Trend zum lokalen Service-Provider

Durch die Corona-Krise sind Unternehmen Client-seitig in der Cloud angekommen, nicht aber ihre Infrastruktur. conova-CEO 
Robert Pumsenberger über die Vorteile von regionalen Ansprechpartnern mit klar definierten SLAs und lokalen Backups sowie über die Zukunft von Privacy Shield. [...]

Robert Pumsenberger, CEO von conova, leitet unter anderem sieben österreichische Rechenzentren, die als IT-Basislager für aktuell rund 1.500 aktive Kunden 
zur Verfügung stehen. (c) conova communications GmbH

Welche Änderungen konnten Sie in der kundenseitigen Nachfrage in den letzten Monaten feststellen?

In den vergangenen Monaten konnten wir zwei unterschiedliche Entwicklungen beobachten, abhängig von der jeweiligen Branche: Zum einen gab es einen Boom der Digitalisierung. Durch den Fokus auf Home Office hat sich im Bereich Infrastruktur einiges getan, insbesondere bei den Datenleitungen, Firewalls und Remote-Zugriffen. Dazu kam die vermehrte Nachfrage nach Compute-Ressourcen für Online-Shops und generelle Instandhaltungen der Infrastruktur. Zum anderen zeigte sich auch ein gegensätzliches Bild: Manche Kunden haben laufende Projekte eingefroren oder stellenweise auch Services abgebaut.

Hat sich die grundsätzliche Einstellung gegenüber Cloud signifikant geändert?

Ja. Microsoft Teams beziehungsweise Microsoft 365 hat in den meisten Unternehmen zu einem radikalen Wandel geführt. Jedoch bleiben viele Unternehmen verhalten bei der Verlagerung der restlichen Infrastruktur in Public Clouds. Also wenn man so will, sind fast alle Unternehmen Client-seitig in der Cloud angekommen, jedoch läuft die Ifrastruktur immer noch on premise. Also nicht ganz, was man unter hybrider Welt versteht.

Welche Strategien fahren Unternehmen, aus Ihrer Sicht um die Business Continuity sicherzustellen?

Die Awareness für dieses Thema ist bei den herkömmlichen on-premise-Infrastrukturen in den letzten Jahren massiv gestiegen und hat hier zu einem hohen Reifegrad geführt. In der Cloud sieht das noch etwas anders aus. Die Wahrnehmung ist hier, dass diese Services immer und überall verfügbar sind. Freilich ist diese Verfügbarkeit in der Regel tatsächlich auch sehr hoch. Es kann aber eben doch passieren, dass z.B. die Verbindung in die Cloud abbricht oder einzelne Services dann doch down sind. Hier raten wir unseren Kunden auf regionale Ansprechpartner mit definierten SLAs zu setzen, um z.B. im Bereich der Anbindungen auf eine starke Internetleitung zurückgreifen zu können. Als Anbieter von Express Routen und Direct Connects in nahezu alle Public Clouds können sich unsere Kunden zu 100 Prozent auf uns und eine entsprechend performante und sichere Anbindung verlassen.

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Backups. Auch hier empfehlen wir unseren Kunden dringend, lokale Backups zu ziehen. Schon alleine um eine gewisse Unabhängigkeit von ihrem Cloud-Anbieter zu haben.

Wie wirkt sich das Urteil zum Privacy Shield bei Ihren Kunden aus?

Als erstes ist damit jedenfalls das Thema Zugriff auf Daten in der Cloud wieder mehr in den Mittelpunkt gerückt, was wir sehr begrüßen. Unmittelbar müssten Unternehmen jetzt dringend ihre genutzten Cloud-Services überprüfen. In der Praxis können sich das nur große Unternehmen leisten, die kaum von den Auswirkungen der Covid-Pandemie betroffen sind. Dies führt dazu, dass viele unserer Kunden wieder verstärkt darauf setzen, ihre Daten einem lokalen DataCenter-Betreiber anzuvertrauen.

Mittelfristig ist eine Reparatur der Gesetze und Beziehungen durch den neuen amerikanischen Präsidenten zu erwarten. Dennoch hat dieses Urteil in Verbindung mit der Corona-Krise auch in der IT-Branche zu einem gewissen »kauf lokal«-Denken geführt. Initiativen wie Gaia-X und die Ö-Cloud-Initiative unserer Bundesministerien unterstützen auch wir mit großem Engagement.


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