Viele Arbeitnehmer wollen sich selbstständig machen, wissen aber nicht wie. Mehr wirtschaftliche Bildung in Schulen wird gefordert. [...]
Viele Arbeitnehmer in Österreich möchten sich selbstständig machen oder stärker unternehmerisch in ihren Betrieben einbringen. Jeder vierte hat bereits über ein Geschäftsmodell, das Startkapital und eine kompetente Beratung nachgedacht. Aber nur zehn Prozent haben in den letzten fünf Jahren wirklich erfolgreich konkrete Schritte unternommen und sind weitergekommen, vier Prozent blieben erfolglos. Dies zeigt eine Befragung von TNS Emnid im Auftrag der Bertelsmann Stiftung.
Den Sprung in die Selbstständigkeit scheuen viele dabei nicht nur, weil ihnen die Risiken zu hoch sind. Oft fehlt auch das Knowhow. Ein Fünftel der Befragten ist davon überzeugt, sie wären bereits selbstständig, wenn sie in der Schule oder der Ausbildung gelernt hätten, wie man ein Unternehmen gründet. Die Förderung von unternehmerischem Denken im Rahmen der Schul- und Berufsausbildung trifft in Österreich deshalb auf große Zustimmung. Über 70 Prozent der Bürger wünschen sich, dass wirtschaftliche Bildung als Unterrichtsfach eingeführt wird. Darüber hinaus befürworten zwei Drittel eine staatliche Unterstützung bei der Unternehmungsgründung.
GRÜNDUNGSZAHLEN STEIGEN
Liz Mohn, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung, dazu: „Veränderung und Innovation fangen beim Einzelnen an. Jeder besitzt im Rahmen seiner Kompetenzen und Talente die Chance, unternehmerisch zu denken und zu handeln. Dazu gehören Rahmenbedingungen in Wirtschaft und Gesellschaft und die Bereitschaft, sein Wissen zu teilen und im Bildungssystem Kenntnisse über ökonomische Zusammenhänge zu verankern.“
Dabei wagten im Jahr 2013 im Vergleich zum Jahr davor 1.640 mehr Menschen den Schritt in die Selbstständigkeit – insgesamt waren es 28.565 Neugründer. Frauen sind dabei weiter auf dem Vormarsch. Sie machen 43,5 Prozent der Neugründer aus, das sind um 1,6 Prozent mehr als 2012.
Auch wenn der Ruf nach wirtschaftlichen Bildungsmaßnahmen in der Schule immer lauter wird, gibt es dennoch einige Gründungsberatungsstellen in Österreich. So sind beispielsweise die Wirtschaftskammer Österreich zu nennen, die AMS-Gründerförderung, das „Entrepreneurship Center Network“ (ECNetwork), der universitäre Gründerservice INiTS oder u:start.
Doch wäre es vielen Mitarbeitern auch schon recht, mehr unternehmerische Verantwortung zu haben. Die Umfrage zeigt nämlich weiterhin, dass Betriebe in Österreich das unternehmerische Potenzial ihrer Mitarbeiter nur unzureichend nutzen. 44 Prozent der Arbeitnehmer beklagen, dass sie im Beruf kaum Möglichkeiten haben, mehr Verantwortung zu übernehmen und unternehmerisch zu handeln. Zwei Drittel der Beschäftigten wünschen sich von ihren Führungskräften grundsätzlich mehr Entscheidungsfreiheit für unternehmerisches Denken und Handeln am Arbeitsplatz. 77 Prozent der Arbeitnehmer wissen, was sie beitragen können, um die Geschäftsziele ihrer Organisation zu erreichen. Knapp 60 Prozent handeln selbstständig und initiieren an ihrem Arbeitsplatz Prozesse auch ohne Auftrag ihrer Führungskräfte. (mi/pi)
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