Ungebrochenes Wachstum

Das Umsatzwachstum der heimischen IKT-Betriebe lag 2018 mit 5,7 Prozent auf dem Niveau des Rekordjahres 2017. Rekordverdächtig ist auch der Mitarbeiterzuwachs: 2018 hat die österreichische IKT-Branche deutlich über 6.000 neue Arbeitsplätze geschaffen. [...]

Gegenüber dem Vorjahr konnte NFON die Anzahl der Seats signifikant um 41,8 % auf über 408.000 ausbauen. (c) denisismagilov – stock.adobe.com

Der Gesamtumsatz der in der jährlich von der COMPUTERWELT veröffentlichten Top-1001-Rangliste der umsatzstärksten heimischen IKT-Unternehmen hat 2018 inzwischen das siebente Jahr in Folge zugelegt und betrug 25,235 Milliarden Euro. Dieses Ergebnis bedeutet gegenüber dem Wert aus dem Vergleichsjahr 2017 von 23,865 Milliarden Euro ein Plus von 5,7 Prozent. Damit hat die österreichische IKT-Branche im vergangenen Jahr ein ähnlich starkes Umsatzwachstum wie im Rekordjahr 2017 hingelegt. 2017 betrug das Umsatzwachstum im Vergleich zum Vorjahr 5,76 Prozent, das größte Wachstum seit dem Krisenjahr 2010. Die IKT-Branche befindet sich somit weiterhin im Höhenflug und ist wieder einmal der Wachstumsmotor der heimischen Wirtschaft.

Auch das jährlich im Auftrag des WKÖ-Fachverbandes Unternehmensberatung und IT (UBIT) von der KMU-Forschung Austria erstellte UBIT Radar bestätigt das anhaltende Wachstum der heimischen IKT-Branche: Dem nominellen österreichischen Wirtschaftswachstum von 4,4 Prozent für das Jahr 2018 steht ein Umsatzwachstum von 9,9 Prozent bei den UBIT-Mitgliedern gegenüber. Das ist zwar nicht soviel wie das Plus von 13 Prozent aus 2017, aber immer noch mehr als doppelt soviel wie beim Rest der heimischen Wirtschaft.

»Die Mitgliedsbetriebe der UBIT boomen – das freut uns sehr. Seit 2008 verzeichnet unsere Branche steigende Umsatzzahlen, diese haben sich mehr als verdoppelt. 8.623 Arbeitgeberbetriebe und 88.210 Beschäftigte sind neue Rekordzahlen und machen deutlich, dass wissensbasierte Dienstleistung der Motor der österreichischen Wirtschaft ist«, kommentiert UBIT-Obmann Alfred Harl das Ergebnis.

Umsatzwachstum ungebrochen

Der Branchenumsatz auf Fachverbandsebene verzeichnet kontinuierlich hohe Wachstumsraten. Innerhalb der letzten zehn Jahre (seit 2009) haben sich die Umsatzerlöse mehr als verdoppelt (plus 118,9 Prozent). Vor allem in den letzten drei Jahren konnten besonders starke Wachstumsraten verzeichnet werden. 2016 zeigte sich ein Wachstumssprung von 9,5 Prozent auf 27,64 Milliarden Euro, im Jahr 2017 konnte der Branchenumsatz um 13 Prozent auf 31,23 Milliarden Euro gesteigert werden und das Jahr 2018 hob mit dem bereits erwähnten Wachstum von 9,9 Prozent den Branchengesamtumsatz auf 34,32 Milliarden Euro.

Das stärkste Wachstum verzeichneten 2018 ausnahmsweise einmal nicht die Informationstechnologiebetriebe (IT), sondern die Berufsgruppe der Unternehmensberater (UB). Sie erreichten ein Umsatzplus von 12,9 Prozent auf 5,68 Milliarden Euro. Der Umsatz der Informationstechnologiebetriebe wuchs 2018 um 9,5 Prozent auf 26,25 Mrd. Euro. Die Informationstechnologiebetriebe sind somit weiter die umsatzstärkste Berufsgruppe. In der Berufsgruppe Buchhaltung (BH) stieg der Umsatz 2018 im Durchschnitt um 7,7 Prozent auf 2,39 Milliarden Euro. Damit wurden die prognostizierten Wachstumsraten aus dem UBIT Radar 2017 in den Berufsgruppen Unternehmensberatung und Buchhaltung deutlich übertroffen und nur in der Berufsgruppe Informationstechnologie knapp nicht erreicht (Prognose UBIT Radar 2017: IT 10 Prozent, UB 7,5 Prozent, BH 2,9 Prozent).

Bundesländervergleich

Im Bundesländervergleich der Top-1001-Rangliste stellen die in Wien angesiedelten IKT-Betriebe mit 18,484 Milliarden Euro erneut den Löwenanteil des Umsatzes der IKT-Branche in Österreich (73,25 Prozent). Damit ist der Anteil der Wiener IKT-Betriebe am Gesamtumsatz der Branche 2018 zum zweiten Mal in Folge leicht zurückgegangen, und zwar um 0,9 Prozent. Dafür hat das Umsatzwachstum der Wiener IKT-Betriebe, das 2017 rund 3,7 Prozent ausmachte, 2018 mit einem Plus von 5,6 Prozent wieder deutlich zugelegt. Wachstumskaiser unter den Bundesländern war 2018 das Burgenland: Die dort angesiedelten IKT-Betriebe konnten ihren Umsatz um satte 15,9 Prozent auf 102 Millionen Euro steigern. Auch die Zuwächse in Oberösterreich (plus 9,9 Prozent auf 2,944 Milliarden Euro), der Steiermark (plus 9,7 Prozent auf 814 Millionen Euro) und Kärnten (plus 7,9 Prozent auf 218 Millionen Euro) können sich durchaus sehen lassen.

Weniger rosig sieht es dagegen in Niederösterreich und Vorarlberg aus. Diese beiden Bundesländer mussten als einzige im Jahresvergleich einen Umsatzrückgang hinnehmen. Der Umsatz der im Top-1001-Ranking gelisteten niederösterreichischen IKT-Betriebe ging 2018 um 2,7 Prozent auf 1,038 Milliarden Euro zurück. Das Minus von 1,3 Prozent auf 314 Milliarden Euro in Vorarlberg ist besonders schade, da die Vorarlberger IKT-Betriebe im Jahr zuvor mit einem Plus von 9,28 Prozent Wachstumskaiser unter den Bundesländern waren.

Was die verschiedenen Sparten des Top-1001-Rankings betrifft, so konnte die Sparte »IT-Services«, die 2017 erstmals die Sparte »Telekom + Netzwerke« von Platz eins verdrängte, den Vorsprung 2018 weiter ausbauen. 8,522 Milliarden Euro Umsatz bedeuten für die IT-Services gegenüber 2017 ein Plus von 8,2 Prozent. Die Sparte »Telekom + Netzwerke« kam 2018 auf 7,372 Milliarden Euro Umsatz, was ein Wachstum von 4,9 Prozent ergibt. Platz drei im Branchenvergleich belegt die Software-Industrie: 3,344 Milliarden Euro Umsatz bedeuten gegenüber 2017 einen Zuwachs von 8,3 Prozent.

Handel und Webdesign schaffen die Trendwende

Eine erfreuliche Entwicklung gibt es auch in den Sparten »IKT-Handel« und »Webdesign + Digital Marketing«. Diese beiden Branchen mussten 2017 einen Umsatzrückgang hinnehmen, kehrten 2018 jedoch wieder in die Wachstumszone zurück. Der IKT-Handel konnte nach einem Minus 2017 von 3,87 Prozent im Jahr 2018 um 6,8 Prozent auf 3,119 Milliarden Euro Umsatz zulegen. Der Bereich »Webdesign + Digital Marketing« wuchs 2018 nach einem Minus von 1,43 Prozent im Vorjahr um 6,5 Prozent auf 444 Millionen Euro.

Hardware-Umsätze gehen weiter zurück

Einziger Wermutstropfen im Spartenvergleich ist der Bereich »Hardware«. Nach minus 2,27 Prozent im Jahr 2017 verlor diese Sparte 2018 weiter und deutlicher: Der Gesamtumsatz ging um 4,2 Prozent auf 2,434 Milliarden Euro zurück. Das ist wenig verwunderlich: Die Nutzung von Cloud-Services in heimischen Unternehmen nimmt Jahr für Jahr weiter zu, was sich auch am starken Wachstum der Sparte »IT-Services« ablesen lässt. Im gleichen Maße gehen die Hardware-Umsätze zurück, da die Nutzung von Cloud-Services die Anschaffung lokaler Hardware vielfach obsolet macht.

6.418 neue Arbeitsplätze

Erfreuliche Kennzahlen gibt es dagegen wieder bei der Beschäftigungslage in der IKT-Branche: 96.714 Menschen haben 2018 für die im Top-1001-Ranking gelisteten Unternehmen gearbeitet. Das stellt gegenüber den 90.296 Beschäftigten aus dem Jahr 2017 ein Plus von 7,1 Prozent dar. Oder anders ausgedrückt: Die heimische IKT-Branche hat im vergangenen Jahr 6.418 neue Arbeitsplätze geschaffen. Das bedeutet gegenüber dem Beschäftigten-Plus von 3.301 aus dem Jahr 2017 beinahe eine beeindruckende Verdoppelung. Interessant ist dabei auch, dass der Beschäftigtenzuwachs 2018 mit 7,1 Prozent erstmals das Umsatzplus von 5,7 Prozent übertraf.

Auch die UBIT-Betriebe haben 2018 den Job-Turbo angeworfen und wie in den letzten Jahren ordentlich zugelegt. Die Zahl der Arbeitgeberbetriebe ist im Jahresvergleich um 4,9 Prozent von 8.223 auf 8.623 Betriebe angestiegen. Mehr als 17 Prozent davon beschäftigen zehn oder mehr Arbeitskräfte in ihren Unternehmen. Die größte Anzahl an Arbeitgeberbetrieben stellten 2018 die Informationstechnologen mit 5.133 Betrieben, gefolgt von den Unternehmensberatern mit 2.697 Betrieben. Der Großteil der Mitglieder des Fachverbands UBIT, nämlich mehr als 80 Prozent, gehört aber weiterhin zur Gruppe der Ein-Personen-Unternehmen (EPU). Und rund 83 Prozent der Arbeitgeberbetriebe, konkret 7.148, beschäftigen weniger als zehn Mitarbeiter. Mehr als die Hälfte dieser Betriebe, nämlich 3.984, gehören zur IT-Sparte.

Job-Motor

Besonders erfreulich ist, dass die Mitglieder des Fachverbands UBIT auch einen deutlichen Zuwachs an Mitarbeitern verzeichnen. Mit einem Plus von 7,7 Prozent oder plus 6.288 Personen hat sich die Zahl der unselbstständig Beschäftigten von 81.922 auf 88.210 erhöht. Mehr als drei Viertel haben ihren Arbeitsplatz in einem Klein- oder Mittelbetrieb mit weniger als 250 Beschäftigten.

Zusätzlich sehen alle Berufsgruppen die weiteren Personalplanungen für 2019 sehr positiv. Im Durchschnitt ergibt sich in der Informationstechnologie eine geplante Erhöhung des Personalstandes um 12,8 Prozent und in der Unternehmensberatung um 7,7 Prozent. UBIT-Mitgliedsbetriebe sind daher wichtige Arbeitgeber. Die spannende Frage dabei bleibt, ob diese neuen Arbeitsplätze auch besetzt werden können. Stichwort Fachkräftemangel.

Darüber hinaus entpuppt sich österreichisches IT- und Beratungs-Knowhow laut UBIT-Radar zunehmend als Exportschlager: »Die österreichischen wissensbasierten Dienstleister sind nicht nur im Inland gefragt. Wir freuen uns, dass österreichisches Knowhow auch über die Landesgrenzen hinaus von Kunden stark nachgefragt wird«, zeigt sich UBIT-Obmann Harl begeistert. Die höchste Exportquote erreichen die Informationstechnologen mit 26,5 Prozent (2017: 24,9 Prozent). Auf Platz zwei beim Exportanteil liegt die Berufsgruppe der Unternehmensberatung mit 23,4 Prozent (2017: 22,8 Prozent). In der Berufsgruppe Buchhaltung spielen Exporte mit 0,4 Prozent dagegen eher keine Rolle.

IT- und Beratungs-Knowhow als Exportschlager

Das Exportprodukt wissensbasierte Dienstleistung aus Österreich erfreut sich aber insgesamt ungebrochener Beliebtheit: »Im Vergleich zu 2017 sind die Exporterlöse der UBIT-Mitglieder im Bereich Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT im Jahr 2018 in Summe um 12,6 Prozent bzw. 1,11 Milliarden Euro von 8,81 Milliarden Euro auf 9,92 Milliarden Euro gestiegen«, erklärt Iris Fischl von der KMU Forschung Austria.

Investitionen pushen das Wachstum

Bei den Investitionen zeigen sich ebenfalls sehr starke Zahlen: Die Investitionsquote, also das Verhältnis von Investitionen gegenüber dem Umsatz, ist im Berufsfeld Informationstechnologie mit 10,4 Prozent am höchsten und damit gegenüber 2017 weiter angestiegen. Bei den Unternehmensberatern beliefen sich die Investitionen im Jahr 2018 auf 8,8 Prozent, bei der Buchhaltung auf 3,3 Prozent der Umsatzerlöse. Für das laufende Jahr 2019 wird in den Berufsgruppen IT (5,5 Prozent) und in der Unternehmensberatung (7,3 Prozent) wieder mit steigenden Investitionen gerechnet. Allein im Bereich der Buchhaltung geht man von leicht sinkenden Investitionen (minus 0,5 Prozent) aus.

Weiterbildung essentiell

2018 wurden von der Berufsgruppe Buchhaltung im Durchschnitt 2,5 Prozent des Jahresumsatzes für Aus- und Weiterbildung aufgewendet. In der Berufsgruppe Unternehmensberatung waren es ebenfalls 2,5 Prozent und in der Informationstechnologie 0,9 Prozent. »Qualität ist der Schlüssel unserer Branche. Unsere hauseigene UBIT-Akademie incite bietet zahlreiche Programme für Unternehmensberater und IT-Experten in den verschiedensten Spezialbereichen an. Auch das Interesse an den beiden akademischen Programmen zum MBA of Management Consultancy und MBA in IT Consultancy ist groß. UBIT-Mitgliedsbetriebe nutzen das incite Angebot sehr umfassend«, erklärt UBIT-Obmann Harl. Im Jahr 2018 wurden im Rahmen von KMU Digital 587 UBIT-Berater zertifiziert: In Summe wurden 392 Certified Digital Consultants, 127 Certified Data & IT Security Experts und 68 Certified eCommerce & Social Media Consultants ausgebildet.

Umsatzerwartungen für 2019 weiterhin positiv

Das beachtliche Wachstum der UBIT-Betriebe scheint sich auch heuer fortzusetzen. Die Auftragslage im Jänner beziehungsweise im Februar 2019 wurde im Branchendurchschnitt mit »eher gut« beurteilt und alle Berufsgruppen rechnen mit einem Umsatzplus im laufenden Jahr 2019. Der Anteil der Unternehmen mit einer sehr guten Auftragslage ist in der Berufsgruppe Buchhaltung im Jänner/Februar 2019 mit 36,0 Prozent am höchsten.

Auf dem weg zur Digination

»Die aktuellen Zahlen zeigen die große standort- und wirtschaftspolitische Bedeutung der österreichischen Beratungsbranche. Die Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT-Dienstleistungen leisten einen entscheidenden Anteil für den Wirtschaftsstandort, um Österreich weiter an die Spitze zu bringen. Digitalisierung und die Umsetzung unseres digiNATION Masterplans für Österreich zusammen mit der Bundesregierung sind mit unseren Betrieben der Konjunkturmotor für den Standort Österreich«, freut sich Fachverbandsobmann Alfred Harl.


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