Über die Cloud können alle dabei sein

Bisher konnten nur ausgewählte Mitarbeiter am jährlichen Sales-Meeting von AVL List in Graz teilnehmen. Über die Azure Cloud wurde die Veranstaltung heuer erstmals in die ganze Welt gestreamt und gleich von 2.500 AVL-Mitarbeitern verfolgt. [...]

AVL List ist auf die Entwicklung von Antriebssystemen mit Verbrennungsmotoren und Mess- und Prüftechnik spezialisiert. Das Unternehmen beschäftigt rund 5.250 Mitarbeiter in 45 Ländern und erzielte 2011 einen Umsatz von 830 Millionen Euro. Jedes Jahr findet im Jänner in Graz die AVL International Sales Conference statt, zu der heuer 700 Vertriebsmitarbeiter aus aller Welt zusammengekommen sind. Doch nicht jeder Mitarbeiter, für den dieses Meeting interessant wäre, kann persönlich nach Graz kommen. „Wir wollten heuer erstmals allen Mitarbeitern die Chance geben, dabei sein zu können und haben deshalb beschlossen, die Veranstaltung als Webcast zu streamen“, erklärt Hannes Czamai, IT-Manager bei AVL und für Security und Clients zuständig. Verfolgt wurde der Stream schließlich von rund 2.500 AVL-Mitarbeitern.

Gemeinsam mit Icomedias wurde für das Sales-Meeting auf Basis der Microsoft-Cloud Windows Azure eine Lösung konzipiert, dank der jeder einzelne Mitarbeiter in den Regionen Asien, Europa und USA die Konferenz in HD verfolgen konnte, egal, ob auf seinem Smartphone, am Laptop oder einem PC mit schlechter Internetverbindung. Die große Herausforderung war dabei laut Czamai, dass „die ­Videostreams sehr bandbreitenintensiv sind“. Multipliziert man den Bandbreitenhunger dann noch mit vielen Usern/Geräten, dann stellt das große Anforderungen an zentrale Infrastrukturen wie Internetzugänge und globale Kommunikationsinfrastruktur. „Diese Kapazitäten haben wir teilweise gar nicht gehabt“, erklärt Czamai. „Wenn ich circa 500 Kilobit, also ein halbes Megabit, pro Stream rechne, in einer vernünftigen Qualität, und ich habe 500 User an einem Standort, dann brauche ich 250 Megabit und soviel hat man üblicherweise nicht on demand auf Knopfdruck zur Verfügung.“

Eine Verteilung des Traffics über Instanzen in der Azure Cloud hat sich schließlich als intelligenteste Lösung herausgestellt. Von Master-Servern in der Cloud wurde das Signal auf 30 Cloud-Server verteilt. Als Technologie hat Icomedias IIS Smooth Streaming mit H.264 für PC, Mac und iOS-Devices gewählt und mit dem Traffic Manager CTP wurden die mobilen Nutzer versorgt. In Niederlassungen mit vielen Mitarbeitern wurde der Stream über lokale Server im Intranet verteilt. „Das Hirnschmalz in der Lösung war, den Stream ein Mal in eine Location hineinzuführen und ihn dann entsprechend zu verteilen“, sagt Czamai. „Ich habe quasi die public Cloud draußen, die den Stream an die Niederlassungen verteilt und innen noch einmal die private Cloud.“

PROJEKT IN ZWEI MONATEN FERTIG
Bevor AVL mit Icomedias zusammengekommen ist, wurden die klassischen Übertragungsmethoden großer Telekom-Provider andiskutiert. Die Azure Cloud war aber die flexibelste und pragmatischste Lösung. „Und natürlich auch die kostengünstigste.“ Zudem hätten sich die Lösungen der Telekom-Provider in der kurzen Projektzeit gar nicht realisieren lassen. „Diese Lösungen hätten eigenes Streaming-Equipment vor Ort erfordert und das Anmieten von Standleitungen. Ich kann mir vorstellen, dass man olympische Spiele so überträgt, aber nicht unser Sales-Meeting“, erklärt Czamai. „Das wäre mit Kanonen auf Spatzen geschossen“ und hätte außerdem zu lange gedauert: Zwischen der Grundidee im November und dem Projektstart im Dezember lag nur ein Monat und im Jänner wurde schon gestreamt. Alles was dafür zu tun war, war das Projekt mit den IT-Managern der jeweiligen Locations vor Ort abzustimmen, eine virtuelle Instanz zum Laufen zu bringen und diese mit der Cloud zu verbinden. „Die Herausforderung war, in kurzer Zeit die IT-Infrastruktur zu finden und aufzusetzen. Technisch war das Projekt keine große Herausforderung“, sagt Czamai.

Auch Sicherheitsbedenken im Bezug auf die Cloud waren kein Stolperstein: „Es gab Sicherheitsbedenken, die Veranstaltung wurde jedoch als public klassifiziert und kann somit über die Cloud übertragen werden“, erklärt Czamai. Eine Sicherheitsmaßnahme war, dass die Bildübertragung nicht mit herkömmlichen Mitteln aufzeichenbar sein durfte, damit man nicht am Rechner mitschneiden kann. „Damit wollten wir ein unerwünschtes Auftauchen auf bekannten Videoplattformen verhindern.“ Wichtig ist für Czamai aber auch, Awareness und Verantwortung der Mitarbeiter zu fördern: „Alles kann man nicht mit Technologie erschlagen.“ (oli)


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