Im April 2010 haben die TU Wien, die TU Graz und die Montanuniversität Leoben den Verein "TU Austria" gegründet. Das Economica Institut für Wirtschaftsforschung bescheinigt dem Verbund dabei immenses Wertschöpfungspotenzial. [...]
Mit dem Verein TU Austria entstand im Jahr 2010 im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich ein Verbund mit mehr als 42.000 Studierenden, 440 Millionen Euro Bilanzsumme und 8.000 Mitarbeitern. Bei der Gründung des Vereins haben die drei Technischen Universitäten dabei als sieben zentrale Kernthemen mit besonderem Synergiepotenzial die Bereiche Informations- und Kommunikationstechnologie, Energie, Materialwissenschaft, Geowissenschaften/Geodäsie, Fertigungstechnik, Tunnelbau und Techno-Ökonomie identifiziert.
Nun hat das Economica Institut für Wirtschaftsforschung herausgefunden, dass der Zusammenschluss der drei Universitäten überdurchschnittlich zur Wertschöpfung der österreichischen Wirtschaft beiträgt: Absolventen technischer Studien sind gefragte Kräfte am Arbeitsmarkt, die Gründungsrate ist überproportional hoch und die Input-Output-Analyse zeigt deutlich, wie bedeutend die volkswirtschaftlichen Effekte des Universitätsverbundes sind. Er unterscheidet sich bei den wesentlichen Kennzahlen deutlich von anderen Sektoren wie etwa dem Tourismus: So sind der Produktionswert, die Bruttowertschöpfung und die Brutto-Investitionen laut Economica-Studie im Bereich Technologie und Wissen bis zu sieben Mal höher als im Tourismus. Obwohl in Österreich etwas mehr Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe (14 Prozent) als technologie- und wissensintensive Unternehmen (13 Prozent) angesiedelt sind, beschäftigt der Bereich Technologie und Wissen mehr Personen (19 Prozent, Tourismus zehn Prozent). „Wissenschaft ist ein entscheidender Erfolgsfaktor. Der Wert universitärer Bildung und Innovationskraft ist entscheidend für die Zukunft eines Landes. Die vorliegende Studie belegt diesen Wert nun erstmals für alle technischen Universitäten Österreichs eindrucksvoll in Zahlen“, erklären die drei TU-Austria-Rektoren Sabine Seidler (TU Wien), Wilfried Eichlseder (Montanuniversität Leoben) und Harald Kainz (TU Graz) bei der Präsentation der Studie unisono. Sabine Seidler nimmt außerdem noch im COMPUTERWELT-Gastkomentar auf der nächsten Seite zur TU-Austria-Initiative Stellung.
STUDIERENDENZAHL STEIGT
Vom Studienjahr 2005/06 bis 2010/11 ist die Zahl der ordentlichen Studierenden der drei Universitäten im Verbund um 41,6 Prozent gestiegen. Die Anzahl der TU-Austria-Absolventen stieg im selben Zeitraum sogar um 48,1 Prozent. Beide Zuwächse waren ingesamt höher als jene des gesamten Universitätssektors.
Gleichzeitig werden die Absolventen der TU Austria vom Arbeitsmarkt konstant besser akzeptiert als der Durchschnitt der heimischen Universitätsabsolventen, so die Studie. 83 Prozent der Absolventen der MU Leoben, 76 Prozent jener der TU Graz und 74 Prozent jener der TU Wien waren 2010 im (privat-)wirtschaftlichen Bereich tätig, während dies im österreichischen Durchschnitt der Universitätsabsolventen nur 55 Prozent waren. Von dieser guten Akzeptanz am Arbeitsmarkt profitiert auch das österreichische Budget: In absoluten Zahlen fallen im Rahmen der ersten Beschäftigung eines TU-Austria-Absolventen durchschnittlich mit gut 20.500 Euro an Steuern und Sozialversicherungsabgaben um 6.600 Euro pro Jahr mehr an, als bei der ersten Beschäftigung eines durchschnittlichen Universitätsabsolventen.
POSITIVE ARBEITSMARKT-EFFEKTE
Im Jahr 2011 generierte der Verbund TU Austria außerdem rund 29 Prozentaller Startups bzw. Spinoffs der österreichischen Universitäten, was einen überproportional hohen Anteil darstellt. In den vergangenen Jahren haben die drei Universitäten laut Studie zudem einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung des Patentgeschehens geliefert, da sie bei einer fallenden allgemeinen Patentaktivität eine Steigung ihrer eigenen Aktivität aufwiesen. „In anderen Worten, die Aktivitäten der TU-Austria-Universitäten führen zur Glättung der inhärenten Zyklizität aufseiten der Wirtschaft“, wird in der Studie betont. „Dieser antizyklische Aufbau von Wachstumspotenzialen und der Status als aktiver Inputgeber vor allem in Zeiten von Rezessionen sind von großer Wichtigkeit für die Stabilisierung der makroökonomischen Entwicklung in Österreich.“
Laut Economica Institut kann die TU Austria in einer Input-Output-Analyse auch auf direkte volkswirtschaftliche Effekte verweisen. In den Jahren 2005 bis 2011 wurden von den drei technischen Universitäten rund 3,3 Milliarden Euro – dies entspricht einem realen Wert von gut 3,5 Milliarden Euro – ausgegeben. Inklusive der indirekten Wertschöpfungseffekte bei Vorleistungsbetrieben und der induzierten Einkommenseffekte belief sich der totale Wertschöpfungseffekt durch die TU Austria im selben Zeitraum im Inland auf 4,1 Milliarden Euro. Berücksichtigt man darüber hinaus auch die im Ausland erzielten Effekte, so erhöht sich der totale Effekt auf 4,6 Milliarden Euro. Der Wertschöpfungsmultiplikator entspricht damit jenem der Autoindustrie. „Der für den Sektor überdurchschnittlich hohe Multiplikator der TU-Austria-Universitäten weist auf einen hohen Forschungsanteil hin“, wird in der Studie betont.
Weitere positive Effekte konnten die technischen Universitäten am Arbeitsmarkt erzielen. Waren in den drei Universitäten in den Jahren 2005 bis 2011 umgerechnet auf Vollzeitäquivalente pro Jahr 5.425 Personen beschäftigt, so umfasst der totale Beschäftigungseffekt 7.030 Vollzeitäquivalente jährlich. Insgesamt trugen die Beschäftigungseffekte an den Universitäten von 2005 bis 2011 zu einem Steuer- und Sozialversicherungsaufkommen in Höhe von etwas über eine Milliarde Euro bei. „Die Studie bestätigt in eindrucksvoller Weise die Bedeutung der technischen Universitäten für den Wirtschaftsstandort Österreich, die Ergebnisse haben mich in ihrer Deutlichkeit auch nicht überrascht. Wir werden in näherer Zukunft die gemeinsamen Aktivitäten weiter verstärken, um auch in der Öffentlichkeit jene Aufmerksamkeit zu erregen, die für eine positive Entwicklung der technischen Studien notwendig ist“, sagt der Rektor der Montanuniversität Leoben und Präsident von TU Austria, Wilfried Eichlseder, im Gespräch mit der COMPUTERWELT. (mi)
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