Top-Speichermedien aus Dornbirn

Angelbird ist ein österreichischer Hersteller von leistungsstarken Speichermedien und Zubehör mit Sitz in Dornbirn. Statt auf Massenware setzt man auf höchste Qualität und umfassenden Support, betont Firmengründer und CEO Roman Rabitsch im Interview. [...]

Roman Rabitsch ist Gründer und CEO des Speichermedienherstellers Angelbird.
Roman Rabitsch ist Gründer und CEO des Speichermedienherstellers Angelbird. (c) Angelbird

Was sieht das Produktportfolio von Angelbird aus?

Wir bieten Speicherlösungen für Kameras, die in den letzten fünf bis acht Jahren auf den Markt gekommen sind, wie CFast-Karten oder SD-Karten. Bei letzteren liegt die geringste Geschwindigkeitsklasse bei V60. Diese schnellen Speicherkarten eignen sich damit für schnelle Serien- und Videoaufnahmen. Ganz neu haben wir mit Ende Juli auch microSD-Karten im Angebot, ebenfalls mit mindestens V60 als Speed-Class. Was wir jedoch nicht anbieten, sind alte CF-Karten.

Gibt es hier spezielle Herstellerkooperationen?

Wir sind mit allen Kameraherstellern in direktem Kontakt in der Entwicklung. Das bedeutet, dass wir unsere Karten zu dem Zeitpunkt, an dem eine Kamera auf den Markt kommt, so kompatibel wie möglich zu dieser machen. Dieses Leistungsmerkmal wird auch serviciert: wird die Firmware der Kamera oder die Kamera selbst verändert, dann adaptieren wir unsere Karten dahingehend. Das macht kein anderer Hersteller und geht nur via Firmwareupdate direkt bei uns. Zudem bieten wir MatchPacks an, das sind spezifische Karten an, die von der Hardware ident mit unseren herkömmlichen Karten sind, aber per Firmware in Sachen Geschwindigkeit und Stromverbrauch auf die Geräte optimiert sind. 

Wie sieht das konkret mit Firmwareanpassungen aus?

Der Kunde schickt uns die Karte, diese wird bei uns intern neu programmiert und im Fall eines Data-Recovery-Auftrages werden die Daten hier in Dornbirn für den Kunden gerettet. 

Das ist alles im Kaufpreis enthalten?

Ja. Bei uns kauft man ein Produkt und bekommt sehr viel Service dazu. Hier punkten wir stark gegenüber der Konkurrenz. 

Ist eine einheitliche standardisierte Speicherkarte in Sicht?

Es gibt unterschiedliche Associations, die unterschiedliche Technologien vorantreiben. Solange es konkurrierende Firmen gibt, wird es Eigenentwicklungen geben. Japanische Hersteller und amerikanische Hersteller wollen eigene Technologien als Standards etablieren und dafür Lizenzgebühren lukrieren. Es wird aus der Sicht von Angelbird kein vereinheitlichtes Format geben.

Welche Speichertrends gibt es?

Aus der aktuellen Sicht geht es definitiv in Richtung CFexpress. 

Geforscht wird in Dornbirn, wo findet die Produktion statt?

Die komplette Hardware- und Software-Entwicklung inklusive Fertigung der Prototypen findet Inhouse statt. Wir beschaffen die verschiedenen Komponenten, Widerstände, PCB etc. Diese stellen wir dann einem Auftragsfertiger bei, z.B. in Taiwan, in Korea, in China, aber auch in Dornbirn. Vor vier, fünf Jahren haben wir sehr viel in Österreich gefertigt, aber in den letzten zwei, drei Jahren sind wir nach Asien ausgewichen, weil dort die Komponenten leichter verfügbar waren. Mit den aktuellen und zukünftigen Produkten sind wir wieder an den Fertigungsstandort Dornbirn zurückgekehrt. Der SD-CardReader, der CFexpress-Reader, der CFast-Reader und auch zukünftige Speichermedien werden wieder hier in Österreich gefertigt. Das bestückte PCB (Printed Circuit Board) kommt wieder zu uns und wird von uns programmiert, getestet, in die Gehäuse verbaut, wieder getestet, beschriftet, verpackt und ausgeliefert. Beim SD-Card-Reader ist 99 Prozent in Österreich gefertigt. Nur das Kabel können wir nicht in Österreich fertigen, da es hier keinen USB-Kabelhersteller gibt, das wird in China gemacht.

Was sind die Vor- und Nachteile des Standorts Österreich?

Der Standort Österreich ist aus mehreren Gründen sehr gut und aus mehreren Gründen sehr schlecht. Sehr gut, weil man in Österreich rein technisch fast alles machen kann – Spritzguß, CNC-Fertigung, Bestückung von Leiterkarten etc. Preislich sind wir mittlerweile konkurrenzfähig mit dem asiatischen Markt, wenn ich die Transportkosten und das Risiko möglicher Transportschäden berücksichtige. Ein weiterer Vorteil in Vorarlberg ist die geballte Industrie, d.h. ich habe kurze Wege zu den Anbietern und Auftragsfertigern. 

Ein großer Nachteil in Österreich ist die aufwändige Bürokratie. Das hat man im asiatischen Markt nicht. Auch kommt man in Österreich – anders als im Silicon Valley, in China oder Taiwan – sehr schlecht an Geld für Investitionen. Auch bei den österreichischen Förderungen geht es so bürokratisch zu, dass es für ein Startup eigentlich unmöglich ist, ohne Hilfe von Anwälten, AWS oder der Wirtschaftskammer an das Geld zu kommen. Der Supply von Komponenten ist in Europa schwierig, z.B. Komponenten wie NAND-Flash werden nicht in Europa gefertigt. Wir haben nach fast 14 Jahren ein Netzwerk aufgebaut und können jetzt in Mitteleuropa und in Österreich SSD-Speichermedien fertigen.

Wie ist die Positionierung in Sachen Software?

Es wird alles hier programmiert. Doch es ist schwierig, die Leute zu bekommen, die wir brauchen. Deswegen programmiert mein Partner, Mitgründer und CTO von Angelbird die Programme selber. Mit der eigenen Software und der eigenen Hardware haben wir die Möglichkeit Features zu implementieren, die kein anderer hat, z.B. den TRIM-Support, den wir seit sieben Jahren für unsere internen und externen SSDs am Mac anbieten. Da geht es darum, dass die SSD immer die gleiche Performance bietet und langlebig ist. Auch das SecureErase ist ein exklusives Feature, d.h. ich kann die Speicherkarte (SD, CFast, CFexpress) am Computer komplett zurücksetzen, sodass ich wieder die volle Performance habe. 

Wie hat die Coronakrise Angelbird getroffen?

Die haben wir stark gespürt. April, Mai waren sehr schwach. Das hat sich jetzt langsam wieder erholt. Unsere Märkte sind hochprofessionelle Märkte, wie Hollywood, Bollywood, Netflix und Amazon. Es waren alle Filmsets geschlossen, und wenn nicht gedreht wird, können wir dort auch nicht verkaufen. 

Unsere größten Märkte sind umsatzmäßig gesprochen die USA, Deutschland, UK, Australien und Neuseeland. 

Als solides, privates Unternehmen und haben den Lockdown gut übertauchen können. Wir hatten die letzten drei Monate Kurzarbeit mit entsprechender Unterstützung seitens des Staats. Das war gut. Jetzt blicken wir wieder nach vorne.


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