„Unser Ziel ist die Qualitätsführerschaft“

Zwei IT-Trainingsanbieter machen gemeinsame Sache, um den Markt besser bedienen zu können. Die Marktführerschaft steht dabei außer Frage – doch darum gehe es gar nicht, erklärt aETC-Geschäftsführer Michael Sowoboda im Interview. [...]

Das Wiener Unternehmen aETC und Global Knowledge Österreich gründen ein 50:50 Joint Venture als gemeinsames Seminar-Unternehmen für IT-Trainingslösungen. Die COMPUTERWELT hat aETC-Geschäftsführer Michael Swoboda zum Gespräch gebeten.

Was war der Hintergrund für dieses Joint Venture?
Michael Swoboda:
Global Knowledge Österreich und aETC haben in den vergangenen Jahren punktuell immer wieder kooperiert. Dort, wo es Sinn gemacht hat, haben wir abseits der Mitbewerberschaft zusammengearbeitet – und so ist diese Idee gereift. Der Hintergrund ist, dass ganz spezifische Anforderungen unserer Kunden an den heutigen IT-Trainingsmarkt entstanden sind. Das betrifft etwa das Thema Sicherheit: Ein Kunde, der heute ein Training bucht, braucht dieses Know-how zu einem bestimmten Zeitpunkt. Wenn ich das Seminar nicht durchführen kann, wirft das extrem viel durcheinander. Das war früher entspannter. Heute setzen die Kunden vorrangig darauf, dass ein Seminaranbieter Sicherheit bieten kann, also dass die Seminare zur richtigen Zeit stattfinden. Das ist eine Herausforderung, die komplexer geworden ist; ich kann Seminare nur durchführen, wenn ich eine gewisse Teilnehmeranzahl habe. Durch den Zusammenschluss dieser zwei führenden Anbieter in Österreich sind wir in Zukunft in der Lage, den Kunden mehr Terminsicherheit zu bieten.

Welche Projekte wurden vor dem Joint Venture gemeinsam umgesetzt?
Wir haben zum Beispiel im Bereich von Microsoft-Partner-Ready-Initiativen gemeinsame Angebote gehabt. Auch am letzten Microsoft Day sind wir gemeinsam aufgetreten. Wir wollten auch den Kunden gegenüber symbolisieren, dass es zwei Gold-Learning-Partner in Österreich gibt, die das beste Portfolio anbieten und jetzt gemeinsam auftreten. Das hat sehr gut funktioniert und für viel Überraschung gesorgt.  

Was erwarten Sie sich konkret von der Partnerschaft?
Wir gehen davon aus, dass durch die steigende Teilnehmeranzahl je Training nicht nur die Sicherheit für den Kunden gewährleistet werden kann, sondern natürlich auch die Umsatzsituation des neuen Unternehmens gestärkt wird.

Was verändert sich am Angebot?
Wir werden aktuelle Themen früher und auch in einer höheren Frequenz anbieten können. Früher deswegen, weil wir noch tiefer in die Produktentwicklungszyklen unserer Lieferanten involviert sein können, also schon sehr früh Technologieführerschaft demonstrieren können, indem wir da Trainings anbieten. Und wir werden für die Kunden, die darauf bauen, dass es in entsprechenden Zyklen die entsprechenden Seminare gibt, die Terminfrequenzen anpassen. Das ist natürlich abhängig von der Nachfrage, je nach Produktkategorie, aber wir werden unseren Kunden ein gesteigertes Angebot präsentieren können.

Inwieweit hat sich die Trainer- und Mitarbieterzahl erweitert?
Das Team des neuen ETC Enterprise Training Centers wird ungefähr doppelt so groß sein wie bisher. Wir müssen die höhere Frequenz und die höhere Seminaranzahl weiter professionell managen können, wie wir das auch in der Vergangenheit gemacht haben. Die existierenden Partnerschaften mit unseren Trainern werden fortgeschrieben, und wir können den Trainern in Zukunft durch mehr Angebotsvielfalt bei den Partnern und bei den Kunden auch entsprechend mehr Aufträge zukommen lassen.

Welche Pläne gibt es für die Zukunft?
Der erste Schritt ist die Integrationsphase. Wir werden den Standort im dritten Bezirk massiv ausbauen. Das  Ziel ist, dass wir ab 1. Juni alles am gemeinsamen Standort zusammenziehen. Auch die Standorte Graz und Linz sind eine Neuigkeit für ETC-Kunden. Und wir werden bereits im Juni mit einer Eventserie zu Zukunftsthemen im Bereich IT aufhorchen lassen.

Wie wird der Ausbau aussehen?
Es wird größer. Es wird mehr Seminarräume geben und wir werden auch einen Veranstaltungsraum realisieren. Wir werden unsere Terrasse ausbauen und planen auch, unsere Seminarräume weiter aufzurüsten, um verstärkt virtuelle, ortsunabhängige Trainings anbieten zu können.

Wie viele Leute finden dann Platz?
Wir haben heute ein Volumen von etwa 100 Personen, nach dem Ausbau haben wir dann ein theoretisches Gesamtvolumen von knapp über 200 Menschen, die zeitgleich auf Trainings sein können – natürlich ohne mit einzuberechnen, dass es die Möglichkeit gibt, mit Virtual-Classroom-Lösungen zusätzlich teilzunehmen. Da ist nach oben hin viel Platz.

Wie sieht der heimische IT-Schulungsmarkt nach diesem Joint Venture aus?
Wenn man den gesamten IT-Schulungsmarkt betrachtet, sind wir ein mittlerweile ganz etablierter Anbieter, aber es gibt natürlich viele andere – öffentliche Institutionen beispielsweise. Und es gibt den Graumarkt, diejenigen, die nicht Hersteller-zertifiziert sind, und so weiter. Hier gibt es also einiges. Wenn man in die spezifischen Gebiete hineingeht – etwa in Microsoft oder Cisco – wird dieses neue Schulungszentrum in beiden Bereichen und auch in anderen eine sehr markante Position einnehmen: Wir werden sicherlich das meiste vom öffentlichen Terminplan anbieten und die meisten Teilnehmertage realisieren – und wir haben das beste und stärkste Beratungs- und Serviceteam dahinter stehen.

Von der Marktführung kann man also (noch) nicht sprechen?
Ich scheue mich immer vor dem Wort. Die Marktführerschaft steht beispielsweise im Microsoft-Bereich ohnehin außer Frage – da sind wir bei weitem der größte Anbieter. Die Marktführerschaft ist immer nur eine Zahl, sie bietet dem Kunden keinen direkten Mehrwert. Es geht um die Qualität. Wenn ich Marktführer bin, ist das schön, das heißt aber nur, dass die meisten Leute herkommen. Es heißt aber nicht, dass die meisten Leute auch das beste Service bekommen. Und das ist unser Ziel. Qualitätsführer zu sein, ist ein viel wichtigeres Thema als eine Marktführerschaft für sich zu beanspruchen.

Das Gespräch führte Michaela Holy-Zwickelstorfer.

Michael Swoboda:
Michael Swoboda ist Geschäftsführer des aETC Enterprise Training Center und seit 20 Jahren im Trainingsbusiness tätig. Er startete seine Karriere bei Unisys Education Services, war danach als Office-Trainer aktiv und wechselte schließlich in den Bereich Marketing & Sales. 1999 hat Sowoboda gemeinsam mit Richard Melbinger im Rahmen eines Management Buyouts ETC gegründet.


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*