Universität Wien: Suche leicht gemacht

Die Universität Wien steht vor dem Problem schnell wachsender Datenberge. Mit der Einführung der Google Search Appliance sieht die Welt wieder freundlicher aus. Die COMPUTERWELT hat mit dem verantwortlichen Projektleiter Raman Ganguly gesprochen. [...]

Die Universität Wien wurde im Jahr 1365 gegründet und ist somit die älteste Universität im deutschen Kulturraum und eine der größten in Zentraleuropa. Derzeit sind rund 91.000 Studierende zugelassen. Mit rund 9.400 Mitarbeitern, davon 6.700 Wissenschaftern, ist die Universität Wien zudem die größte Lehr- und Forschungseinrichtung in Österreich.

Der Internetauftritt der Institution im Herzen Wiens ist hochfrequentiert: Auf die rund 850 Webseiten greifen nicht nur die 100.000 Studierenden und Mitarbeiter, sondern auch Außenstehende zu. Dazu kommen das Intranet, die Informationsplattform Student Point sowie wissenschaftliche Projektseiten. „Bevor wir vor sechs Jahren unser zentrales Webseiten-Service gestartet haben, war die Situation so, dass jedes Institut und jedes wissenschaftliche Projekt eigene Websites gebaut hat. Die Folge war eine bunte Landschaft ohne Rücksicht auf das Corporate Design“, sagt Raman Ganguly, Leiter Software Design and Development des Zentralen Informatikdienstes der Universität Wien, im Gespräch mit der COMPUTERWELT. Heute kann etwa jedes Institut und jedes Projekt kostenlos eine standardisierte Webseite im Corporate Design und mit zahlreichen Funktionen beziehen.

Eine weitere Herausforderung war bis vor kurzem die Suche, die mittels des universitätseigenen Content-Management-Systems zur Verfügung gestellt wurde – allerdings mit Einschränkungen: „Die Qualität der Suchresultate war verbesserungs­bedürftig. Relevante Inhalte ließen sich häufig trotz intensiver Recherche nicht finden, die Bedienerfreundlichkeit war nicht intuitiv. Die Folge: Unsere Nutzer fanden nicht, was sie für das Studium, die Lehre oder einfach nur zu Informationszwecken benötigten“, so Ganguly.

Um das Problem in den Griff zu bekommen, wurde der Leiter Software Design und Development in der Gruppe Argeinfo aktiv, einer Austauschplattform, die sich aus Mitgliedern mehrerer österreichischer Universitäten zusammensetzt, zum Beispiel der TU Graz, der Uni Innsbruck und einiger Kunstuniversitäten. „In Sachen Enterprise Search konnten wir auf Erfahrungsberichte der TU Graz zurückgreifen, die die Google Search Appliance ein Jahr zuvor eingeführt hatten.“

Nach eigenen Recherchen, die keine vergleichbare Lösung zutage brachte, und der Präsentation durch den Hersteller und Lösungspartner entschied sich die Universität Wien für die Enterprise-Search-Lösung von Google. „Open Source kam in diesem Zusammenhang nicht in Frage, da es einen administrativen Mehraufwand bedeutet hätte, was angesichts der strukturellen Probleme der Universitäten nicht möglich gewesen wäre. Daher suchten wir ein System mit geringem Verwaltungsaufwand, das zudem kostengünstig ist und es ermöglicht, die Daten und die Lösung selbst im Haus zu haben. Da wir eine Wissenschaftseinrichtung sind, existiert eine hohe Sensibilität in Sachen Datensicherheit. Die Google Search Appliance kann man so konfigurieren, dass niemand von außen zugreifen kann, auch Google nicht“, skizziert Ganguly die Entscheidungskriterien. Unter’m Strich kommt die integrierte Hardware- und Software-Suchlösung gut an: „Sie erfüllt all unsere Anforderungen. Sie ermöglicht es uns nicht nur, Googles preisgekrönte Suchtechnologie auf all unseren Webseiten sowie unserem Intranet zu integrieren. Sie benötigt zudem nur minimale IT-Ressourcen für die Instandhaltung und Betreuung und ist einfach zu konfigurieren und zu warten. Unsere IT-Abteilung freut’s.“

Die Uni Wien hat mit der kleinsten Lizenz begonnen: mit rund 500.000 Objekten, die indiziert werden. Ende letzten Jahres hat sie auf eine Lizenz aufgestockt, die eine Million Objekte abdeckt. „Es war am Anfang schwer einzuschätzen, auf wie viele indizierte Seiten wir kommen werden. Jede Seite, die gefunden wird, ist ein indiziertes Objekt. Jede News gilt als eine eigene Seite. Google hat uns empfohlen, zunächst klein zu beginnen und das System schrittweise auszubauen.“  

SCHNELLE IMPLEMENTIERUNG
Die Implementierung der Appliance ist rasch über die Bühne gegangen: „Die Initialkonfiguration und die Einschulung haben zwei Tage gedauert. Wir konnten also sehr schnell loslegen. Vor der Implementierung lag es an uns, zu definieren was indiziert werden soll und was nicht. Die Google-Lösung bietet sehr viele Möglichkeiten, man kann Datenbanken darauf laufen lassen und ganze File-Systeme. Alle wichtigen Einrichtungen der Universität Wien sind nun indiziert.“  

Das neue System hat nicht nur die Suchresultate, sondern auch die Sichtbarkeit der Forschungseinrichtung deutlich verbessert – ein Aspekt, der immer wichtiger wird: „Wer nicht gesehen wird, erhält keine Folgeaufträge der Wirtschaft oder keine Kooperationsangebote von anderen Forschungseinrichtungen. Der qualitative Nachweis einer Universität ist der Forschungs-Output meist in Form von Publikationen, die jedoch erst am Ende eines Forschungsprozesses stehen. Entsprechende Einrichtungen sind daher bestrebt, auch den Prozess selbst darzustellen, noch vor der Veröffentlichung – Work in Progress also. Google hilft uns, diese Transparenz zu verbessern“, bringt Ganguly es auf den Punkt.

In einem nächsten Schritt ist der Einsatz der Appliance für Internetportale geplant, die derzeit noch im Aufbau sind. Ferner soll die Lösung an das gesamtuniversitäre Digital-Asset-Management-System mit Langzeitarchivierungsfunktionen – Phaidra genannt – angebunden werden. „Phaidra ermöglicht uns, digitale Objekte aus Forschung und Lehre zu speichern, zu dokumentieren und auf lange Zeit zu archivieren. Die Google-Lösung soll sämtliche Inhalte mit einem Klick leicht durchsuchbar machen“, erläutert Ganguly. „Wir sind zuversichtlich, dass das innerhalb kürzester Zeit gelingt und unsere Nutzer alles finden, wonach sie suchen.“ Bei der Langzeitarchivierung geht es nicht um die kommenden zehn Jahre, sondern um 100 und mehr – damit die Universität Wien auch 1.000 Jahre nach Gründung ihre Aufgaben als eine der führenden Bildungs- und Forschungseinrichtungen erfüllen kann. (su)


Mehr Artikel

News

Große Sprachmodelle und Data Security: Sicherheitsfragen rund um LLMs

Bei der Entwicklung von Strategien zur Verbesserung der Datensicherheit in KI-Workloads ist es entscheidend, die Perspektive zu ändern und KI als eine Person zu betrachten, die anfällig für Social-Engineering-Angriffe ist. Diese Analogie kann Unternehmen helfen, die Schwachstellen und Bedrohungen, denen KI-Systeme ausgesetzt sind, besser zu verstehen und robustere Sicherheitsmaßnahmen zu entwickeln. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*