Prognostizierte Umsatzrückgänge von jährlich 1,6 Prozent führen zu weiterer Konsolidierung in der Telko-Branche. Gleichzeitig werden die Investitionen weiter wachsen müssen. [...]
Obwohl die gesamte Telekommunikationsbranche eine noch nie da gewesene schlechte Umsatzentwicklung durchmacht und weit weg von einer Konsolidation steht, haben sich viele Telekomunternehmen zu hohen Investitionen verpflichtet. Die Studie „Capex – the long march“, die die Strategieberatung Arthur D. Little (ADL) gemeinsam mit Exane BNP Paribas durchgeführt hat, kommt zu dem Schluss, dass die europäischen Telkos bis 2016 von einem jährlichen Umsatzrückgang von minus 1,6 Prozent betroffen sein werden. Dabei wird der Mobilfunksektor weiter schrumpfen und der Festnetz-Breitbandsektor wachsen. „Trotz des geplanten Umsatzrückgangs werden die Investitionen der Telekomunternehmen aufgrund notwendiger intensiverer Netzausbauten und verstärkter Konkurrenz durch führende Kabel- und Mobilfunkanbieter weiter steigen. Dies heizt die Konsolidierung im europäischen Telekommarkt weiter an“, sagt Bertrand Grau, Principal im Pariser Büro von ADL. Mobile Datendienste wie zum Beispiel Youtube führen dazu, dass eine führende Netzqualität immer wichtiger wird. Mobilfunknetzbetreiber intensivieren daher ihre Bemühungen zur Verbesserung der Netzqualität.
Auch in Österreich müssen die Mobilfunkbetreiber nach der zwei Milliarden Euro schweren Frequenzauktion für den Ausbau der dazugehörigen Netze nochmals tief in die Tasche greifen. Gleichzeitig werden die Umsätze bis 2016 weiter deutlich sinken. Und Regulierungsmaßnahmen zwingen die Anbieter zu einer weiteren graduellen Reduzierung der Zusammenschaltungsentgelte und einer deutlichen Absenkung der Sprach- und Datenroamingtarife. „Da Österreich ein Tourismusland mit vielen ausländischen Gästen ist, wird dies die heimischen Betreiber besonders hart treffen“, sagt Karim Taga von ADL Österreich. Noch schlimmer werden die Anbieter durch den massiven Wettbewerb von Seiten kostenloser Over-the-Top-Applikationen wie WhatsApp, Viber oder Skype getroffen, so Taga. Die resultierende Erosion der Umsätze mit Kerndiensten wie Sprache und Messaging wird nicht durch Upgrades der Kunden auf höherwertigere Datenpakete kompensiert. „Die österreichischen Telekomanbieter werden daher trotz des weiteren Umsatzdrucks ihre Investitionen in LTE, VDSL und FTTH/B deutlich erhöhen müssen, und eventuell auch Netzkooperationen eingehen“, so Taga weiter.
TESTLABOR ÖSTERREICH
„Der österreichische Markt spielt mit der Akquisition von Orange durch Hutchison eine Vorreiterrolle für eine nun beginnende europaweite Konsolidierungswelle“, so Taga. Österreich fungiert daher gewissermaßen als Labor, denn der Erfolg dieses Zusammenschlusses sowie die Auswirkungen auf den Markt werden derzeit genauestens beobachtet. Mit Spannung wird auch die für Juni 2014 angekündigte Entscheidung der Wettbewerbshüter in Brüssel und der deutschen Regulierungsbehörde zum Fusionsprojekt von e-plus und O2 Deutschland erwartet, insbesondere die darin enthaltenen Auflagen. In Österreich wird sich auf Grund ebensolcher Auflagen 2014 jedenfalls einiges tun, ist man bei ADL überzeugt, denn die attraktiven Wholesale-Konditionen für Reseller und virtuelle Anbieter sollen die ersten neuen Akteure hervorbringen und attraktive Angebote gerade für LTE-Datentarife sind wahrscheinlich. Wenngleich die österreichischen Mobilfunknetze im Vergleich zu Deutschland und der Schweiz von hoher Qualität sind, muss im LTE-Bereich noch aufgeholt werden. In Deutschland zum Beispiel sind die LTE-Netze bereits fast flächendeckend ausgebaut. Trotz dieser Anstrengungen werden die derzeit geplanten Investitionen nicht ausreichen, um das Ziel der Bundesregierung einer nahezu flächendeckenden Vollversorgung mit mindestens 100 Mbit/s bis zum Jahr 2020 zu erfüllen.(pi/cb)
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