„Transportation as a service“

Alexander Spörker, Country Manager von Hitachi Data Systems (HDS) Österreich, über die Zukunft des Unternehmens, die Vorteile von Hitachi, Operational Technology (OT) und IT unter dem selben Dach veschmelzen zu können, sowie aktuelle IoT-Projekte. [...]

Was bedeutet Digitalisierung aus Sicht von Hitachi?
Hitachi hat rund 335.000 Mitarbeiter mit über 950 Tochterunternehmen. Wir bauen und produzieren so gut wie alles, von Baufahrzeugen, über Elektrogeräte bis hin zu Schiffen und Zügen – und das seit über 100 Jahren. Dazu kommt unsere jahrzehntelange IT-Expertise. Beides fließt in Themen wie Digitalisierung oder Industrie 4.0 zusammen. Egal in welcher Branche, man beginnt zu verstehen, welchen Mehrwert die IT bringt.
Hitachi hat sich zum Beispiel dem Thema „Transportation as a Service“ verschrieben. Was steckt da dahinter?
Das betrifft unter anderem ein großes Eisenbahn-Projekt in Großbritannien. Es geht hier nicht nur darum, jemanden von A nach B zu bringen, sondern mit den Informationen, die man dabei gewinnen kann, Services zu optimieren, etwa in Bezug auf Pünktlichkeit oder Wartung. In der Regel ist es so, dass bei Ausfall eines Zuges das Gesamtsystem betroffen ist und an vielen Stellen Verspätungen entstehen. Mit den olympischen Spielen in London haben wir ein Projekt gestartet, das dieses und andere Probleme lösen soll. In einem eigenen Werk in UK bauen und warten wir Züge, die wir jeweils mit rund 3.000 Sensoren ausgestattet haben. Dazu kommt eine intelligente Highend-Plattform, die in der Lage ist, die Informationen in Echtzeit abzugreifen und zu verarbeiten, Damit ist es möglich, aussagekräftige Analysen durchzuführen. So lassen sich Aussagen machen, dass beispielsweise die Bremsen eines bestimmten Wagons zu einer bestimmten Zeit den Geist aufgeben werden – Stichwort Predictive Maintenance. 
Mit den gewonnen Daten lassen sich sicherlich noch weitere Services realisieren.
Heute haben wir zwei bis drei Use Cases, die auf Basis der gewonnenen Daten realisiert werden. Das Projekt ist auf knapp 30 Jahre ausgelegt. Das heißt, dass wir im Laufe der Zeit auf Basis der Daten – pro Fahrt sind das rund 100 GB – vollkommen neue Ideen und Ansätze sowie neue Geschäftsmodelle entwickeln können. Eine Vision geht in Richtung Smart City. Mit unserer Visualization-Plattform, die uns erlaubt, ganz genau zu sagen, wie viele Leute in Bahnhof hineingehen und herauskommen, können wir etwa Bewegungsströme analyiseren und optimieren. Mit Hilfe der Sensoren und der Möglichkeiten, die wir haben, ist es uns möglich, etwa Erdbeben vorauszusagen und entsprechend zu reagieren, indem etwa die Züge rechtzeitig gestoppt werden. Ziel ist es, die Qualität so zu verbessern, dass mehr Menschen das öffentliche Eisenbahnnetz nutzen. Damit verdient der Bertreiber mehr und auch wir, da per Auslastung bezahlt wird. Eine echte Win-win-Situation also. Zudem sind die Züge immer up-to-date und wir können höchste Verfügbarkeit garantieren.
Durch die Verschmelzung von IT und OT nimmt die Komplexität zu. Wie reagieren Sie darauf mit der internen Organisation?
Wir besitzen mehrere Orgnisationseinheiten, die Themen wie Digitalisierung und IoT abdecken: HDS, Hitachi Consulting, Hitachi Insight und andere. Geplant ist, alle beteiligten Units in einer neuen Organisationseinheit zusammenzuführen. 
Welche technologische Basis haben Sie für IoT gewählt?
Im Zentrum steht unsere Big Data-Plattform Pentaho. Pentaho ist Open Source, das man frei ohne Einschränkungen verwenden kann. Während andere Plattformen wie Watson auf Basis von Schlagwörtern lernt, fließen bei uns echte Künstliche Intelligenz und Machine Learning ein. Man darf nicht vergessen, dass Hitachi die weltweite Nummer Eins bei Patenten im Big Data- und Analytics-Bereich ist. Auf Pentaho baut unsere IoT-Plattform inklusive Sensorik auf. 
Auf Basis dieser Plattform entwickeln wir – überspitzt formuliert – vertikale Apps. Das sind Use Cases, die wir mit Kunden realisieren und bei Unternehmen mit ähnlichen Anforderungen weiterverwendet werden, nachdem man sie eventuell ergänzt und individualisiert hat.  
Wie sorgen Sie dafür, dass IoT-Investitionen nicht überborden? 
Ein gutes Beispiel dafür ist ein Public Safety-Projekt in Washington DC. Die lokale Polizei hat mit wenigen Kameras angefangen, das Stadtgebiet mit Hilfe unsere Visualization Suite zu überwachen. Der nächste Schritt war, Geschäfte und Supermärkte, die über Kameras verfügen, abzusprechen und kostenlos an das System anzubinden. Heute verfügt das Netzwerk über 3.500 Kameras, welche die Sicherheit in der Stadt deutlich verbessern. Das Gute daran: Wir können auch alte Kameras mit Sensoren ausstatten. Damit muss man nicht in eine komplett neue Infrastruktur investieren.

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