Ungeliebte Tests

BDC-Studie: 71 Prozent der heimischen Unternehmen investieren weniger als die Hälfte des Gesamtprojektaufwands in Tests. [...]

BDC IT-Engineering hat das Institut meinungsraum.at mit einer für die österreichische Unternehmenslandschaft repräsentativen Studie zum Thema Software-Tests und Qualitätssicherung beauftragt. Mit der Online-Befragung „Acceptance Monitor“ sollen nicht nur Trends im Testen, sondern auch Optimierungspotenziale aufgezeigt werden. Bei der Testaufwandsschätzung geht man in einschlägiger Fachliteratur von 50 Prozent in Relation zu Analyse und Entwicklung aus. An diese Daumenregel halten sich 71 Prozent der österreichischen Unternehmen laut Studienergebnissen nicht. Auffällig: Knapp 60 Prozent der Befragten geben allerdings an, dass der Stellenwert der Qualitätssicherung bei Softwareprojekten für ihr Unternehmen sehr hoch oder hoch sei. Wie passt das zusammen?

Helmut Biely, CEO von BDC IT-Engineering, bei der Studienpräsentation in Wien Ende März: „Unter dem Druck eines nahenden Release-Termins sparen Entwickler oftmals die fehlende Zeit beim Testaufwand ein, Fachabteilungen können wegen Zeit- und Ressourcenmangel die Abnahme nicht so vollständig und strukturiert wie geplant durchziehen. Zudem hängt der Testaufwand von zahlreichen Faktoren, wie Produktcharakteristika, Kritikalität oder Anforderungen ab, die von Fachabteilungen unterschätzt bzw. schlichtweg ignoriert werden. Die Folgen sind Verzögerungen, schlechte Softwarequalität, verärgerte Kunden, frustrierte Mitarbeiter und hohe Kosten für die Nachbesserung.“ Die Folgen: 59 Prozent der Software-Projekte wurden in den letzten 12 Monaten in Österreich über Budget und/oder Zeit oder mit starker funktioneller Veränderung abgeschlossen oder frühzeitig abgebrochen bzw. sind sogar gescheitert.

41 Prozent der Unternehmen verfügen über eine eigene Qualitätssicherungsabteilung. 32 Prozent der Befragten gaben an, dass sie den Bedarf an externen QS-Dienstleistungen für die nächsten 12 Monate als sehr hoch oder hoch bewerten. Externe Testressourcen werden hauptsächlich in Österreich und vor Ort beim Kunden eingesetzt. Überraschenderweise zeigt die Erhebung, dass der Anteil des Off-Shorings von Testaktivitäten in Mitteleuropa und ganz besonders in Osteuropa bloß eine marginale Rolle spielt.

WIE AGIL IST ÖSTERREICH?

30 Prozent der Befragten setzen klassische Vorgehensmodelle, wie Wasserfall-, V- und W-Modelle ein, wobei 22 Prozent der Befragten iterativ-inkrementelle Vorgehensmodelle, wie etwa agile Methoden, verwenden. „Vergleichsweise wenig, wenn man bedenkt, wie groß der Hype um agile Testmethoden scheint“, so BDC-CEO Biely. Scrum ist bei den eingesetzten agilen Vorgehensmodellen mit 30 Prozent immer noch das beliebteste System.

Bei den Entwicklungsprojekten der letzten 12 Monate sind Neuentwicklungen mit 44 Prozent an erster Stelle.  Es folgen Redesign und Weiterentwicklungen mit 35 Prozent sowie Wartungsprojekte (34 Prozent).

Auf die Frage der COMPUTERWELT, wie es mit Testautomation aussieht, liefert die Studie ein düsteres Bild: 39 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass sie keinerlei Testwerkzeuge verwenden. 36 Prozent vertrauen auf Tools in Sachen Fehlermanagement, 27 Prozent auf Tools für Testmanagement und nur 25 Prozent auf Tools für Testautomation. Die Nutzung von Werkzeugen wie Selenium und Tosca bewegt sich im niedrigen einstelligen Bereich.

Die Grundlagen für das Testfalldesign sind laut BDC-Studie sehr unterschiedlich. Das Altsystem oder das bestehende System bilden mit 46 Prozent am öftesten die Grundlagen für das Testfalldesign. Die Mitarbeiterkenntnisse oder -erfahrung kommen mit 34 Prozent an zweiter Stelle, gefolgt von Use Cases mit 29 Prozent.

Eine immer wieder zitierte Herausforderung in Sachen Testen und Qualitätssicherung wird auch durch die aktuelle Studie bestätigt: Entwickler sind die Hauptverantwortlichen für die Durchführung des funktionalen Black-BoxTests – und zwar mit satten 50 Prozent.

Die Testinvestitionen blieben tendenziell gleich, in den Bereichen Aus- und Weiterbildung, Effizienzsteigerung und Testwerkzeuge gab es Netto-Steigerungen. Positiv: 55 Prozent der Unternehmen unterstützen die Weiterbildung im Bereich Qualitätssicherung. (pi/wf)


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