konzept der IT-Sommerakademie rundum erneuert. Wie haben sich die Änderungen bewährt?

Die Module und der Aufbau wurden evaluiert und überarbeitet. Dadurch, dass die Module alle für sich individuell stehen und nicht aufeinander aufbauen, können alle IT-Lehrlinge unabhängig vom Lehrjahr am jeweiligen Modul teilnehmen. Die IT-Sommerakademie findet jeden Sommer statt und dauert zwei Wochen pro Lehrgang. Die Sommerakademie ist ein Erfolgsprojekt, das 2021 sogar überbucht war. Dies zeigt, wie wichtig eine weiterführende Ausbildung neben der Lehre für die Lehrlinge und die Betriebe ist. Bei der IT-Sommerakademie 2022 werden erstmals eigene, fachspezifische Module jeweils für IT-Techniker und Coder angeboten. Die Module wechseln jährlich und die Sommerakademie dauert insgesamt drei Sommer – also drei Jahre.

Was sind hier die wichtigsten aktuellen Herausforderungen im Bereich Buchhaltung, den Sie ebenfalls vertreten?

Die größten Herausforderungen sind derzeit, alle Termine rund um die Abwicklung der COVID-Hilfen und Kurzarbeit zu wahren. Der Digitalisierungsschub ist auch in dieser Berufsgruppe sehr stark zu spüren. Diese zwei Punkte führten zu deutlichen Mehrarbeiten und zu noch stärkeren Nachfrage nach Fachpersonal. Wir arbeiten an einem den Bedürfnissen der Mitgliedsbetrieben angepassten Ausbildungsprogramm. Ziel ist es, ein ähnliches Format wie die IT Professionals für die Buchhaltungsberufe zu entwickeln, damit jungen Menschen der Eintritt in diese Berufe schmackhaft gemacht werden kann. Die steigenden Mitgliederzahlen zeigen, dass die Buchhaltungsberufe viel mehr Potenzial haben, als es auf den ersten Blick aussieht.

Was plant die UBIT Tirol für die kommenden zwölf Monate?

Nach zwei Jahren Pandemie mit vielen Einschränkungen planen wir nun die Rückkehr zu Präsenzveranstaltungen mit spannenden Fachvorträgen für alle drei Berufsgruppen: Ganz oben auf unserer Agenda stehen Weiterbildungsmöglichkeiten im Bereich Digitale Kompetenzen; dazu Weiterbildungen für die Buchhaltungsberufe sowie der Ausbau im Bereich Lehrlinge, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.


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