Ultrabooks bleiben hinter den Erwartungen

Schlank, stark und leicht: So präsentieren Hersteller die neuen Ultrabook-Modelle. Intels Antwort auf die Tablets soll als neue Geräteklasse die wenig performanten Netbooks ablösen und im Business reüssieren. Noch geht die Rechnung für Intel nicht auf. [...]

Das Konzept der Ultrabooks hat Intel erstmals auf der Computex 2011 in Taipei vorgestellt. Nur Geräte, die eigenen Spezifikationen entsprechen, dürfen sich offiziell Ultrabooks nennen. Streng genommen handelt es sich bei Ultrabooks aber weniger um eine neue Geräteklasse, sondern um besonders flache und leichte Notebooks. Eine gute Performance und größere Displays unterscheiden sie von den Netbooks. Gemeinsam sind den meisten verfügbaren Ultrabooks neben der kompakten Bauweise und dem geringen Gewicht eine vergleichsweise hohe Akkulaufzeit, ein schnelles Wiederanfahren aus dem Schlaf- oder Standby-Modus und das Fehlen eines optischen Laufwerks. Von Vorteil beim mobilen Einsatz sind zudem die ebenfalls vorgegebenen niedrigen Bauhöhen.

Das geringe Gewicht und die niedrigen Bauhöhen der Ultrabooks fordern aber ihren Tribut. Die Rechner sind in Sachen Schnittstellen spärlich ausgestattet, bei zwei USB-Anschlüssen ist oft Schluss.   

Um einen besonders schnellen Boot-Vorgang zu ermöglichen, verbauen die Ultrabook-Hersteller zudem statt klassischer magnetischer Festplatten meist Massenspeicher auf Basis von SSD. Mit den teuren Speichermodulen ist aber die Kapazität bei 256 GB in der Regel erreicht. Es gibt einige Ultrabook-Modelle, die zusätzlich eine magnetische Hard Disk mitbringen. In punkto Rechenleistung sind Ultrabooks mit aktuellen Intel-CPU den meisten verfügbaren Tablets überlegen. Zudem besitzen sie wie herkömmliche Notebooks in der Regel eine Standard-Tastatur. Tablet-PC-Nutzer müssen sich entweder mit der virtuellen Tastatur begnügen oder eine oft relativ teure physische Tastatur als Zubehör erwerben. Eine Alternative könnte hier jedoch Microsofts kürzlich vorgestelltes Tablet Surface bieten. Geht es um die Qualität der Displays haben etliche Tablets, allen voran Apples iPad, die Nase vorn.

Weil die Gerätehersteller Standard-Prozessoren von Intel einsetzen, arbeiten Ultrabooks neben Windows auch mit diversen Linux-Distributionen, beispielsweise Ubuntu oder openSUSE. Allerdings kann es dabei noch zu Problemen mit fehlenden Treibern kommen. Mit Linux vorinstallierte Ultrabooks sind selten anzutreffen. Fast alle ernstzunehmenden Notebook-Anbieter sind auf den Ultrabook-Zug aufgesprungen. Eine Ausnahme bildet Apple, das mit seinem MacBook Air zumindest rein äußerlich aber schon lange einen Ultrabook-ähnlichen Mobilrechner im Portfolio hat. Böse Zungen behaupten, die Entwickler des Ultrabook-Konzepts hätten sich ohnehin im Wesentlichen vom schicken Apple-Notebook inspirieren lassen.

BUSINESS-POTENZIAL
Viele in der Anfangsphase vorgestellten Ultrabooks wie das HP Folio 13 besitzen ein spiegelndes Display und sind schon deshalb für den professionellen mobilen Einsatz kaum geeignet. Andererseits achteten einige Hersteller schon zu Beginn auf diesen Aspekt. Toshiba etwa rüstete sein Ultrabook-Modell Portégé Z830 mit einem matten Display aus. Von Nachteil ist auch, dass Ultrabooks unterwegs in der Regel keinen Akkuwechsel zulassen. Auch wenn die Akkulaufzeiten der Ultrabooks gemäß den Intel-Vorgaben relativ hoch ist, kann das für manchen Business-Anwender ein Ausschlusskriterium sein. Wer sein Ultrabook auch als stationären Rechner nutzen will, sollte sich darüber im Klaren sein, dass die meisten Modelle keinen Docking-Port mitbringen. Eine Ausnahme bildet hier beispielsweise das neue Fujitsu-Ultrabook Liefebook U772.

VERKÄUFE HINTER ERWARTUNGEN
Die Verkaufszahlen bleiben jedoch bisher hinter Intels Vorgaben zurück. Nach einem IDC-Report verzeichnete der PC-Markt im siebten aufeinanderfolgenden Quartal kein oder nur ein geringes Wachstum. Daran konnte auch der Formfaktor Ultrabook nichts ändern. Die neue Geräteklasse brachte weder große Stückzahlen, noch erwiesen sich High-End-Modelle wie das HP Envy 14 Spectre als ernsthafte Konkurrenz für Apple. „Das Volumen ist nicht da, und es wird weit unter dem bleiben, was sich Intel erhofft hat“, erklärt dazu IDC-Analyst Jay Chou. In der ersten Jahreshälfte wurden weltweit rund 500.000 Ultrabooks ausgeliefert. Chou rechnet mit maximal einer Million verkaufter Ultrabooks bis zum Jahresende.

Anfang des Jahres hatte Intel noch erklärt, Ultrabooks könnten sich einen Marktanteil von 40 Prozent bei den Endkunden-Notebooks holen. IDC erwartet 225 Millionen ausgelieferte Notebooks bis Ende 2012. Eine Million Ultrabooks machen nur einen Bruchteil des Marktes aus. Mehr Modelle müssten einen Preispunkt um 700 Dollar treffen, und ein schlankeres und schnelleres Betriebssystem benötigen, so Chou. Mit Windows 8 könnte sich zweiteres Problem jedoch lösen lassen. (aw/idg)


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