Trojanische Pferde in allen Geräten denkbar

Attingo Datenrettung zeigt sich über Manipulationen von Festplatten wenig überrascht. [...]

„Unsere Datenrettungsingenieure manipulieren jeden Tag die Firmware von dutzenden Festplatten“, berichtet Nicolas Ehrschwendner, Geschäftsführer der Attingo Datenrettung. Sehr oft liegen die Ursachen bei Datenverlust neben defekten Schreib-/Leseköpfen oder Oberflächenschäden bei den Magnetscheiben auch in der Festplatten-Software.

„Attingo hat eigene Tools und Verfahren entwickelt, um auf diese Firmware zuzugreifen, Fehler zu beheben und in Folge noch auf die Daten der Festplatte zugreifen zu können“, erklärt Ehrschwendner. „Solche Manipulationen führen wir an Datenträgern in unseren Reinräumen seit 18 Jahren durch, es handelt sich somit um keine neue Idee. Die interne Software von Festplatten kann heute mehrere 100 MB Maschinencode umfassen. Somit ist reichlich Platz verfügbar, um auch Schadsoftware wie trojanische Pferde zu platzieren und zu verstecken.“

Mögliche Angriffsszenarien umfassen die unbemerkte Manipulation der Datenträger direkt ab Werk, während des Transportweges durch Abfangen der Ware oder auch mit Hilfe von Sicherheitslücken im Betriebssystem. Die Festplatte muss dazu nur kurz mit einem PC verbunden werden, um die Schadsoftware zu installieren. Nach Aktivierung bei der Zielperson manipuliert der Trojaner Daten bei Lesevorgängen und kann somit weitere Schadsoftware direkt im Betriebssystem installieren.
Attingo kennt die internen Programme von Festplatten sehr genau, nur so ist eine gezielte Behebung von Fehlern für die Datenrettung möglich. Das besonders Gefährliche an den neuen Trojanern ist, dass diese nur sehr schwer gefunden werden können und auch eine Formatierung oder eine Neuinstallation überstehen. Ein Schutz davor ist kaum möglich, da sich die manipulierte Software sehr gut vor Virenscannern verstecken kann.

„Im Allgemeinen kann unsere gesamte Hardware von solchen Trojanern betroffen sein, von Datenträgern wie Festplatten, SSD und USB-Sticks bis hin zu Kopierern, Autos, Fernsehern oder Kaffeemaschinen“, so Ehrschwendner. „Überwiegend wird Hardware von einer Betriebssoftware betrieben, die auf ROM-Bausteinen gespeichert ist. Eine Manipulation ist da immer möglich. Es sind Szenarien vom Mitlauschen aller Gespräche durch den Fernseher bis zu ungewollt gegen Bäume fahrende Autos denkbar.“ Peter Franck, technischer Leiter der Attingo: „Die Problematik von PC, Laptops und Servern sowie generell elektronischen Geräten liegt darin, dass viele unterschiedliche Komponenten der Hardware vollen Zugriff auf den Hauptspeicher haben und somit die Installation von Trojanern ermöglichen. Generell ist davon auszugehen, dass unter anderem von Geheimdiensten alles was denkbar ist auch gemacht wird und somit Spionage- oder Schadsoftware in vielen elektronischen Geräten installiert werden könnte – und vermutlich auch wird.“ Nur wenn man die korrekte und somit erwartete Funktion von allen Hardwarekomponenten, zum Beispiel durch Signaturen, überprüfen könnte, wäre ein solcher Angriff nicht mehr möglich. Dies würde jedoch ein komplettes Redesign von Computern und Hardware erfordern. (pi/wf)


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